EU-Kommission will mehr Erdgas
Brüssel plant, Investitionen in neue Gasinfrastruktur zu fördern. Deutsche Behörden haben keine Ahnung von Lecks an hiesigen Anlagen
Während im schottischen Glasgow über internationalen Klimaschutz verhandelt wurde und UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Delegierten mit flammenden Worten von der Dringlichkeit der Lage zu überzeugen suchte, war die EU-Kommission in Brüssel dabei, eine Liste grenzüberschreitender Gasprojekte aufzustellen, denen Priorität eingeräumt werden soll. Das berichtet die auf Nachrichten aus der EU spezialisierte Plattform euractive.
Demnach sollen mehrere Dutzend Gaspipelines und ähnliche Vorhaben den Status Projekte gemeinsamen Interesses bekommen, womit sie erleichterten Zugang zu EU-Mitteln bekämen. Im EU-Parlament habe es harsche Kritik gegeben, trotzdem werde erwartet, dass die Liste nächste Woche verabschiedet wird.
In ihr sind auch diverse Stromnetzprojekte enthalten, die den europäischen Stromverbund verbessern sollen, aber die Kritik richtet sich gegen die Unterstützung der Erdgasinfrastruktur.
Beim Verbrennen von Erdgas wird nämlich das Treibhausgas CO₂ (Kohlendioxid) freigesetzt, weshalb dessen Verbrauch genauso wie jener der Kohle für die Begrenzung der globalen Erwärmung mittelfristig eingestellt werden muss.
Signifikante Methan-Lecks
Erdgas ist zwar effizienter als Kohle, das heißt pro Kilowatt erzeugten Stroms werden weniger Treibhausgase abgegeben. Andererseits ist Methan, der Erdgas-Hauptbestandteil, auch ein sehr starkes Treibhausgas, sofern es bei Förderung, Transport oder Speicherung entweicht.
Darauf weist die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hin. Man habe an 15 Standorten in Deutschland signifikante Methan-Lecks an der Gasinfrastruktur nachgewiesen, heißt es in einer Pressemitteilung der DUH. Nachfragen bei den zuständigen Aufsichtsbehörden hätten zudem ergeben, dass diese weder über die Lecks informiert waren, noch eigene Messungen durchführen.
Demnach treten diese Methanemissionen auch nicht in der deutschen Treibhausgas-Bilanz auf, was zu einem kürzlich veröffentlichten Beitrag der Washington Post passt, wonach viele Staaten im Rahmen der Klimaverhandlungen geschönte Zahlen auf den Tisch legen. (Telepolis berichtete.)