Kirchen horten Geld

In diesem für acht Millionen Euro generalsanierten Rokokopalais stellt der Freistaat Bayern dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx kostenlos eine 90 Quadratmeter-Wohnung zur Verfügung (vgl. Marx predigt Wasser und säuft Wein - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz fordert höhere Steuern).

Einnahmen steigen voraussichtlich trotz Austritten

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Das Handelsblatt hat katholische Bistümer gefragt, wie sie ihr Vermögen von zusammengerechnet über 26 Milliarden Euro angelegt haben. Dabei zeigte sich, dass die nach dem Skandal um den "Protz-Bischof" Tebartz van Elst (vgl. Verstoß gegen das Achte Gebot) versprochene Transparenz bislang weitgehend ausgeblieben ist.

So verweigerte beispielsweise der Finanzdirektor des Erzbistums Köln eine Antwort auf die Frage danach, wie seine Diözese ihr Geld investiert, mit dem Hinweis auf eine "globale Ausrichtung" und eine "Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten", wegen denen es "wenig sinnvoll" sei, "Ihnen nun den ein oder anderen Titel zu nennen".

Beim Bistum Paderborn hieß es, einfach, "Einzeltitel" würden nicht "veröffentlicht". In Limburg, wo Tebartz van Elst sich für 15.000 Euro eine bischöfliche Badewanne mit Nackenstütze und Fußgestell anfertigen ließ (vgl. Skandalbischof Tebartz van Elst fliegt nach Rom) und in Trier gaben die Bistümer immerhin Auskunft darüber, in welche Bereiche man nicht investiert. In Trier sind das wegen "grundsätzlicher ethischer Erwägungen", die man nicht genauer erklärt, Edelmetalle und "Rohwaren".

Kirchensteuer

Das Vermögen der katholischen Kirche in Deutschland stammt nicht nur aus dem Mittelalter, sondern auch aus der Kirchensteuer, die ihr 2016 etwa 6,15 Milliarden Euro einbrachte. Die Steuereinnahmen der evangelischen Kirche in Deutschland beliefen sich in diesem Jahr auf 5,45 Milliarden Euro. 2017 werden diese Einnahmen den Schätzungen des Focus nach weiter ansteigen, obwohl die beiden Kirchen jedes Jahr Austritte in mittlerer sechsstelliger Höhe verzeichnen.

2016 lag die Zahl solcher Austritte der Deutschen Bischofskonferenz nach in der katholischen Kirche bei 162.000, die Lutheraner verzeichneten im selben Jahr 190.000 willentliche Abgänge. Rechnet man unwillentliche Abgänge - also Sterbefälle - hinzu und zieht Taufen ab, dann verlor die evangelische Kirche mit etwa 350.000 Mitgliedern 2016 fast doppelt so viele wie die um etwa 180.000 geringere katholische.

Zusammengerechnet gehören inzwischen nur mehr gut 55 Prozent der Deutschen einer der beiden großen Kirchen an: 23,6 Millionen (beziehungsweise 28,5 Prozent) der katholischen und 21,9 Millionen (26,5 Prozent) der evangelischen.

Austrittsgründe

Einer gemeinsamen Untersuchung des Siegener Theologieprofessors Ulrich Riegel und seines Kasseler Kollegen Tobias Faix nach nennen ehemalige Steuerzahler als Grund für ihren Kirchenaustritt am häufigsten eine "Entfremdung oder fehlende Bindung zur Kirche", die damit "Gründe wie Kirchensteuer, Kritik an rückständigen Positionen, Glaubenszweifel, persönliche Verletzungen und kirchliche Skandale" auf die Ränge verweist.

In Sozialen Medien führen Nutzer als Begründung für ihren eigenen Austritt häufig eine zunehmende Wahrnehmung der Kirchen als Vorfeldorganisation der Juste-Milieu-Politik an. Besonders viel Aufsehen erregte in diesem Zusammenhang Ansgar Mayer, der ehemalige Mediendirektor des Erzbistums Köln. Er hatte nach der Bundestagswahl getwittert: "Tschechien, wie wär's: Wir nehmen Euren Atommüll, ihr nehmt Sachsen?" Der Wiener Theologieprofessor Ulrich Körtner glaubt, dass die Kirchen durch solche aggressiven Signale nicht nur sich selbst schaden, sondern auch den Erfolg der von Mayer kritisierten AfD eher begünstigen als behindern.

Auch der bekannte Berliner Psychologe und Buchautor Ahmad Mansour hält es für "gefährlich, wenn politische Diskurse in Schwarz-Weiß geführt werden, in richtig und falsch, in moralisch und unmoralisch, oder in christlich vs. unchristlich". In einer Demokratie sollten die Kirchen seiner Ansicht ebenso wenig ein "Monopol auf die Moral" beanspruchen wie andere Organisationen.