Sag es mit Snapchat, vergeige es mit Instagram
Digital ist, wenn man alles in alles hineinkopieren kann. Nicht immer zum Vorteil von allem
Da gibt es zum Beispiel diese Episode, die in cnet beschrieben wird. Stephenie Buchanan findet die Beerdigung ihres Bruders wie kaum anders zu erwarten als sehr traurig. Und um etwas dagegen zu tun, setzt sie einen Snapchat-Filter auf, den man sich herunterladen kann. Und so gibt es immer mehr Selfies mit kitschigen Hintergründen und netten Schriftzügen. Die Beerdigung wird zum Partyereignis.
Das kann man jetzt mögen oder nicht, aber Stephenie scheint da Teil eines Trends zu sein, denn Snapchat findet immer mehr solche Filter auf seiner Plattform. Naja, Humor ist, wenn man am Sarg trotzdem lacht. Kann man jetzt mögen oder furchtbar finden. Zumindest ist das nicht der einzige digitale Tabubruch, der sich auf Beerdigungen eingeschlichen hat. Es gibt ein ganzes Blog, das sich um Selfies bei dieser Gelegenheit dreht. Auch nicht gerade geschmackvoll.
Vermutlich kommt einem das deshalb so seltsam vor, weil der digitale Kanal, den man jetzt auf eine ganz bestimmte Art füllt, so dafür nicht vorgesehen war. Und das geht ja noch, es kann ja noch schlimmer kommen.
Da könnte man Olivia Solon fragen, die empört Social Media Posts wie "I will rape you" öffentlich macht und dann irritiert feststellen muss, dass Instagram genau diese von ihr nimmt, um andere zur Nutzung des Services aufzufordern.
Nicht sehr geschmackvoll.
Angeblich ist daran aber ein falsch programmierter Algorithmus schuld. Und man gibt sich bei Facebook zerknirscht. Sei ja alles nicht so gemeint, sei einfach blöd und automatisch gelaufen.
Ja, schon, aber nicht auszudenken, wenn man nun in Zukunft an einer dafür nicht vorgesehenen Stelle etwas hineinfällt wie – sagen wir – ein Selfie von einer Beerdigung, und man damit automatisch Blumenwerbung auf Facebook im eigenen Namen auslöst. So à la: "Genau, lass Blumen sprechen, Harald. Das wird totlustig." Und dann versuch das mal der Erboma zu erklären, wenn sie den Sarg von Onkel Erich im Bild wieder erkennt.
Geht gar nicht.
Also noch einmal zum Mitschreiben: Facebook bleibt für Party- und Urlaubsbilder, Snapchat kann schon mal die eigenen Vier Wände abbilden, mehr aber auch nicht. Und ansonsten bleiben Smartphones bei Beerdigungen in der Tasche und Duckfaces entspannt beim Beten. Sonst gibt das alles nur Ärger.