Ostasien: Vor allem die Wirtschaft leidet

Die Pandemie hat man in Fernost im Griff, doch die ökonomischen Aussichten sind für Japan und Südkorea wenig rosig

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In Südkorea wurde ein neuer Test zugelassen, mit dem eine Probe gleichzeitig auf Grippe- und Covid-19-Viren untersucht werden kann, berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post.

Damit soll in der beginnenden Grippesaison das medizinische Personal entlastet und die Abläufe in den Ambulanzen effektiver organisiert werden. Die Ergebnisse sollen in drei bis sechs Stunden vorliegen.

Das Land hatte in der zweiten Augusthälfte eine zweite Welle von Infektionen erlebt, die aber für europäische Verhältnisse sehr klein ausfiel. Es kam zu maximal 441 Neuinfektionen pro Tag, wie die Daten der Statistik-Plattform Worldometer zeigen.

Zum Vergleich in Deutschland waren es in den letzten sieben Tagen jeweils zwischen 12.000 und über 19.000 neuer Fälle. In Frankreich waren es in den letzten Tagen vereinzelt sogar über 50.000 Neuinfizierte pro Tag.

In Südkorea, das sehr früh mit Tests von Einreisenden und anderen Maßnahmen begonnen hatte, ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen wieder auf einige Dutzend pro Tag gedrückt worden. Im letzten Monat waren daher viele Beschränkungen aufgehoben worden.

Hintergrund der Lockerungen war auch die schlechte wirtschaftliche Lage. Obwohl es zuletzt im 3. Quartal wieder leicht aufwärts ging, ist für das Jahr insgesamt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleitung zu rechnen.

Die Regierung will zwar die Binnennachfrage ankurbeln, doch das Land ist stark vom Export abhängig. Entsprechend wird es voraussichtlich unter einem Rückgang der Nachfrage in Nordamerika und Europa aufgrund der weiteren Ausbreitung der Pandemie zu leiden haben.

Etwas anders sieht es nur bei den Nachbarn in Ostasien aus, denen es gelungen ist, die Pandemie unter Kontrolle zu halten. Von China wird geschätzt, dass die Wirtschaft im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent gewachsen sein dürfte.

Auf eine Erholung deutet auch der leichte Anstieg der Stromproduktion hin, der übrigens vor allem durch erneuerbare Energieträger abgedeckt wurde. Die Produktion der thermischen Kraftwerke (hauptsächliche Kohle) nahm hingegen geringfügig ab.

In Japan sieht es derweil nicht ganz so rosig aus. Zwar ist man da in Sachen Pandemie Lichtjahre von europäischen oder US-amerikanischen Verhältnissen entfernt. Doch die Wirtschaft des hochverschuldeten Landes tut sich schwer, sich aus dem Corona-Tal herauszuziehen. In den ersten beiden Quartalen 2020 war sie so stark wie nie zuvor in der neueren Geschichte des Landes geschrumpft, berichtet der Sender CNN.

Hochgerechnet aufs Jahr ging die Wirtschaftsleistung um knapp 28 Prozent zurück. Dennoch erwartet der Internationale Währungsfonds für das ganze Jahr "nur" einen Rückgang von 5,2 Prozent, nicht zuletzt als Ergebnis schrumpfender Exporte. 2020 werden die japanischen Ausfuhren nach Ansicht des Fonds um knapp 12 Prozent zurückgehen.

In Japan wurden bisher 814 Infizierte und 14 Tote auf eine Million Einwohner registriert. In Südkorea sind es 525 Infizierte und neun Todesfälle und in China 60 und drei, jeweils auf eine Million Einwohner.

Ganz anders hingegen die Entwicklung im Westen: Deutschland meldet bisher auf eine Million Einwohner 6.999 Infizierte und 131 Todesfälle, Frankreich 23.005 und 586 sowie die USA 29.273 Infizierte und 720 Todesfälle.