Am 29. oder erst am 30. November?
Nachdenkliches Happening anstelle von Konsum
Schon seit Jahren feiert die kanadische New Media Foundation den "Buy Nothing Day", diesmal auch mit einem geplanten Anti-Werbespot im CNN-Fernsehen.
Aus dieser nordamerikanischen Ecke kam übrigens auch der "autofreie Tag", den heuer schon Hunderte europäische Kommunen mehr oder weniger ernsthaft bzw. fröhlich feierten. Aus der fluxusartigen Konsumkritik ist er sozusagen über Nacht in den gemeinderätlichen Mainstream geraten. Aber mit dem konsumfreien Tag tun sich die mittlerweile 40 Co-Initiativen, die es weltweit gibt, weitaus schwerer.
Vermutlich hat das damit zu tun, dass beim "autofreien Tag" die grünen Gruppen hier einen brauchbaren Transmissionsriemen in die Kommunalpolitik hinein herstellen konnten. Aber tageweiser umfassender Konsumverzicht scheint doch schon ein Stück zu weit zu gehen. Übrigens auch für die etablierten europäischen Verbraucherorganisationen - sie halten sich bei so etwas eher seitab.
Zurückhaltenden Konsum stärken...
Im Grunde geht es gar nicht so sehr darum, totalen Konsumverzicht zu üben, sondern darüber selbst nachzudenken und vor allem die Anderen (Passanten, Shopper, Konsumenten) zum Nachdenken über den allseits gegenwärtigen Konsumterror zu provozieren. Also, zurückhaltendes Kaufen zu stärken gegen die werbefinanzierten Glücksversprechen des kontinuierlichen Konsums und gelegentlicher Kaufräusche.
Das Markenbewusstsein und die "Konsumgier" steigen ja insbesondere bei Kindern und Jugendlichen markant an. Blickt man in die einschlägigen Jugendstudien, so hat innerhalb der letzten zwanzig, fünfundzwanzig Jahre ein weitgehendes Umdrehen der alten Wertelagen stattgefunden.
1977: Was ist wichtig, um glücklich zu sein?
77 %: gesund zu sein
44 %: ehrlich zu sein
14 %: reich zu sein
1998: Was wünscht Du Dir ganz besonders?
70 % : "einmal gut verdienen"
68 %: "Erfolg in der Schule, gute Noten"
59 %: "Urlaub machen, tolle Urlaube, Reisen"
Der Buy Nothing Day am 29. November findet nach dem US-amerikanischen Thanksgiving statt, in Europa aber am Samstag, dem 30. November, und in Japan schon am Sonntag, dem 24. November.
In Deutschland finden Aktionen in Berlin, Frankfurt und München statt, Aktionen sind auch in der Schweiz und in Wien, sowie in einigen kleineren Städten geplant.