Haidi entspannt
Wer glaubt, dass etwas Erhabenes und Schönes auf dem YouTube-Video zu sehen ist, das bisher am meisten aufgerufen wurde, der... ach, es ist furchtbar. Auch wenn Karneval ist
Sir Tim Berners-Lee hatte sich schon etwas gedacht, als er in der Nähe von Genf das World Wide Web aus der Taufe hob. Vielleicht wollte er in etwa das erreichen, was sich die Aufklärung auf die Fahnen geschrieben hatte. Mehr Licht. Stattdessen gibt es heute mehr Videos auf dem Netz zu finden. Über 60 Prozent des Datenvolumens jagen weltweit alleine die Videostreamingdienste durch die Lichtkabel. Und natürlich hat man dabei die Hoffnung, dass auch auf YouTube das Video den ersten Platz einnimmt, das den Menschen Gutes tut und sie in ein besseres Leben führt.
Kinderkacke. Denkste.
Streng genommen führt derzeit ein Raubtier die Hitparade an. Ein kleiner Hai. Wir müssen jetzt alle ganz tapfer sein und akzeptieren lernen, dass ein "Baby Shark Dance" mit knapp über sieben Milliarden Aufrufen die Rangliste toppt. Ja, hier könnte man bereits fassungslos in die Tastatur zu beißen beginnen, aber es hilft ja nix. Es bleibt nur die einzige Hoffnung, dass irgendwo im schönen und gemütlichen Asien ein einziger chinesischer Poweruser in der Form eines hyperaktiven vierjährigen Görs wie wild auf den Replay Link klickt, während die Mama in der Küche sagt, sie soll doch endlich mit dem Lärm aufhören und eine weitere vierte Fremdsprache lernen.
Oder aber das alles ist eine Verschwörung gegen uns, um den guten Geschmack weltweit zu zerstören. Hey, in einer Welt, in der die Wahlen in den USA gestohlen werden, weil sie irgendjemand auszählt, kann es doch sein, dass in einem fiesen Hinterzimmer irgendwo in Nordkorea oder (hörthört) China eine Gang das Klicken nicht sein lässt und uns mit Babyhaien traktiert. Das trauen wir doch inwischen allen zu. Schließlich zeigt ja auch immer wieder noch irgendjemand diesen Babypräsidenten, der auf seine Wahl besteht. Da gibt es doch sicher einen Zusammenhang
Jetzt waren wir schon bei Despacito (derzeit nur KNAPP hinter dem Baby Shark Dance, aber solche knappen Ergebnisse wundern uns ja seit vergangener Woche auch nicht mehr) dieser Ansicht, bei Gangnam Style konnten wir das noch mit "Pop" erklären, aber hüpfende Kinder zum Gesang über einen nicht ausgewachsenen Predator, das ist schon fies und zerstört die abendländische Aufklärung.
Oder auch nicht. Entschuldigung, ich muss mal eben kurz ein interessantes Artefakt eines bildnerisch und klanglich sehr eindrücklich dargestellten Bildungsromans in Tanzform zu Gemüte führen, um mich von den Wirren und Irrungen der Zeit ein wenig zu erholen. Bin gleich wieder da.
Baby Shark Doo Doo Doo Doo Doo.
Baby Shark Doo Doo Doo Doo Doo.
Baby Shark Doo Doo Doo Doo Doo.
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