ZDF-Waffenkunde für den Nachwuchs: Taurus? Na "logo"!
KiKa gerät mit einem Clip ins Kreuzfeuer: Wenn Kindernachrichten zur Kriegspropaganda mutieren. Ein Kommentar.
Der KiKa (Kinderkanal), den ZDF und ARD gemeinsam verantworten, hat jüngst aber mal so richtig "Flagge gezeigt", mit einem Beitrag der "logo"-Redaktion, die insbesondere die täglichen Nachrichten für Kinder produziert.
Mit einem Kurz-Video wird genau das ins Visier genommen, was diesen Kanal und seine Beiträge auf verschiedenen Internet-Plattformen laut KiKa-Selbstverständnis auszeichnen soll – kindgerechte Medienkompetenz. Sachliche Information und Angebote zur eigenen Meinungsbildung?
Beides, um im Bild zu bleiben, in einer offensichtlich entscheidenden Frage von Krieg und Frieden: Getroffen und versenkt.
Das KiKa-Video hier geht viral dieser Tage, unter anderem auf YouTube und Instagram. Worum geht es in dem Clip, der, um Missverständnissen vorzubeugen, nicht in den logo-Nachrichten im linearen Programm ausgestrahlt, sondern über soziale Netzwerke ausgespielt wurde?
Der Titel "Kein TAURUS für die Ukraine" ist zielgenau irreführend. Denn die gesamte Botschaft des 52-Sekünders lautet: "Taurus? Na logo!"
Wenn Marschflugkörper sprechen
Es beschweren sich menschlich anmutende Marschflugkörper aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie ein Leopard-2-Panzer unter polnischer Flagge darüber, dass die deutsche Wunderwaffe "Taurus" (noch) nicht nach Osten darf. Zitat:
"Dem Olaf Scholz müssten wir Marschflugkörper mal ordentlich den Marsch blasen."
Denn der weigere sich weiterhin, "Taurus" in die Ukraine zu liefern. Der deutsche Taurus ist natürlich, leider komplett un-ironisch: Klassenbester und Streber:
"Kein Wunder, dass die (in der Ukraine, d.A.) mich haben wollen. Ich bin halt eindeutig der bessere Marschflugkörper!"
Aber, sagt die Waffe aus Frankreich, nur ein
"Ar…(Piepton)flugkörper, wenn du nicht bald hier auftauchst."
Der deutsche Kanzler, sind sich die Waffen aller Nationen und Gattungen einig, "zögert und zaudert" mal wieder. Die UK-Granate grantelt: "Der German Fachbegriff dafür ist 'scholzen'!" Kurz und schlecht: Es könne hier nicht zwei oder gar noch mehr Meinungen geben - ab mit den Germans an die Front – jetzt zumindest mit deren Taurus-Waffen.
Ein harter Schnitt
Nun ein ziemlich harter Schnitt hier im Text – zum Thema "Verantwortliches Handeln" laut Kika-Webseite Dort werden "Nachhaltigkeit" und "Vielfalt" als zentrale Werte dargestellt.
Kinderprogrammverantwortliche stehen in der besonderen Verpflichtung, nachhaltige und konsistente Unternehmens- und Programmentscheidungen zu treffen.
Der Werterahmen von KiKA entspricht seiner gesellschaftlichen Verantwortung und umfasst Diversität ebenso wie Nachhaltigkeit oder Barrierefreiheit. Moderatorinnen und Moderatoren, Heldinnen und Helden haben Vorbildcharakter und sind Identifikationsfiguren für die junge Generation. KiKA-Angebote reflektieren die unterschiedlichen Lebensmodelle von Familien in Deutschland oder zeigen Kulturen aus aller Welt.
Vielfalt ist für KiKA ein besonderer Wert, sie spiegelt die pluralistische Gesellschaft, in der Kinder heute leben.
Beiträge wie der hier kritisierte widersprechen in buchstäblich jeder Hinsicht diesem Anspruch. Und damit der Vorgabe, Medienkompetenz als soziale Schlüsselqualifikation zu vermitteln. Wie heißt es in der Kika-Selbstdarstellung so schön: Ziel sei es, "Kinder zu selbstbestimmten und souveränen Akteuren der Medienwelt zu machen."
Wenn das Thema und die Lage nicht so ernst wären, ließe sich sarkastisch sagen: Klar, liebe Kinder, Ihr könnt ja alle unserer Meinung sein. Damit habt Ihr es auch leichter im Leben. Denn wir sind die Guten, wir sind die Schlauen. Und daher müsst Ihr dann auch die ganz Tapferen sein!
Um dem Zynismus solcher Beiträge mal rein hypothetisch etwas Zynisches entgegenzusetzen: Was kommt als Nächstes im KiKa? Na "logo" –
1. dem "Zauderer", ja Defätisten, Scholz wird seine Wehrdienstverweigerung an den Kopf geworfen und um die Ohren gehauen;
2. die Kika-Redaktion meldet sich freiwillig an die Front in der Ukraine und macht dort 14 Tage ein Praktikum als Bodentruppe im Schützengraben. Und wenn dann noch jemand von dort zurückkehrt in den Sender, wird
3. demnächst im Programm für die Rekrutierung von Kindersoldaten, pardon: Kindersoldat*innen für die Ukraine geworben?
Wahnsinn? Ja - leider!
Aber wie auch immer - "ist dies schon Wahnsinn, hat es doch Methode", wusste bereits William Shakespeare im Hamlet. Und auch, dass Fundamentales faul scheint – in dem Fall im Staate Deutschland. Nicht zuletzt in den Medien hierzulande, wie hier an - nun ja: vorderster Front im "Kinderkanal" von ARD und ZDF.