Saftladen erstattet zurück
Juicero ist eine dieser Küchenmaschinen, die man nicht braucht. Sagt auch Bloomberg und löst damit gewisse Diskussionen aus.
Zur Abwechslung mal etwas über Essen und Trinken, ist ja auch wichtig. Vor allem, wenn der Bereich, wie in den letzten Jahren zu sehen, ein wenig übertechnisiert wird. Um das zu verdeutlichen, schlage ich vor, einfach eines dieser möglichen Geräte zu beschreiben.
Also, stellen wir uns mal vor, man würde sich sagen: Ein Entsafter ist doch eine tolle Sache. Man wirft oben Früchte und Gemüse rein und bekommt unten schönen Smoothie heraus. Eigentlich einfach. Gurke oben rein, Gurkenwasser unten raus. Passt. Lässt sich sogar mit einem Mixer herstellen, braucht man gar keinen Entsafter. Wieder ein Gerät gespart. Aber da könnte dann jemand sagen: Nene. Das machen wir anders, wir haben da eine Marketingidee, die so großartig ist, dass da jemand erst mal draufkommen muss. Sind wir aber, also:
Wir bieten, schön hygienisch abgepackt und portioniert in massives Plastik, Gurken oder Melonen oder andere Früchte an. Keinen Mix, einfach eine Tüte pro Frucht oder Gemüse. Dafür aber bereits wunderbar kleingehäkselt. Die kann man aber dann nicht einfach so kaufen. Die bekommt man nur, wenn man gleichzeitig eine Maschine für knapp 700 Steine dazu kauft.
Darum geht es ja. Und diese Maschine, die soll das eigentlich schon klein gemachte Saftzeuchs ... eigentlich nur aus dem viel zu massiv gestalteten Beutel drücken. Ach ja, und die kann den Beutel da drin auch kühlen, solange man ihn nicht umhängen und mit - sagen wir Erdbeere - wechseln will. Und sie kann uns darauf aufmerksam machen, dass das Zeug in den Beuteln, die zwischen 4 und 10 Steine für zwei Gläser voller Saft kosten, bald ablaufen wird. Und natürlich kann sie uns gleich neue Beutel bestellen, sobald die alten aufgebraucht sind. Das macht dann je nach einer der drei Sorten und bei bis zu 2 Gläsern pro Frühstück 1000 Steine im ersten Monat und immerhin noch 300 weitere pro weiterem (wenn die Ausdrückmaschine nicht kaputt geht), sodass man fast an an die 4500 Steine pro Jahr abdrückt, nur um zwei Gläser frischgepressten Saft am Tag zu trinken.
Da kann man sich zum Frühstück auch gleich eine Flasche vom feinen Bordeaux reinkippen.
Man könnte jetzt sagen: Das gibt es doch gar nicht, oder? Kann man auch sagen, denn diese Maschine gibt es in Deutschland nicht, nur in Kalifornien, wo die Biosaftbeutel exklusiv ausgeliefert werden. Und vielleicht wird das auch bald nicht mehr so funktionieren, denn nach einer Berichterstattung von Bloomberg über Juicero (so heißt die Maschine mit ihren vielen Beutelkindern) brennt da die Hütte. Die sind doch tatsächlich gegangen, haben so einen Beutel einfach oben aufgeschnitten (!) und haben den Saft richtig Bio mit der Hand (!) rausgepresst. Und dann sagen die auch noch, das ginge doch auch.
Ein bisschen fassungslos sind wir darüber schon. Wenn das Schule macht, dann kommt bald der Erste darauf, den Kaffeesirup von Nespresso einfach in heißem Wasser aufzulösen. Oder sogar selbst wieder Kaffee aus gemahlenen Bohnen herzustellen.
Küchenmaschinenhersteller aller Länder, vereinigt Euch gegen die, die selbst Hand anlegen wollen. Wehe den Maschinenstürmern, die statt brav das Köpfchen zu drücken einfach fragen: "Erleichtert mir das Ding irgendetwas, ist das Kunst oder kann ich einfach den Stecker ziehen?"