Jakarta versinkt

Illustration: Überschwemmung in Jakarta 2013. Bild: VOA/public domain

Indonesien wird von ungewöhnlich schweren Unwettern heimgesucht. Die Hauptstadt Jakarta könnte eine der ersten Megametropolen sein, die aufgegeben werden müssen

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Der Westen der indonessichen Insel Java wurde zu Silvester und am Neujahrstag von schweren Unwettern heimgesucht. Besonders schlimm ist die Hauptstadt Jakarta und mehrere Nachbarstädte betroffen, berichtet die englischsprachige Zeitung Jakarta Globe. Im Großraum Jakarta leben 30 Millionen Menschen. Auch am Donnerstag hätten dort noch viele Straßen unter Wasser gestanden.

31.200 Menschen hätten in der Metropole aus ihren Häusern evakuiert werden müssen. Mindestens 15 Menschen seien ertrunken, durch Erdrutsche gestorben oder hätten durch elektrische Kurzschlüsse einen Schlag erlitten. Ein Regierungssprecher spreche von 21 Toten und die Jakarta Post schreibt über weitere Unwetter auf der größeren nordwestlichen Nachbarinsel Sumatra.

Das Extremwetter ziehe inzwischen weiter und werde in den nächsten Tagen weitere Teile Javas so wie Teile der Nachbarinsel Borneo – deren indonesischer Teil heißt Kalimantan –, Sulawesi und Papua treffen, so Jakarta Globe. Mit anderen Worten, die Unwetter durchwandern nahezu den gesamten indonesischen Archipel.

Die New York Times schreibt sogar von mindestens 30 Toten. Die Regenfälle seien die intensivsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor mehr als 20 Jahren gewesen. In Teilen der Stadt seien über 300 Millimeter Niederschlag gefallen.

40 Prozent der Stadt liegen bereits unter dem Meeresspiegel, was schon einfache Regenfälle in einigen Bezirken zum Problem machen kann. Der nationale Wetterdienst spreche allerdings von ganz außergewöhnlichem Niederschlag.

Jakartas Probleme mit dem Meeresspiegel rühren unter anderem auch daher, dass sich die auf sumpfigen Grund errichtete Stadt senkt. Zu starke Entnahme von Grundwasser gilt als ein der wichtigen Ursachen. Die New York Times spricht von illegalen Brunnen.

Der britische Sender BBC hatte 2018 Jakarta eine der am schnellsten sinkenden Städte des Planeten genannt. Der Norden der Stadt habe sich binnen zehn Jahren um 2,5 Meter abgesenkt. Im Durchschnitt sinke das Gelände derzeit ein bis 15 Zentimeter pro Jahr. Bis zur Mitte des Jahrhunderts könnte die Metropole in den Fluten versinken, meinen von den Autoren zitierte Wissenschaftler.

Die Regierung hatte laut New York Times bereits im vergangenen Jahr verkündet, eine neue Hauptstadt auf Borneo bauen zu wollen ( Überschwemmungsgeplagte indonesische Hauptstadt zieht um)
. Das relativ kleine Java ist im Vergleich zum Rest des Landes ohnehin extrem dicht besiedelt.

Neue Regierungsgebäude werden sich sicherlich relativ einfach errichten lassen. Doch die zehn bis elf Millionen Einwohner der alten Hauptstadt umzusiedeln – von den rund 20 Millionen in den Trabantenstädten gar nicht zu reden – wird für die aufstrebende Nation zu einer gigantischen Herausforderung werden.


Der Fall gibt zugleich eine Vorstellung davon, was für Probleme auf die Menschheit in einer sich erwärmenden Welt zu kommen. Jakarta wird mit Sicherheit nicht die einzige Metropole sein, die aufgegeben werden muss. Und sie ist sicherlich auch nicht die einzige, in der es neben dem Klimawandel noch andere, hausgemachte Ursachen für das drohende Desaster gibt.