Wolodymyr Selenskyj: "… dann wird die Ukraine den Krieg verlieren"
Ukrainischer Präsident spricht erstmals offen von möglicher Niederlage. Äußerungen sollen Druck auf US-Republikaner erhöhen. Russen auf dem Vormarsch.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals öffentlich vor einer Niederlage der Ukraine im Krieg gegen russische Truppen im eigenen Land gesprochen. Bei einer Videokonferenz sprach er eine eindringliche Warnung aus: Die Ukraine laufe Gefahr, den Krieg mit Russland zu verlieren, sollte der US-Kongress weiterhin wichtige US-Hilfen blockiert.
Äußerungen machen Hilfsbedarf deutlich
Selenskyjs Äußerungen zeigen wie selten zuvor den massiven Bedarf an ausländischer Militärhilfe, zumal die militärischen Aktivitäten der russischen Armee zuletzt in einem erheblichen Maße zugenommen haben.
Seine ernüchternde Warnung sprach der ukrainische Präsident während einer Videokonferenz mit Botschaftern der staatlichen Spendenplattform United24 aus. Dabei betonte er die entscheidende Rolle der US-Hilfe für die Verteidigungsanstrengungen der Ukraine. "Wenn der (US-amerikanische) Kongress der Ukraine nicht hilft, wird sie den Krieg verlieren", sagte Selenskyj.
Militärische Lage der Ukraine sehr schwierig.
Damit ist erstmals deutlich geworden, wie schlechte militärische Lage seines Landes ist. Eine mögliche bis wahrscheinliche Niederlage der ukrainischen Truppen wurde auch im westlichen Ausland mitunter als russische Propaganda bezeichnet.
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Nun betonte der ukrainische Präsident die Bedeutung der US-Militärhilfe und versicherte, dass es ohne diese Unterstützung für die Ukraine schwierig sein werde, sich gegen die russische Aggression zu verteidigen oder gar ihre Souveränität zu bewahren. Selenskyjs Äußerungen fallen in eine Zeit, in der die Bemühungen um 60 Milliarden US-Dollar an US-Hilfe andauern, die im Kongress aufgrund parteipolitischer Auseinandersetzungen blockiert sind. Offensichtlich will er damit auch den Druck auf die Republikaner von Donald Trump erhöhen, ihre Blockade aufzugeben.
Selenskyj warnt vor Konsequenzen einer Niederlage
Vor diesem Hintergrund warnt der ukrainische Präsident vor weitreichenderen Konsequenzen: Eine Niederlage der Ukraine würde Russland ermutigen, seine Aggression auszuweiten und möglicherweise sein nukleares Militärpotenzial einzusetzen, um westliche Staaten einzuschüchtern. Die Dringlichkeit der Situation wird durch die jüngsten Vorstöße der russischen Armee unterstrichen, die sich unter anderem der strategisch wichtigen Stadt Chasiv Jar in der östlichen Region Donezk nähert.
Berichte des gut mit den ukrainischen Streitkräften verbündeten Telegram-Kanals "DeepState" bestätigen den Vormarsch der russischen Armee, verweisen aber auch auf den ukrainischen Widerstand bei der Abwehr von Angriffen auf Chasiv Yar. Der ukrainische Militärsprecher Oleg Kalaschnikow hob die Bedeutung der Stadt hervor und warnte vor einer möglichen Bedrohung der Logistikrouten im Falle einer Einnahme durch die russischen Truppen.
Das 60-Milliarden-Dollar-Hilfspaket der USA ist für die Stärkung der militärischen Kapazitäten der Ukraine und die Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen entscheidend. Dennoch ist es weiterhin Gegenstand eines heftigen Disputs im US-Kongress, was die ohnehin schlechte Lage der Ukraine weiter verschärft. Trotz laufender diplomatischer Bemühungen hängt das Schicksal des Hilfspakets von der Lösung innenpolitischer Streitigkeiten in den USA ab.