Zwanzig Jahre nach "Nine Eleven"

Seite 2: Bis zu 3,6 Millionen Opfer – Libyen nicht berücksichtigt

David Vines Hochrechnung klingt daher völlig plausibel. Insgesamt würde die Gesamtzahl der Opfer in den von "Costs of War" betrachteten Kriegen demnach nun schon bei 3,6 Millionen liegen. Dabei ist jedoch Libyen, das dritte Land, gegen das Nato-Staaten nach 2001 direkt Krieg führten, noch nicht berücksichtigt.

Der Nato-Aggression und dem darauffolgenden Zusammenbruch des Staates fielen einer plausiblen Schätzung von Nicolas Davies, Journalist und Forscher bei der US-Friedensorganisation Codepink, zufolge über 250.000 Libyer und Libyerinnen zum Opfer.7 Schließlich fehlt auch Somalia, wo die USA seit Langem mit Luftangriffen, verdeckten Operationen und der Bewaffnung und Unterstützung lokaler Kräfte intervenieren.

Nach Davies Einschätzung könnte dieser Krieg seit der von den USA unterstützten äthiopischen Invasion im Jahr 2006 mehr als 500.000 Opfer gefordert haben. Es ist daher wahrscheinlich, dass die Gesamtzahl der Opfer der Kriege und Interventionen der Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten in den letzten zwei Jahrzehnten schon vier Millionen übersteigt.

Noch schwerer einzuschätzen ist der enorme menschliche Tribut, den die Kriege darüber hinaus von den betroffenen Ländern forderten. Dazu zählen die in den Kriegen schwer verletzten und oft dauerhaft versehrten Menschen.

Den Angaben der Uno zufolge ist ihre Zahl in der Regel mehr als doppelt so hoch wie die der Getöteten. Weit größer noch ist die Zahl derer, die vor dem Krieg fliehen mussten.

War die Zahl der vom UN-Flüchtlingswerk UNHCR erfassten Flüchtlinge und Binnenvertriebenen zu Beginn des Jahrhunderts mit 38 Millionen schon sehr hoch, so hat sie sich seither auf 82,4 Millionen mehr als verdoppelt.8

Wie David Vine und Kolleg:innen in einer weiteren aktuellen Studie ermittelten, flohen mindestens 38 Millionen vor den "acht gewalttätigsten Kriegen, die die Vereinigten Staaten seit 2001 geführt haben". Zu diesen zählen sie in dieser Untersuchung auch Libyen, Somalia und die Philippinen.9

Die Zahl der Vertriebenen übersteigt damit die aller Kriege seit 1900, mit Ausnahme des Zweiten Weltkriegs. Sie sei aber noch eine sehr konservative Schätzung, so die Autor:innen.

Die Gesamtzahl der durch die US-Kriege nach dem 11. September vertriebenen Menschen liege wahrscheinlich eher bei 49-60 Millionen, womit sie die des Zweiten Weltkriegs sogar übertreffen könne.

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