China und Indien: Entspannung im Himalaya
Beide Seiten haben ihre Truppen etwas zurückgezogen, China scheint vorerst auf Straßenbauarbeiten zu verzichten, BRICS-Gipfel ist gesichert
Gerade noch rechtzeitig zum nächste Woche in der chinesischen Hafenstadt stadtfindenden BRICS-Gipfel haben sich die Regierungen Indiens und China darauf verständigt, die Konfrontation im Drei-Ländereck ihrer Staaten mit Bhutan im Himalaya zu beenden. Wie berichtet hat Indien auf Territorium, das zwischen China und Bhutan umstritten ist, gegen den Ausbau einer Schotterpiste durch das chinesische Militär interveniert.
(Viele Quellen sprechen vom Bau einer Straße, aber Satellitenaufnahmen zum Beispiel bei Google-Maps zeigen, dass in der betreffenden Region im Westen Bhutans oder im äußersten Süden Chinas bereits eine kleine Schotterstraße existiert, die vermutlicher eher erneuert und verbreitert werden sollte.)
Nun haben sich, wie unter anderem die New York Times berichtet, China und Indien darauf verständigt, ihre in dem Gebiet stationierten Soldaten etwas zurück zu ziehen. Die Washington Post schreibt, die chinesische Seite habe auch die Planierraupen zurückgezogen, die für die Straßenarbeiten eingesetzt wurden.
Fürs erste haben Neu Delhi und Beijing (Peking) offensichtlich eine Lösung gefunden, die beiden Seiten das Gesicht wahrt, aber die Washington Post vertritt die Ansicht, dass vor allem die chinesische Seite einen Rückzieher gemacht hat.
Das wäre insofern bemerkenswert, als aus chinesischer Sicht die indischen Truppen eine allseits anerkannt Grenze überschritten haben, als sie sich den chinesischen Pioniertruppen entgegenstellten. (Beide Seiten waren und blieben übrigens unbewaffnet.)
Der Grenzverlauf ist in der Tat unumstritten. Strittig ist in diesem einige Quadratkilometer großen Areal allerdings, ob sich jenseits der indischen Grenze das Territorium Chinas oder Bhutans befindet, und Indien nimmt gegenüber Bhutan die Rolle einer Schutzmacht wahr. Bis vor einigen Jahren hatte es Bhutan auch ganz offiziell die Außenpolitik diktiert.
Wie dem auch sei, der chinesischen Regierung ist offensichtlich sehr daran gelegen, dass der in der kommenden Woche tagende BRICS-Gipfel zum Erfolg wird und daher darf der indische Regierungschef Narendra Modi nicht fehlen, der nach der erzielten Übereinkunft sein Kommen zugesichert hat. Der BRICS-Staatengruppe gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an.
Außerdem ist man sich in Beijing vermutlich eher noch als in Neu Delhi bewusst, dass beiden Staaten am besten mit freundschaftlichen Beziehungen gedient ist, die einen weiteren Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen erlauben. Der Warenaustausch hat sich, wie die chinesische Global Times anmerkt, von den rund zwei Milliarden US-Dollar jährlich zu Beginn des Jahrtausends auf 72 Milliarden US-Dollar 2016 vervielfacht.