Die Jungen werden es auslöffeln müssen
In diesem Jahrzehnt entscheidet sich, wie der Planet in den nächsten Jahrhunderten aussieht, aber die Jugendlichen dürfen an der Wahlurne nicht mitbestimmen
Die Kinder von heute könnten – wenn nicht mehr Klimaschutz betrieben wird – zwei bis siebenmal so viele Extreme erleben wie ihre Großeltern, heißt es in einer Presseerklärung des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Das ist das Ergebnis einer in dem Fachblatt Science veröffentlichten Studie.
Die Autorinnen und Autoren haben dafür ein Szenario mit ihren Klimamodellen durchgerechnet, in dem der Klimaschutz bei dem ungenügenden Niveau bleibt, wie es sich bisher in den Selbstverpflichtungen der Staaten widerspiegelt, die im Rahmen der internationalen Klimaverhandlungen eingegangen wurden.
Eine UN-Bestandsaufnahme hatte unlängst, wie berichtet, ergeben, dass diese bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer um 2,1 bis 3,5 Grad Celsius wärmeren Welt gegenüber dem vorindustriellen Niveau führen würde, wobei die beste Abschätzung ein Plus von 2,7 Grad Celsius ist.
Laut PIK geht der Hauptautor der eingangs erwähnten Studie sogar noch davon aus, dass die Ergebnisse zu konservativ sind. "Wir haben leider gute Gründe für die Annahme, dass unsere Berechnungen den tatsächlichen Anstieg, dem junge Menschen ausgesetzt sein werden, sogar noch unterschätzen", zitiert das PIK Wim Thiery von der Vrije Universiteit Brussel.
Die Sicherheit der jungen Generationen sei ernsthaft bedroht. Ihre Zukunft müsse durch drastische Reduktion der CO2-Emissionen gesichert werden. Die gute Nachricht sei, dass dies noch möglich ist. Andernfalls würden Menschen, die heute unter 40 Jahre alt sind, in Bezug auf Dürren, Hitzewellen, Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle ein "beispielloses" Leben führen müssen.
Angesichts dessen fällt es besonders ins Auge, welch geringes Gewicht die junge Generation heutigen Tags in der Wählerschaft hat. Die ARD-Tagesthemen haben kurz vor der Wahl Ende vergangene Woche eine Statistik veröffentlicht, wonach 38,3 Prozent der Wahlberechtigten 60 Jahre und älter ist. Unter 30 waren hingegen nur 14,6 Prozent.
Und Jugendliche, die am längsten mit dem jetzt angerichteten Unheil aus Erderwärmung, Artensterben, Versauerung der Ozeane, wachsendem arktischem Ozonloch, Steigen der Meere, Verknappung wichtiger Rohstoffe und ähnlichem werden leben müssen, sind ganz von der Wahl des Bundestags ausgeschlossen. Höchste Zeit, dass sich das ändert und dass das Wahlalter auf 14 abgesenkt wird.