Klima: Schon 1,1 Grad Erwärmung
Meteorologen legen die aktuelle Kranheitsakte des Planeten vor: Rekordstürme, Waldbrände, Dürren, Rückgang des polaren Meereises und Erwärmungstrend
Die Weltmeteorologieorganisation WMO hat pünktlich zur heute in Bonn beginnenden UN-Klimakonferenz ihren vorläufigen Zustandsbericht des Klimasystems veröffentlicht. Demnach sieht es ganz so aus, als wenn 2017 eines der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen wird. Das bisher wärmste war 2016, das zweitwärmste 2015 und das drittwärmste 2014. Danach folgen 2010 und 2005.
Von Januar bis September war es im globalen Durchschnitt rund 1,1 Grad Celsius wärmer als zu vorindustriellen Zeiten, so die Meteorologen-Organisation. Mit dem Pariser Übereinkommen und auch bereits in einigen anderen Dokumenten hat sich die große Mehrheit der Staaten darauf festgelegt, die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau halten zu wollen.
Überdies berichtet die WMO, dass die Ausdehnung des arktischen Meereises weit unter dem Durchschnitt liegt. Nach einem ungewöhnlich warmen Winter fiel im Frühjahr das jährliche Maximum so gering wie nie zuvor seit Beginn der Satellitenmessungen Ende der 1970er Jahre aus. In der Antarktis zog sich das bisher stabile Meereis zuletzt besonders weit zurück.
Die vergangenen Jahre seien Ausdruck eines langfristigen Erwärmungstrends, meint WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.
"Wir haben außergewöhnliche Wetterereignisse erlebt. Zum Beispiel Temperaturen von über 50 Grad Celsius in Asien, Rekorde aufstellende Hurrikane, die in schneller Folge durch die Karibik und über den Atlantik und sogar bis nach Irland gezogen sind, verheerende Monsunniederschläge und -überschwemmungen, von denen Millionen Menschen betroffen waren und eine umbarmherzige Dürre in Ostafrika."
Petteri Taalas, WMO-Generalsekretär
In den USA sei die Zahl der Waldbrände in diesem Jahr weit überdurchschnittlich gewesen, ebenso in den südwesteuropäischen Ländern. Der schlimmste Fall habe sich in Portugal ereignet, bei dem im Juni 64 Menschen starben.
Taalas geht davon aus, dass viele dieser Ereignisse bereits den Fingerabdruck des durch die menschlichen Treibhausgasemissionen verursachten Klimawandels tragen. Welche und wie viele, werde von den Wissenschaftlern in nächster Zeit zu ermitteln sein.
Die WMO ist eine der ältesten Organisationen der UNO und koordiniert die Zusammenarbeit der nationalen Wetterdienste. Dazu gehört unter anderem auch der Datenaustausch, der die globale Erfassung des Zustands des Planeten erst möglich macht.