20.000 Menschen auf der Flucht
Im Süden der Philippinen sind erneut Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Separatisten ausgebrochen
Die Philippinen sind ein Vielvölkerstaat, in dem über 170 Sprachen gesprochen werden. 95 Prozent der Bevölkerung sind Christen und fünf Prozent Moslems, darunter die Volksgruppen der Badjo-Seenomaden, der Jama Mapun, der Maguindanao, der Maranao, der Yakan und der Tausug. Sie konzentrieren sich auf den Sulu-Archipel und Mindanao, wo sie etwa ein Drittel der Bevölkerung stellen.
Dort herrscht seit den 1970er Jahren mit Unterbrechungen Krieg. Dem konnte auch ein Autonomiestatut für die Provinzen Basilan, Lanao del Sur, Maguindanao, Sulu und Tawi-Tawi sowie eine Beteiligung der moslemischen Moro National Liberation Front (MNLF) an der Macht nichts ändern. Denn die mit ihr konkurrierenden Gruppen Moro Islamic Liberation Front (MILF) und Abu Sayyaf verübten weiter Terrorakte, darunter Bombenanschläge auf Kinder, Handgranatenangriffe auf Zivilisten und Enthauptungen größerer Gruppen von Gefangenen und Entführten. Sie wollen unter anderem Palawan und ganz Mindanao unter ihre Herrschaft bringen - also auch Gebiete, in denen moslemische Volksgruppen in der Minderheit sind.
Schätzungen der Weltbank zufolge forderte der Konflikt bislang deutlich über 100.000 zivile Todesopfer. Eine noch größere Zahl von Philippinos musste wegen ihm ihre Heimat verlassen. Seit Mitte Oktober erneut schwere Kämpfe ausbrachen, sind nach Angaben der philippinischen Katastrophenschutzbehörde etwa 20.000 Menschen auf der Flucht, darunter knapp 12.000 in der auf Mindanao gelegenen Provinz Zamboanga Sibugay. Dort besetzten Rebellen Schulen und töteten bei einem Angriff acht Soldaten und Polizisten, worauf hin Regierungstruppen eine mit Betonbunkern ausgebaute Stellung des MILF-Kommandeurs Wanning Abdusalam mit Artillerie- und Luftangriffen eroberten. Wanning Abdusalam selbst, dem neben zahlreichen Terroranschlägen auch Entführungen vorgeworfen werden, konnten sie dabei allerdings nicht fassen. Angeblich floh er verletzt mit etwa 40 seiner Männer.
Knapp 8.000 Menschen flüchteten von oder auf der östlichsten großen Sulu-Insel Basilan. Dort starben am 18. Oktober 19 Soldaten bei dem Versuch, in der Ortschaft Al-Barka den MILF-Kommandanten Dan Laksaw Asnawi festzunehmen. Er war im November 2009 bei einem Ausreiseversuch am Flughafen von festgenommen worden, weil er im Verdacht steht, 2007 die Enthauptung von zehn gefangenen Soldaten angeordnet zu haben. Noch im Dezember 2009 gelang ihm zusammen mit 31 Mitinsassen die Flucht aus dem Gefängnis.
Die MILF bestreitet die Verantwortung für die Enthauptungen und verweist auf Abu Sayyaf als Täter. Mittlerweile verlagerte sich auch der Schwerpunkt der aktuellen Kämpfe auf Urwaldcamps dieser Gruppe. Dabei sollen nach Angaben des Militärs im Gebiet von Indanan drei mutmaßliche Abu-Sayyaf-Kämpfer getötet worden sein. Der Kommandant Umbra Jumdail war jedoch nicht darunter. Er soll in seinen Lagern nicht nur Philippinos, sondern Salafisten aus aller Welt zu Terroristen ausbilden.
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