3.000 Verbraucher bestellen "Klimaschutz-Atomstrom"

Maxatomstrom sieht Potenzial von 2 Millionen Haushalten

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Letzte Woche präsentierte das Augsburger Unternehmen Maxatomstrom ein Angebot, das als "klimaschonender als Solarstrom" beworben wird: Einen Atomstromtarif, der etwa so teuer ist wie ein Ökostromvertrag.

Warum auch bei Ökostrom-Angeboten immer ein "Strommix" aus der Steckdose kommt, hat Peter Riedlberger in Telepolis bereits 2007 ausführlich dargelegt. Das ist auch beim Atomstromangebot nicht anders. Maxatomstrom verweist jedoch darauf, dass Verbraucher mit der Wahl des Tarifs ein "Zeichen gegen den Stillstand in der Klimapolitik" setzen könnten und dass man Verträge mit einem schweizerischen Unternehmen geschlossen hat, das Strom aus den dortigen Atomkraftwerken Gösgen und Leibstadt kauft.

Nun meldet Maxatomstrom, dass der Tarif eine Woche nach seiner Vorstellung von etwa 3.000 Verbrauchern gebucht wurde. Insgesamt sieht man das Potenzial bei 2 Millionen Haushalten, die Umfragehochrechnungen zufolge auch nach dem Fukushima-Unglück noch explizit für Atomkraft sind.

Neue Kunden erwartet sich die Tochterfirma des mittelständischen Stromanbieters Max Energy nach eigenen Angaben auch davon, dass Medien aktuell viel über die Weltklimakonferenz in Lima berichten. Auf der werde deutlich, dass der Kohlendioxidausstoß weltweit betrachtet "allen UN-Klimakonferenzen zum Trotz rapide steigt". In Deutschland, wo aktuell acht neue Kohlekraftwerke im Bau oder in Planung sind, zeigt sich nach Meinung des Unternehmenssprechers Jan Pflug gerade, dass ein "gleichzeitiger Ausstieg aus Kohle und Kernkraft nicht möglich" ist.

Das schweizerische Kernkraftwerk Gösgen. Foto: Ch-info.ch. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

Kohlekraftwerke sind nach Ansicht von Klimaschützern maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre steigt, was das Wetter potenziell noch unberechenbarer macht als es jetzt schon ist.

Einige dieser Klimaschützer - wie beispielsweise der Gaia-Hypothesen-Erfinder James Lovelock, der britische Greenpeace-Geschäftsführer Stephen Tindale, der Greenpeace-Mitgründer Patrick Moore oder der Hurrikanforscher Kerry Emanuel - halten es deshalb für sinnvoll, dass man Kohlekraftwerke nicht nur mit Photovoltaikanlagen, Pumpspeichern und Windrädern ersetzt, sondern auch mit Atomkraftwerken. Deren Strom ist "klimafreundlicher" als der aus Photovoltaikanlagen, wenn man die Energie mit einrechnet, die für die Herstellung der Sonnenenergieumwandler eingesetzt wird. Lovelock, Moore und Emanuel werden mit diesen Ansichten auch im Maxatomstrom-Werbematerial zitiert, wofür sie nach Angaben der Firma kein Geld erhielten.

Der RWE-Konzern dachte 2008 schon einmal öffentlich über einen Atomstromtarif nach, aus dem dann allerdings nichts wurde. Vorstandschef Großmann argumentierte schon damals damit, dass die Grundlast bei einer Verringerung des Kernkraftanteils nur durch Kohlekraftwerke gesichert werden könne, was "entsprechende Folgen für den CO2-Ausstoß" habe.

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