30 Jahre und immer noch nicht grau
Die Sendung mit der Maus feiert Geburtstag
Im März 1971 ging es beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) los mit den Lach- und Sachgeschichten. Da die Zuschauer jedoch immer nur von "dieser" Sendung mit "dieser" Maus sprachen, wurde sie nach 10 Monaten auch zur "Sendung mit der Maus" umbenannt.
Seitdem sind drei Generationen mit den kleinen Abenteuern der Maus aufgewachsen und wurden auf den Ernst des Lebens vorbereitet. Wie schon zum Silberjubiläum 1996 wird in der Kölner Innenstadt am 18. März eine Riesenparty gefeiert. Damals gab es eine ARD-Mausnacht, ein Sonderzug fuhr zwei Wochen durch Deutschland und viele Künstler gratulierten auf einer Maus-CD. Die Kindersoftwareschmiede Tivola nahm jetzt den 30. Geburtstag zum Anlass, die CD-ROM "Maus 2" auf den Markt zu bringen.
Mit der Sendung mit der Maus kann wohl kaum eine andere Vorschulkindersendung mithalten. Lediglich die Sesamstraße konnte einen ähnlichen Kultcharakter erzielen. Die Teletubbies mussten dagegen schon nach kurzer Zeit ihre Produktion einstellen und senden demnächst nur noch Konserven.
Gratulieren muss man bei dieser Gelegenheit auch Armin Maiwald. Er ist von Anfang an dabei und produzierte die ersten Sachgeschichten "Das Brötchen", "Die Milch und "Das Ei". Nicht vergessen darf man natürlich Christoph Biermann, der auch schon seit 1972 mit an Bord ist. Allerdings steht er erst seit 1983 vor der Kamera.
Am 10. März 1971 wurde die erste Bildergeschichte mit der Maus ausgestrahlt: Die Maus im Laden, die damals noch von der Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel gezeichnet wurde. Dann hauchte der Zeichentrickfilmer Friedrich Streich der Maus mit den großen Kulleraugen und den klappernden Lidern Leben ein. Der blaue Elefant kam übrigens auch schon 1975 zur Maus.
Klack-klack und schnüff-schnüff
Nie etwas anderes gibt die Maus von sich gibt als "klack-klack" oder "schnüff-schnüff". Sie spricht nie und erzählt dennoch umfassende Geschichten. Sie kann die Barthaare als Propeller umfunktionieren, benutzt den Schwanz schon mal als Korkenzieher oder stellt das Klingeln des Weckers aus. Was daran Besonderes ist? Das Klingeln kommt nicht vom Nachttisch, sondern sie entdeckt den Wecker in ihrem aufklappbaren Bauch. Meistens ist das Ende der Geschichte eben gänzlich anders als erwartet. Die Maus kann alles, ohne je unglaubwürdig zu werden. Friedrich Streich nennt diese kleinen Geschichten "dramatisierte Witze". So verbindet die Maus die einzelnen Elemente der jeweiligen Sendung. Zum Teil erlebt sie ihre Geschichten ganz allein, oft treten aber auch ihre Freunde mit auf: der kleine, blaue Elefant und die Ente.
Verblüffend ist, dass die Geschichten gleichermaßen groß wie klein begeistern. So sitzen nicht nur die Kinder vor dem Fernseher, auch die "Großen" verfolgen gespannt, wie ganz normale Dinge des Alltagslebens eigentlich entstehen oder funktionieren. Wie wird eine Gitarre hergestellt oder warum kocht das Wasser auf einem Berg schneller? Jedes Einzelteil wird in Produktionsabschnitten genau vorgestellt und ganz am Schluss lernen die Kinder nebenbei noch die Saiten der Gitarre kennen. Die Maus war sogar schon im Weltall, davon gab es eine komplette Sondersendung.
Inzwischen hat die Mausredaktion schon über 1.500 Sachgeschichten gesendet, wovon sich 29 inzwischen auch auf der Homepage der Maus finden. Diese wurden extra für das Internet aufbereitet; eine davon behandelt auch das Internet. Am Schönsten ist aber immer noch die Geschichte Wie kommen die Löcher in den Käse?. Die Szene mit der Riesenbohrmaschine ist einfach Kult. Darüber lachen heute noch alle Kinder und - die schon erwähnten "Großen".
Die Maus hat aber auch andere Figuren in Deutschland zum Star gemacht. So erlangte der Prager Maulwurf über die Sendung mit der Maus erst seinen inzwischen immensen Bekanntheitsgrad. Auch der kleine Eisbär hatte seine Zeichentrickpremiere bei der Maus.
Wenn auf dem Bildschirm von großen Abenteuern erzählt wird und so weit gelogen wird, dass sich die Balken biegen, dann ist Käpt'n Blaubär in seinem Element. Der Käpt'n ist übrigens deshalb so blau, weil er das Blaue vom Himmel lügt. Mit seinen drei kritischen Enkeln und dem Matrosen Hein Blöd tauchte er 1991 in der Sendung mit der Maus auf. Selbst Stefan Raab hat sich mit seinem Lied Hier kommt die Maus als Fan der Maus geoutet. Die Ausstellung Mausoleum ist noch bis zum 13. Mai im Osnabrücker Industrie Museum zu besuchen.
Maus-Geburtstags-CD-ROM
Wer am 18. März keine Zeit hat, nach Köln zu fahren und den Mausgeburtstag live zu erleben, kann sich die neue "CD-ROM mit der Maus 2" besorgen und fleißig mitfeiern. Denn einer der Schwerpunkte dieser Ausgabe sind Unmengen von Bastelideen rund um eine Geburtstagsparty. Da kann ein "Kalter Hund" gebacken oder Tischkarten hergestellt werden. Wie es sich für eine richtige Geburtstagsparty gehört, geht es auf dieser CD-ROM ganz intensiv um Musik und Instrumente. Die Sachgeschichte handelt vom Dudelsack und bietet letztlich sogar eine Bastelanleitung zum Eigenbau. In kleinen Filmbeträgen -fast wie bei der richtigen Maus-Sendung - wird alles haarklein erzählt und gezeigt.
Mit einer Lachgeschichte kommt diesmal Max daher. Max kommt eigentlich von Tivola, dem Berliner Verlag, der sich bislang auf gut gemachte Kindersoftware spezialisiert hat. Auch Max feiert seinen Geburtstag und will seine Freunde einladen. Doch wie kann man jemandem auf dem Mond eine Einladung schicken? Da bittet Max die Kinder am Computer um Hilfe. Die sind auch gefordert, wenn Onkel Pong Max eine Super-Überraschungsmaschine bauen will. Denn, wo sind die Teile?
Ganz neu ist die Kombination eines Malprogramms mit Musik. Dazu stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung, die nach dem Malen als Tonbilder abspielbar sind. In der Spielecke finden sich noch sechs Spielchen, unter anderem das beliebte Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst. Für knapp 50 DM bietet "Die CD-ROM mit der Maus 2" allerhand Abwechslung und kann immer zur Bastelarbeit herangezogen werden, wenn ein Geburtstag ansteht. Finden sich die Kinder sich erst einmal mit den Icons zurecht, werden selbst fünfjährige Kinder viel Spaß mit der Maus-CD-ROM haben.
Der Maus wünsche ich "Alles Gute zum Geburtstag" und hoffe, dass ich noch einmal lernen darf, warum die Glühwürmchen leuchten.