Neues Wettrüsten in Südostasien?
China zeigt sich besorgt über Australiens Beschaffung von Atom-U-Booten
Chinas Außenminister Wang Yi hat in einem Telefongespräch mit seinen Amtskollegen aus Malaysia und Brunei die im Rahmen des neuen Bündnisses der USA, Großbritannien und Australien geplante Lieferung eines Atom-U-Bootes an Letzteres kritisiert. Damit bestehe die Gefahr der Verbreitung von Atomwaffen-Technologie in der Region, zitiert die in Beijing (Peking) erscheinende Volkszeitung (Renmin Ribao, 人民日报) den chinesischen Minister.
Das Blatt ist das zentrale Sprachrohr der regierenden KP und hat neben der chinesischen auch Ausgaben in den anderen fünf UN-Sprachen sowie in Deutsch, Kasachisch, Japanisch, Koreanisch, Kisuaheli, Portugiesisch und Italienisch.
Nach dem Nichtverbreitungsvertrag dürften Nicht-Atommächte wie Australien Atomenergie nur für friedliche Zwecke nutzen, und zwar unter der Aufsicht der Internationalen Atomenergie Agentur (IAEA). Atom-U-Boote würden jedoch für militärische Zwecke eingesetzt und könnten nicht wie vom Vertrag vorgesehen von der IAEA überwacht werden, so Wang.
Außerdem würden sie mit hoch angereichertem Uran betrieben, das zum Bau von Atomwaffen verwendet werden könnte. Wang verwies darauf, dass die USA unilateral Sanktionen gegen Länder verhängt haben, die Urananreicherung betreiben. Nun werde Australien dafür aber grünes Licht gegeben.
Der U-Boot-Handel trage außerdem zur Wiederbelebung einer Kalter-Krieg-Mentalität bei, gefährde Wohlstand in der Region, drohe einen Rüstungswettlauf anzustoßen und sabotiere Bemühungen, Südostasien zur atomwaffenfreien Region zu machen.
Die chinesische Seite geht offenbar davon aus, dass das neue australische U-Boot im südchinesischen Meer kreuzen soll, dessen Anrainer sich über die Hoheitsrechte an zahlreichen unbewohnten Atollen streiten.
Die neue angelsächsische Allianz, wie auch das Quad genannte Bündnis der USA mit Indien, Australien und Japan, diene den US-Interessen, wolle den Status quo aufkündigen und schüre Konflikte zwischen den Machtblöcken. Die Länder in der Region und die internationale Gemeinschaft sollten das nicht unwidersprochen lassen.
Aus Brunei gibt es keine offizielle Stellungnahme zu dem Gespräch und in Malaysia bleiben Wangs Äußerungen in der offiziellen Darstellung unerwähnt.
Stattdessen heißt es, Außenminister Dato’ Saifuddin Abdullah habe sich für die chinesische Hilfe in der Corona-Pandemie und die jüngste Ankündigung bedankt, eine weitere Million Dosen eines Anti-Corona-Impfstoffes zu liefern.