Präsident des Kinderschutzbundes: "Die Kinderarmut wird deutlich zunehmen"

Bild: Gabriele Picello auf Pixabay

Kinderarmut in Deutschland hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Steigende Kosten für Energie und Lebensmittel könnten die Situation verschärfen. Der Kinderschutzbund warnt.

Kinder sind von Krisen in besonderer Weise betroffen. Angesichts steigender Preise hat nun der Kinderschutzbund vor wachsender Kinderarmut im kommenden Jahr gewarnt. Seit Jahren habe sie sich verschärft und die Folgen des Krieges in der Ukraine werde die Lage noch einmal verschärfen, erklärte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, in der Stuttgarter Zeitung (Montag).

"Die Inflation trifft die Familien, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, besonders hart", so Hilgers. "Die Kinderarmut wird im kommenden Jahr also noch einmal deutlich zunehmen."

Dass arme Menschen besonders hart von der Inflation getroffen werden, hat die Hans-Böckler-Stiftung im aktuellen Inflationsmonitor gezeigt.

Einkommensschwache Familien, die von der Teuerung am stärksten betroffene Gruppe, mussten im November mit einer Inflationsrate zurechtkommen, die um 3,5 Prozentpunkte höher lag als bei Alleinlebenden mit hohen Einkommen – seit Jahresbeginn die Gruppe mit der niedrigsten Rate.

Hans-Böckler-Stiftung

Preistreiber sind nach wie vor Haushaltsenergie und Lebensmittel. Und weil Haushalte mit niedrigen bis mittleren Einkommen einen größeren Anteil dafür aufwenden müssen als wohlhabende Haushalte, sind sie in besonderem Maße vom Anstieg der Preise betroffen.

Hilgers warnte jetzt davor, dass die Regelsätze im Bürgergeld im kommenden Jahr nicht für Familien mit Kindern ausreichen werden. Die Erhöhung komme zu spät und sie werde von der Inflation direkt wieder aufgefressen.

Mit Blick auf die Grundsicherung und das Bürgergeld sei auch ein falsches Bild in der Debatte entstanden, so Hilgers. Viel zu wenig werde darüber gesprochen, dass viele Familien, die auf Leistungen zur Grundsicherung angewiesen sind, die Eltern arbeiten. Ihr Verdienst reicht allerdings nicht zum Leben.

Der Anstieg des Mindestlohns auf zwölf Euro je Stunde sei gerade für die sogenannten Geringverdiener ein gewisser Schutz vor dem finanziellen Absturz gewesen. Angesichts der Inflation müsse er aber schnell steigen – auf mindestens dreizehn Euro, besser 14 Euro. "Das würde helfen, dass weniger Familien in Armut sind", so Hilgers.

Die Kinderarmut hat in einem wohlhabenden Land wie Deutschland eine erschreckende Größe angenommen. Inzwischen ist mehr als jedes fünfte Kind von Armut betroffen – mit den bekannten Folgen: unzureichende Versorgung mit Gütern des alltäglichen Bedarfs, geringere Bildungschancen und weniger Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe.

Im November erst hatten Verbände, Gewerkschaften und Organisationen dazu aufgerufen, mehr gegen Kinderarmut zu tun. In einem gemeinsamen Papier hieß es:

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation deutlich verschärft: Durch die Corona-bedingte Schließung von Einrichtungen und Unterstützungsstrukturen wie Kitas, Schulen, Jugendclubs und Familienzentren waren Familien lange Zeit und in wiederkehrendem Maße auf sich allein gestellt und zum Teil hohen Belastungen ausgesetzt.

Gleichzeitig seien die Lebenshaltungskosten langsam, aber stetig gestiegen und schließlich durch die Inflation explodiert. Auf Familien, die Sozialleistungen bezögen, oder die trotz Erwerbstätigkeit unter der Armutsgrenze lägen, sei der Druck dramatisch gestiegen.

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