Psychische Probleme? Seh ich so aus, als hätte ich welche?
Der Fehlzeitenreport der Handelskrankenkasse gibt Einblicke in die Frage, wer wann wie lange krankeschrieben wird. Und zeigt geschlechterspezifische Probleme auf.
Seit 2008 wird zweimal pro Jahr der sogenannte Fehlzeitenreport der Handelskrankenkasse veröffentlicht. Auch wenn er natürlich nur einen Ausschnitt der Gesamtsituation darstellt, so bietet er doch Anhaltspunkte dafür, warum wer wie lange krankgeschrieben wird. Die Daten des Jahres 2015 sind nunmehr, im Juni 2016, abrufbar und lassen zumindest vage Rückschlüsse zu. Anzumerken ist, dass selbstverständlich diese Daten nur die Mitglieder der HKK betreffen.
So lassen sich vor allen Dingen auch im Vergleich zwischen Männern und Frauen Tendenzen erkennen. Während Frauen öfter als Männer krankgeschrieben werden, sind Männer im Durchschnitt, wenn es zur Krankschreibung kommt, einen Tag länger arbeitsunfähig. Der Projektleiter, Dr. Bernard Braun, sieht dies darin begründet, dass Frauen eher früher zum Arzt gehen, während Männer eher warten um den Arzt erst dann aufzusuchen, wenn es sich nicht mehr vermeiden lässt. Hier sind Überlegungen, inwiefern dies auch in einem altmodischen Rollenverständnis des "starken Mannes" verankert ist, angebracht, auch weil dieses Verhalten im Bereich Prävention und Früherkennung problematisch ist.
Auch die Gründe für Krankschreibungen sind bei den Geschlechtern verschieden verteilt. Verletzungen sind bei den Männern mit 17,6% die zweithäufigste Ursache, während sie bei Frauen nur 10% ausmachen.
Dies lässt sich unter anderem auch mit den verschiedenen Branchen, in denen die Mitglieder tätig sind, erläutern, doch auch ein unterschiedliches Gesundheitsverständnis und -verhalten ist hier nicht unerheblich. So heißt es in der Pressemitteilung.
Salopp formuliert sind Frauen öfter darauf bedacht, Verletzungen zu vermeiden als Männer. Männer hingegen sind bei den psychischen Erkrankungen mit 10% weitaus weniger oft vertreten als Frauen mit 14,5%.
Dies, so heißt es treffend, sei jedoch nicht automatisch ein Zeichen dafür, dass Männer weniger oft betroffen sind; vielmehr würden diese eher dazu neigen, psychische Erkrankungen herunterzuspielen oder nicht anzugeben und lediglich die körperlichen Symptome anzugehen.
Wichtig ist es daher, dass psychische Krankheiten nicht dem seit Jahren andauernden Gegeneinander von Männern und Frauen anheimfallen und sie, befeuert von Ressentiments gegen die eine oder andere Bevölkerungsgruppe, wieder als Zeichen für Schwäche, Verweichlichtkeit oder "Hysterie" gelten. Hiermit wäre dann niemandem geholfen.