Erneute Unterbrechung über Nord Stream 1: EU beschwichtigt, Kohle geht wieder ans Netz

Raus aus der Reserve: Kraftwerk Bexbach. Bild: Felix König, CC BY 3.0

Russland kappt den Gasfluss für drei Tage. Notfallplan der EU soll nicht in Kraft gesetzt werden. Steinkohle erlebt ein Revival.

Die EU-Kommission gibt sich angesichts der erneuten Unterbrechung von Gaslieferungen aus Russland über die Pipeline Nord Stream 1 betont gelassen. Die Maßnahme werde nicht zu einer unionsweiten Alarmstufe führen, zitiert die Nachrichtenagentur dpa einen Kommissionssprecher in Brüssel.

Dennoch bleibt die allgemeine Energieversorgungslage in Deutschland kritisch. Darauf weisen unter anderem Entscheidungen nationaler Energieversorger hin: Sowohl der Kraftwerksbetreiber Steag als auch der Energiekonzern Uniper bringen Steinkohlkraftwerke zurück ans Netz.

Der staatliche russische Energiekonzern Gazprom hatte jüngst angekündigt, Lieferungen von Erdgas über Nord Stream 1 Ende dieses Monats voraussichtlich für drei Tage zu unterbrechen. Der Lieferstopp wurde von dem Konzern die die Tage zwischen dem 31. August und dem 2. September angekündigt, Grund seien Wartungsarbeiten.

Nach Abschluss dieser Arbeiten sollen täglich wieder 33 Millionen Kubikmeter Erdgas aus Russland in die EU fließen. Das sind rund 20 Prozent der maximalen täglichen Durchleitungsmenge der Ostseepipeline. Auf dieses Fünftel hatte Gazprom die Lieferung schon vor einigen Wochen reduziert.

Laut dem Sprecher der EU-Kommission verfolgt man in Brüssel "die Situation mit allen Mitgliedstaaten sehr genau" und behalte die Entwicklung der Gasliefermengen weiterhin "genau im Auge".

Die EU-Länder hatten sich im Juli nach intensiven Debatten auf eine Ratsverordnung "über koordinierte Maßnahmen zur Senkung der Gasnachfrage" (GS-VO) geeinigt. Eine der Kernbestimmungen dieses EU-Dokuments ist der sogenannte Unionsalarm, der bei weitreichenden Gasversorgungsengpässen ausgelöst werden kann.

Dass dies bei einem dreitägigen Lieferstopp nicht der Fall ist, liegt auf der Hand – zumal die Folgen erheblich wären: Bei einem "Unionsalarm" wären die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, weniger Gas zu verbrauchen und obligatorische Sparziele zu erreichen. In der derzeitigen Situation wollen die EU-Mitgliedsstaaten ihren Verbrauch zunächst freiwillig um 15 Prozent senken.