Klimawandel: Deutsche Emissionen stagnieren weiter auf hohem Niveau
Der Energieverbrauch steigt, der Stromexport auch und der Ausstoß von Treibhausgasen geht (u.a. daher) einfach nicht zurück
Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat ihren Jahresbericht für 2017 vorgelegt. Demnach stagniert der deutsche Ausstoß des Treibhausgases CO2 weiter. (Im Vorjahr hatte es laut Umweltbundesamt einen leichten Anstieg gegeben.) Der Energieverbrauch sei zwar um einen Prozent gestiegen, aber die Emissionen dürften "allenfalls geringfügig" gestiegen sein, heißt es in einer begleitenden Pressemitteilung.
Grund dafür, dass die Treibhausgase nicht auch noch mit dem Energieverbrauch weiter ansteigen, ist der gestiegenen Anteil der erneuerbaren Energieträger. Nach einer von der AG gelieferten Analyse der Stromerzeugung lieferten sie 2017 218,3 Milliarden Kilowattstunden, rund 30 Milliarden mehr als im Vorjahr. Das machte einen Anteil von 33,3 Prozent an der Bruttostromerzeugung aus.
Mit 654,8 Milliarden Kilowattstunden befand sich zugleich die deutsche Bruttoerzeugung auf einem Allzeithoch. Ebenso erreichte der Stromexport erneut einen neuen Rekordwert. Mit 55 Milliarden Kilowattstunden nahmen die Nettoausfuhren allerdings gegenüber dem Vorjahr nur noch leicht zu. Außerdem haben die fossilen und Atomkraftwerke einen zum Teil erheblichen Eigenverbrauch, der von der AG jedoch nicht angeführt wird.
Nach Angaben des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme verbraucht ein AKW 5,5 Prozent des produzierten Stromes selbst. Bei einem Gaskraftwerk sind es 3,4 Prozent, bei der Braunkohle 7,1 und bei der Steinkohle 8,3 Prozent. Mit den Daten für die Stromerzeugung der verschiedenen Kraftwerksarten ergibt sich daraus ein Eigenverbrauch der fossilen und Atomkraftwerke in Höhe von 25,3 Milliarden Kilowattstunden.
Zieht man diese zusammen mit dem Nettoexport von der Bruttoproduktion ab, so ergeben sich 574,5 Milliarden Kilowattstunden, was in etwa dem Netto-Inlandsverbrauch (ohne Eigenverbrauch der Kraftwerke) entsprechen dürfte. Den konnten die erneuerbaren Energieträger (218,3 Milliarden Kilowattstunden Jahresproduktion) zu 38 Prozent abdecken, was einer Steigerung um mehrere Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr und einem neuen Rekord entspricht.
Beachtliche Erfolgsmeldungen, die klein gehalten werden
Größten Anteil an der Steigerung des Erneuerbaren-Anteils hatte die Windenergie, die inzwischen sowohl die AKW, die Gas- und die Steinkohlekraftwerke überflügelt hat. Nur in den Braunkohlekraftwerken wird noch mehr Strom erzeugt als von Windrädern.
Die Erzeugung aus Windkraftanlagen hatte im vergangenen Jahr erneut einen Satz nach oben gemacht und legte um mehr als ein Viertel zu. Das dürfte nicht nur am weiter kräftigem Zubau, sondern vor allem auch an überdurchschnittlichen Windbedingungen gelegen haben. Auch die Produktion von Solaranlagen legte wieder etwas zu, nach dem es im vergangenen Jahr erstmalig einen geringfügigen Rückgang gegeben hatte.
Der Verbrauch von Steinkohle ging um 11,3 Prozent zurück, die Stromproduktion in den Atomkraftwerken um knapp zehn Prozent. Bei Erdgas gab es eine leichte Steigerung und bei der Braunkohle einen geringfügigen Rückgang.
Das sind eigentlich alles beachtliche Erfolgsmeldungen – Erfolge, die zudem leicht weiter ausbaubar wären –, und man fragt sich schon, weshalb die Bundesregierung sie eigentlich nicht an die große Glocke hängt.
Sollte das daran liegen, dass diese Erfolge auf Kosten alter, immer noch mächtiger und bestens vernetzter Konzerne gehen? Sollte dies der Grund sein, weshalb sich einige der neuen Bundesminister lieber damit zu profilieren suchen, die Gesellschaft mit Hetze gegen Muslime und Hartz-IV-Empfänger weiter zu spalten, als sich den Zukunftsaufgaben zu widmen?