Oppositionswechsel in Kanada
Die regierenden Konservativen holen sich bei den Parlamentswahlen eine absolute Mehrheit und die Neuen Demokraten lösen die Liberalen als zweitgrößte Partei ab
Bei den gestrigen Wahlen in Kanada konnte die seit 2006 als Minderheit regierende Konservative Partei dem vorläufigen Ergebnis nach ihren Mandatsanteil von 143 auf 165 Sitze steigern und erreicht damit eine absolute Mehrheit, für die 155 Sitze notwendig sind. Die größte Oppositionspartei wird zukünftig die Neue Demokratische Partei (NDP) sein, die von 37 auf voraussichtlich 103 Mandaten zulegte und das bisher beste Ergebnis ihrer Geschichte erwarten darf. Die 1961 gegründete Partei tritt unter anderem für höhere Unternehmenssteuern, einen Ausbau der staatlichen Gesundheitsfürsorge, einen höheren Mindestlohn, eine Neuverhandlung des NAFTA-Freihandelsabkommens, eine bürgerrechtsfreundlichere Internetpolitik und die Entkriminalisierung von Marihuana ein.
Die Liberalen, die im letzten Jahrhundert fast 70 Jahre lang die Regierung stellten, stürzten von 77 weiter auf nur mehr 35 Sitze ab. Der Bloc Québécois, der für eine Unabhängigkeit des französischsprachigen Landesteils eintritt und 2008 mit 10 Prozent der Wählerstimmen auf 49 Sitze kam, verlor noch mehr Wahlkreise an die NDP und brachte es diesmal mit 6 Prozent der Stimmen nur auf vier Abgeordnete. Erstmals wird mit Elizabeth May, die den Wahlkreis Saanich-Gulf Islands gewann, auch eine Grüne im Unterhaus vertreten sein. Alle anderen kleineren Parteien, darunter Piraten und Libertärte, hatten im kanadischen Mehrheitswahlrecht keine Chance.