Zins-Politik: Prävention von weiteren Bank-Pleiten

Seite 2: EZB: Siebte Erhöhung in Folge

Damit vergrößert die Fed auch den Handlungsspielraum für die Europäische Zentralbank (EZB), die das Inflationsproblem am liebsten aussitzen wollte, dann aber auf die Fed-Zinspolitik reagieren musste, weil mit deren schnellen Zinsanhebungen eine starke Kapitalflucht aus dem Euroraum einherging.

Der Euro kam noch stärker unter Druck, womit sich Energie in Europa weiter verteuerten, da Öl und Gas in US-Dollar bezahlt werden müssen. Auch darüber wurde die Inflation hier weiter erhöht. Deshalb folgte die EZB verspätet den Zinsschritten der Fed, um den Zinsunterschied (Spread) nicht zu groß werden zu lassen, der die Kapitalflucht befördert.

Angesichts der geänderten Geldpolitik – und weil Powell auch in den Raum gestellt hatte, es könnte die letzte Zinsanhebung in diesem Jahr gewesen sein –, hatte die EZB die Möglichkeit, die Leitzinsen ebenfalls nur um 25 Basispunkte auf 3,75 Prozent zu erhöhen.

Das ist die siebte Erhöhung in Folge. Doch die Inflation im Euroraum hält sich noch deutlich hartnäckiger als in den USA. Sie ist, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat in ihrer ersten Schnellschätzung gerade mitgeteilt hat, im April sogar wieder leicht von 6,9 Prozent auf offizielle 7 Prozent gestiegen.

Allerdings ist die Kerninflation demnach – im Gegensatz zu den USA – erstmals wieder leicht von 5,7 Prozent im Vormonat auf nun 5,6 Prozent zurückgegangen.

Die EZB-Chefin Christine Lagarde betonte, man habe "noch mehr Boden gut zu machen." Wolkig drückt sich die der EZB-Rat auch nach dieser Zinssitzung wieder aus, wenn er erklärt.

"Die zukünftigen Beschlüsse des EZB-Rats werden dafür sorgen, dass die Leitzinsen auf ein ausreichend restriktives Niveau gebracht werden, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation zum mittelfristigen 2-Prozent-Ziel zu erreichen."

Das behauptet man in Frankfurt schon seit Langem, nur das Ergebnis stellt sich nicht ein. Natürlich machte die neoliberale Lagarde die Lohnabschlüsse für eine hartnäckig hohe Inflation verantwortlich.

"Die jüngsten Tarifabschlüsse haben die Inflationsrisiken erhöht."

Die kräftigeren Lohnabschlüsse dürften in diesem Jahr stärker zum Preisauftrieb beitragen, fügte sie hinzu und warnte vor der Lohn-Preis-Spirale.

Von Gewinninflation, Profitgier und übermäßigen Gewinnmitnahmen, die nach Untersuchungen auch die Lebensmittelpreise enorm antreiben und damit auch die Inflation, war aus ihrem Mund erwartungsgemäß nichts zu vernehmen.