Alarmstufe Rot: Kohlendioxid in der Atmosphäre auf Rekordhoch

Blauer Himmel mit CO2-Formel und Wolken. Kohlendioxid-Emissionen

(Bild: New Africa / Shutterstock.com)

Die Konzentration von Kohlendioxid in der Luft ist so hoch wie seit 800.000 Jahren nicht mehr, warnt ein neuer UN-Bericht. Die Folgen des Klimawandels werden immer drastischer.

Es ist ein Weckruf an die Menschheit: Die Konzentration des Treibhausgases Kohlendioxid in der Atmosphäre hat ein neues Rekordhoch erreicht. Das zeigt der jüngste Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Vereinten Nationen. Und dennoch tut sich die Menschheit schwer damit, den Ausstoß des Klimagases zu reduzieren.

Laut Bericht lag der Kohlendioxid-Gehalt im Jahr 2023 bei 420 ppm (Teile pro Million). Das sind 2,3 ppm mehr als im Vorjahr und 151 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Echtzeitdaten an ausgewählten Standorten zeigen demnach, dass die Werte der drei wichtigsten Treibhausgase im vergangenen Jahr weiter angestiegen sind.

Zum Vergleich: In der vorindustriellen Zeit um 1750 lag die Kohlendioxid-Konzentration laut der US-Wetterbehörde NOAA noch bei 280 ppm. 420 ppm entsprechen 3,276 Gigatonnen (Gt) Kohlendioxid in der Atmosphäre – eine schier unvorstellbare Menge.

Kohlendioxid heizt die Erde auf

Das in der Luft befindliche Kohlendioxid ist der Haupttreiber des Klimawandels. Es entsteht hauptsächlich durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas, aber auch durch Waldrodungen. In der Atmosphäre wirkt Kohlendioxid wie eine wärmende Decke für die Erde.

Je mehr Kohlendioxid in der Luft ist, desto stärker heizt sich unser Planet auf. Der UN-Bericht zeigt: 2024 war wahrscheinlich das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen und das erste, das 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lag. Die globale Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche überstieg das Niveau von 1850 bis 1900 um 1,55 Grad – mit einer Unsicherheit von 0,13 Grad in beiden Richtungen.

"Ein einziges Jahr mit einer Erwärmung von mehr als 1,5 Grad bedeutet zwar nicht, dass die langfristigen Temperaturziele des Pariser Abkommens unerreichbar sind, aber es ist ein Weckruf, dass wir die Risiken für unser Leben, unsere Wirtschaft und den Planeten erhöhen", mahnte WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo.

Klimawandel lässt Meeresspiegel steigen

Die steigenden Kohlendioxid-Werte und Temperaturen haben dramatische Folgen für die Weltmeere. Laut dem Bericht erwärmen sich die Ozeane doppelt so schnell wie noch vor 2005. 2024 wurde bereits zum achten Mal in Folge ein Rekord bei der Erwärmung der Ozeane gemessen.

Das hat fatale Konsequenzen: Wärmeres Wasser dehnt sich aus. Zusammen mit dem Schmelzen der Gletscher und Eisschilde führt das dazu, dass der Meeresspiegel immer schneller ansteigt. Dem Report zufolge hat sich die Geschwindigkeit des Meeresspiegelanstiegs in den vergangenen drei Jahrzehnten verdoppelt. Einen unerwartet starken Anstieg des Meeresspiegels hatte kürzlich auch die US-Weltraumbehörde Nasa festgestellt.

Die WMO warnt: Es wird Hunderte bis Tausende Jahre dauern, den Anstieg des Meeresspiegels und die Erwärmung der Ozeane wieder umzukehren. Viele Küstenregionen und Inseln drohen langfristig im Meer zu versinken.

Mehr Hitzewellen, Dürren und Stürme

Doch der Klimawandel zeigt sich nicht nur in den Ozeanen, sondern auch an Land. Die Rekordtemperaturen führten 2024 zu mindestens 151 noch nie dagewesenen extremen Wetterereignissen, so der Bericht. Dazu gehörten verheerende Hitzewellen, Überschwemmungen, Dürren und Stürme.

"Millionen von Menschen leiden zunehmend unter den Folgen", sagte Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung laut Financial Times (FT). Er betonte: "Wir können den Erwärmungstrend nur stoppen, indem wir aus fossilen Brennstoffen aussteigen, und wir müssen es schnell tun."

Auch UN-Generalsekretär António Guterres schlug Alarm: "Unser Planet sendet immer mehr Notsignale aus." Er forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, endlich entschieden gegen die Klimakrise vorzugehen. Jedes Zehntelgrad zähle, um gefährliche Kipppunkte im Klimasystem zu vermeiden.

Klimaneutralität als Ausweg

Was also tun? Die Wissenschaft ist sich einig: Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels noch abzuwenden, muss die Menschheit so schnell wie möglich klimaneutral werden. Das heißt: Wir dürfen nur noch so viel Kohlendioxid ausstoßen, wie Wälder und Ozeane wieder aufnehmen können.

Dafür ist ein radikaler Umbau unserer Wirtschaft und Gesellschaft nötig. Weg von Kohle, Öl und Gas, hin zu 100 Prozent erneuerbaren Energien. Weniger Fleischkonsum, mehr Aufforstung. Mehr öffentlicher Verkehr, weniger Autos mit Verbrennungsmotor.

Die Staaten haben sich im Pariser Klimaabkommen darauf geeinigt, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Doch viele Experten bezweifeln, dass dieses Ziel noch zu schaffen ist. Zu wenig ist bisher passiert, um den Kohlendioxid-Ausstoß zu drosseln. Im Gegenteil: Weltweit erreichen die Emissionen jedes Jahr neue Rekordwerte.

Für die WMO ist deshalb klar: Wir müssen uns besser an die Folgen des Klimawandels anpassen. Dazu gehören Frühwarnsysteme für Extremwetter, Deiche und Dämme gegen den Meeresspiegelanstieg, hitzeresistentere Pflanzen in der Landwirtschaft.

"Wir machen Fortschritte, müssen aber weiter gehen und schneller werden", sagte WMO-Chefin Saulo. Nur so könnten wir die Risiken des Klimawandels eindämmen und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen sichern.