SPD-Bespitzelung unter Adenauer - ein Hauch von Watergate am Rhein

Die neue Veröffentlichung zeigt: Jetzt wäre auch eine gute Gelegenheit, die Verfolgung der linken Opposition in der Adenauer-Ära aufzuarbeiten

Von einem deutschen Watergate in Bonn schrieb die Süddeutsche Zeitung. US-Präsident Nixon ließ noch in die Parteizentrale der oppositionellen Demokraten einbrechen. Bundeskanzler Adenauer war da schlauer.

Der hatte mit Siegfried Ortloff und Siegfried Ziegler seine Informanten im SPD- Parteivorstand und war daher immer bestens informiert über die geheimsten Pläne der Oppositionspartei. Es war natürlich nichts besonders Spektakuläres, was er über die biederen deutschen Sozialdemokraten aus erster Hand erfuhr.

Es ging um die Position der SPD zum Mehrheitswahlrecht, um den SPD-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl über die Kritik an der SPD-Wahlkampf-Illustrierten 1957. Bekannt geworden ist der Hauch von Watergate in Bonn durch den von der Konrad-Adenauer-Stiftung beauftragten Historiker Klaus-Dietmar Henke, der Sprecher der unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des BND ist.

Von der SPD gibt es gibt zwar etwas gespielte Empörung zu hören, aber alles dürfte sich schnell beruhigen. Dabei könnte die verspätete Enthüllung des Watergates in Bonn genutzt werden, um eine Aufarbeitung der Verfolgung der linken politischen Opposition der BRD in der Adenauer-Ära zu beginnen. Dabei wäre die SPD- Bespitzelung nur ein kleines Detail.

Altnazis machten weiter bei der Jagd nach Linken

Das SPD-Mitglied Ortloff arbeitete für den SPD-Vorstand und war dort für die Abwehr kommunistischer Unterwanderung zuständig. Ziegler war Mitglied der Organisation Gehlen und zugleich SPD-Kreisvorsitzender in Starnberg, er stellte den Kontakt her zwischen Gehlen und Ortloff.

Beide lieferten fortan die vertraulichen Informationen aus den Spitzenrunden der Genossen an Gehlen, die über Hans Globke ihren Weg zu Kanzler Adenauer fanden. Gehlen und besonders Globke waren schon in der Adenauer-Ära bekannte Exponenten der alten NS-Fachleute, die im kalten Krieg gebraucht wurden, weil sie Erfahrung im Kampf gegen die Linke hatten.

Schon in den frühen 1950er Jahren begann die Verfolgung von tatsächlichen oder vermeintlichen Kommunisten. Höhepunkt war die 1952 die Erschießung des Jungkommunisten Philipp Müller bei einer Demonstration gegen die Wiederaufrüstung, das KPD-Verbot und die Verfolgung von tatsächlichen oder vermeintlichen Kommunisten in der BRD.

Dass davon alle Linken betroffen waren, die sich gegen Restauration alter Besitz- und Machtverhältnisse wehrten, zeigte die Verfolgung des Gewerkschafters Viktor Agartz, der innerhalb des DGB für eine Strömung stand, die weiter an den Zielen des Sozialismus festhielt).

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.