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TikTok warnt jetzt auch vor Bildinhalten, wenn sie für Epileptiker gefährlich sein könnten
Mit Sicherheit will niemand, dass Inhalte auf digitalen Medien für die Nutzer schädlich sein sollen. Das heißt, das wollen manche vielleicht doch, weil sie in der digitalen Kriegsführung unterwegs sind oder generell misanthropisch alle anderen User dahin wünschen, wo MS DOS noch heute hochfährt. Aber im wesentlichen kann man sagen: Das will niemand.
Deshalb gibt es in der Tradition der Schallträgerindustrie vermehrt Warnungen, dass die gleich zu sehenden Bilder nicht für Jugendliche geeignet sind. Was als Parental Control für die Warnung vor wilden und unflätigen Texten anfing, ist der klassische Disclaimer zum Beispiel vor jeder Amazon Prime Serie mit Erwachsenenzuschnitt geworden. Da warnt mich auch eine Box, dass ich eventuell Gewalt, unflätige Sprache oder Sexualität präsentiert bekommen werde, und dass ich doch bitte mit dem öffentlichen Anschauen dieser Folge ein wenig Diskretion wahren soll. "Für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet" heißt sowas bei deutschen Fernsehsendern.
Man mag jetzt geteilter Meinung sein, ob eine Warnung vor Schimpfwörtern, wilden Schlägereien und nackter Haut bei der Erziehung von Menschen einen positiven Beitrag leistet oder Jugendliche erst recht anzieht. Wo man weniger dagegen haben kann -– vermutlich –, ist das, was jetzt auch TikTok tut: An Epilepsie erkrankte vor Bildern warnen, die Anfälle auslösen könnten. Wenn man das Blitzen von Lichtern zu spät als solches sieht, kann das für sie ernste Konsequenzen haben. Das ist nicht gut. Danke TikTok.
Solche Warnungen fehlen auf Webseiten generell. Sosehr ich mir auch ähnliche Anmerkungen vor Mitschnitten einer Pressekonferenz mit Rudi Giuliani gewünscht hätte - das hat schon einen ernsten Hintergrund. Gut, man könnte auch argumentieren, dass ich weiß, was ich zu erwarten habe, wenn ich mir einen Stream von Gangstarappern reinziehe oder Amazon Prime öffne, wenn ich TikTok starte, aber sicher ist sicher. Denn das ist es auch. Es ist ein Versicherungsschutz von Content-Anbietern. Und es ist immer noch besser als ein automatischer Filter, der mir die Inhalte erst gar nicht mehr anzeigt, weil mir das vorneweg so eingestellt wurde. Da könnten chinesische Bürger ein wenig mehr dazu erzählen. Nicht weil so viele Epileptiker in Peking leben, sondern weil die offiziell noch Kommunistische Partei des Landes andere Vorstellungen davon hat, was für seine Bürger schädlich sein könnte.
Leider gibt es keinen Disclaimer für den Fall, dass man sich mit Inhalten von Regierungsparteien auseinandersetzen muss. Was zu zuckenden Anfällen mit Schaum vor dem Mund oder Verrohung führen könnte. Sonst hätte vermutlich der US-Wahlkampf auch wieder anders ausgesehen. Lassen wir es also dabei und sagen noch einmal Danke an TikTok. Gute Maßnahme.