Kanonenboot "Bayern": In China nicht willkommen
Deutsche Fregatte darf keine chinesischen Häfen anlaufen. Beijing befürchtet offenbar Parteinahme in regionalen Konflikten
Die chinesischen Behörden haben der deutschen Fregatte „Bayern“ das Anlanden in der Volksrepublik verwehrt, wie unter anderem der US-amerikanische Sender CNN berichtet. Das deutsche Marineschiff befindet sich seit Anfang August, wie seinerzeit vermeldet, auf dem Weg ins Südchinesische Meer, einer an Spannungen reichen Region mit zahlreichen konkurrierenden territorialen Ansprüchen auf unbewohnte Atolle.
Auf dem Weg dorthin hat die "Bayern" – wie ebenfalls berichtet – kürzlich den US-Marinestützpunkt Diego Garcia angelaufen, der sich im nordwestlichen Indischen Ozean auf einem von UN-Gerichten Mauritius zugesprochenem Atoll befindet. Dessen Bewohner waren von der einstigen britischen Kolonialmacht zwangsweise umgesiedelt worden und kämpfen bis heute für ihr Rückkehrrecht.
Eine diplomatische Erklärung
Der Sender zitiert den Sprecher chinesischen Außenministers Zhao Lijian mit den Worten, dass sein Land großen Wert auf "die Entwicklung einer strategischen Partnerschaft mit Deutschland" lege, die auch das Militär einschließe. Er hoffe, dass die nicht aus der ostasiatischen Region stammenden Länder eine "konstruktive Rolle" spielen und die Anstrengungen der Anrainerstaaten respektieren, Frieden und Stabilität zu erhalten.
Die Bundeswehr hatte, wie im August erwähnt, die Fahrt nach Tagesschau-Angaben mit den markigen Worten auf den Weg geschickt, man wolle dem chinesischen Machtstreben etwas entgegensetzen. Daher wird man wohl über die chinesische Weigerung kaum erstaunt sein können.
Die Stuttgarter Wochenzeitung Kontext hat unterdessen kürzlich in einem sehr lesenswerten Beitrag an die Kriegsverbrechen erinnert, die deutsche Truppen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in China begangen haben. Dort ist – anders als hierzulande – die historische Erinnerung daran keineswegs verblasst.
Feldpostbriefe deutscher Soldaten aus China
"Du hättest sehen sollen, wie wir in die Stadt einrückten. Alles, was uns in den Weg kam, ob Mann, Frau oder Kind, alles wurde abgeschlachtet. Nun, wie die Weiber schrien! Aber des Kaisers Befehl lautet: keinen Pardon geben."
"Alles, was leicht wegzuschleppen war, wurde fortgetragen." Es wurde "alles niedergemetzelt, was uns in die Finger kam, dabei wurden weder Weib noch Kind verschont. Gegen Abend brannten wir die ganze Stadt nieder. Ich sah an diesem Tag eher einem Metzger als einem deutschen Soldaten ähnlich."
Im Sommer 1900 hatten Truppen verschiedener europäischer Staaten und der USA den sogenannten Boxeraufstand niedergeschlagen. Die deutschen Soldaten kamen auf dem Kriegsschauplatz erst an, als Beijing (Peking) bereits eingenommen war. Die in den obigen Zitaten geschilderten Massaker ereigneten sich auf dem Marsch von der Küste zur bereits unterworfenen Landeshauptstadt. Eine Entschuldigung Deutschlands für diese in seinem Namen begangenen Verbrechen steht noch immer aus.