Zins-Politik: Prävention von weiteren Bank-Pleiten
- Zins-Politik: Prävention von weiteren Bank-Pleiten
- EZB: Siebte Erhöhung in Folge
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US-Notenbank Federal Reserve hebt Leitzins nur leicht an, obwohl Inflation wieder steigt. Grund ist ein Bankenkollaps. EZB reagiert mit kleinem Zinsschritt. Wie geht es weiter?
Die aktuellen Zinsentscheidungen der Notenbanken, allen voran der US-Zentralbank Federal Reserve, waren nach der erneut aufgeflammten Bankenkrise in den USA nicht anders zu erwarten. Schon im März hatte die Fed den Leitzins angesichts neuer Bankenpleiten nur noch um 25 Basispunkte erhöht.
Diesen Kurs führt die US-Notenbank fort. Sie erhöhte die Leitzinsen zwar zum zehnten Mal in Folge, aber erneut fiel die Anhebung nur noch zaghaft aus. Erhöht hat sie die Zinsspanne um weitere 0,25 Prozentpunkt 5,0 bis 5,25 Prozent.
Dabei wollte die Fed im März eigentlich die Zügel wieder deutlich anziehen. Noch kurz vor der zaghaften Erhöhung in diesem Monat hatte der Fed-Chef Jerome Powell einen weiteren großen Zinsschritt und eine konsequente Inflationsbekämpfung angekündigt. Er hatte darauf verwiesen, dass der Inflationsdruck weiter höher als erwartet sei.
Powell kündigte an, dass man fest entschlossen sei, das Inflationsziel von zwei Prozent bald wieder zu erreichen, dass der Weg dahin aber "wahrscheinlich holprig" sein würde.
Umkehrsignal: Pleite der Silicon Valley Bank
Tatsächlich kam dann als Stolperstein aber die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) dazwischen. Das leitete eine deutliche Umkehr in der vorhergehenden Fed-Geldpolitik ein. Schließlich stellte die SVB-Pleite nach Vermögenswerten die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte dar.
Die größte wurde 2008 mit der Washington Mutual Bank während der Finanzkrise registriert, die durch den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers offensichtlich wurde.
Die Fed zog es nach der SVB-Pleite vor, bei den Zinserhöhungen kleine Schritte zu machen. Diese Politik führt sie auch trotz einer noch immer hohen Inflation fort.
Bedeutsame Kerninflation
Noch im März wurde eine offizielle Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat um fünf Prozent registriert. Das signalisiert, dass die bisherigen Zinserhöhungen schon Wirkung gezeigt haben. Es ist die niedrigste Inflation seit Mai 2021. Allerdings ist die Teuerungsrate noch immer weit entfernt vom Zins-Ziel von zwei Prozent.
Dazu kommt, dass auch in den USA die bedeutsame Kerninflation weiter gefährlich von 5,5 auf 5,6 Prozent gestiegen ist. Bei der Kerninflation werden volatile Preise wie die für Energie und Lebensmittel herausgerechnet. Sie zeigt gegenwärtig an, dass die Inflation auch in den USA immer stärker in die Breite geht.
Pleite der kalifornischen Krisenbank First Republic
Obwohl die Kerninflation das erste Mal seit über zwei Jahren sogar über der allgemeinen Inflationsrate lag, wollte die FED nicht stark an der Zinsschraube drehen. Dabei hat natürlich die nächste Bankenpleite eine Rolle gespielt. Denn am Wochenende musste die kalifornischen Krisenbank First Republic vom Staat geschlossen werden.
Wie bei der Schweizer Credit Suisse musste vor der Öffnung der Börsen am Montag schnell eine Lösung her. Wurde die Credit Suisse (CS) in einer Not-Fusion vom großen Schweizer Konkurrenten UBS übernommen, so wurde die First Republik vom US-Marktführer JP Morgan Chase geschluckt.
Gleichzeitig scheiterte damit auch ein erster Rettungsversuch, der mithilfe der führenden Banken des Landes versucht worden war. Unter Beteiligung von JP Morgan hatten elf Großbanken versucht, die Bank mit unversicherten Einlagen im Volumen von insgesamt 30 Milliarden Dollar zu stützen.
Das ging schief, da die Kunden wie bei der SVB und der CS die Einlagen weiter abzogen und damit die strauchelnde Bank zum Sturz brachten.
Zweitgrößter US‑Bankenkollaps
Dieser erneute Zusammenbruch stellt nun nach der Washington Mutual den zweitgrößten US‑Bankenkollaps dar, die damals ebenfalls von JP Morgan übernommen wurde. Die damit einhergehenden Probleme wurden an dieser Stelle im Rahmen der CS-Übernahme durch die UBS schon debattiert.
Eigentlich sollte es eine Lehre aus der Finanzkrise ab 2008 sein, dass Banken verschlankt werden müssten, damit sie nicht mehr "too big to fail" sind und ein Systemrisiko darstellen. Doch real passiert genau das Gegenteil. Statt das Systemrisiko zu vermindern, wird es weiter vergrößert. Aus "too big to fail" wird "much bigger to fail".
Die schnellen Zinsanhebungen der Fed haben die neuen alten Bankenprobleme aufbrechen lassen. Nachdem man auch in den USA viel zu lange zugesehen hatte, wie die Inflation angesichts der Geldschwemme aus dem Ruder lief, bestand die Zinspolitik nur aus neuen Notmaßnahmen, die wie erwartet neue Problemfelder aufgerissen haben.
Das Problem der Staatsanleihen
Es war klar, dass schnelle Leitzins-Anhebungen, weil zu lange gewartet worden war, wieder irgendwo im Finanzsystem Probleme bereiten würde.
Denn bei steigenden Zinssätzen verlieren ältere Staatsanleihen an Wert, da ihre Kurse an den Geldmärkten sinken. Banken machen enorme Verluste, wenn sie Anleihen frühzeitig verkaufen müssen, um Liquidität zu erhalten.
Vor diesem Problem standen die Silicon Valley Bank wie auch die First Republik, weil schnell Einlagen abgezogen wurden. Es war ganz klar abzusehen, dass dieses Problem nicht allein die Silicon Valley Bank treffen würde: Viele Banken haben sich mit Staatsanleihen vollgesaugt, mit denen auch die Fed die Geldmärkte seit der Finanzkrise ab 2008 geflutet hat.
Diese Anleihen liegen nun auch bei anderen Banken zuhauf in den Tresoren und werden mit steigenden Leitzinsen zum Problem, weshalb die Fed auch trotz einer weiter der hohen Inflation zu Zins-Trippelschritten übergeht.