Ghana geht am Gold kaputt
Gold ist weltweit begehrt. Doch der Preis, den die Menschen für das Edelmetall zahlen, ist nicht nur an der Börse hoch. Jetzt greift Accra zu verzweifelten Maßnahmen.
In einer noch nie dagewesenen Aktion hat die Regierung Ghanas am Montag, dem 30. September, einen Lockdown über das gesamte Land verhängt. Dabei ging es allerdings nicht um einen neuartigen Virus, sondern darum, den illegalen Bergbau zu bekämpfen.
Handwerkliches Goldschürfen ist in Ghana allgemein als "galamsey" bekannt, ein Pidgin-Wort, das aus dem Ausdruck "gather them and sell" (sammle sie und verkaufe) geformt wurde. Die Umweltzerstörung, die durch den unregulierten Goldbergbau verursacht wird, löst schon seit Jahren immer wieder Forderungen nach einem Eingreifen der Regierung aus.
Jüngste Berichte der Ghana Water Company Limited (GWCL) verdeutlichen den Ernst der Lage: Die Verschmutzung wichtiger Wasserquellen führt zu ernsthafter Wasserknappheit. Nach Angaben der GWCL sind 60 Prozent der wichtigsten Gewässer des Landes verunreinigt, und die Wasseraufbereitungsanlagen sind überfordert.
60 Prozent der Gewässer verunreinigt
Eine Koalition aus zivilgesellschaftlichen Organisationen, Gewerkschaften, Medien und religiösen Führern erhöht nun den Druck auf die Regierung. Sie fordert die Ausrufung des Notstands in allen betroffenen Gebieten, den Einsatz von Sicherheitskräften, um die illegalen Bergleute aus den Gewässern zu vertreiben, aber auch den sofortigen Entzug und die Annullierung von Bergbaulizenzen zumindest in Schutzgebieten.
Africanews zitiert dazu Kenneth Ashigbey, den Vorsitzenden der Ghana Coalition Against Galamsey, der drastische Worte findet:
"Wenn man in den Krieg zieht und das Wasser des Feindes vergiftet, gilt das als Kriegsverbrechen. Aber hier vergiften die Menschen ihr eigenes Wasser, und die Verantwortlichen handeln nicht. Dies ist eine Krise, und der Präsident muss jetzt handeln."
Das westafrikanische Land ist einer der führenden Goldproduzenten Afrikas und der siebtgrößte Goldproduzent der Welt. Große kommerzielle Unternehmen bauen den Großteil des Goldes in Ghana ab und setzen dabei schwere Maschinen ein. Über 40 Prozent des Edelmetalls werden jedoch in kleinen Minen gewonnen, von denen viele informell oder ohne gültige Lizenz arbeiten.
Millionen Menschen abhängig vom Goldschürfen
Galamsey ist für viele Menschen in Ghana eine wichtige Einkommensquelle. Er beschäftigt rund eine Million Menschen und trägt zu den Einkommen von weiteren 4,5 Millionen bei. Die Einwohnerzahl Ghanas liegt aktuell bei rund 35 Mio. Menschen.
Gold ist auch das wichtigste Exportprodukt Ghanas. 2022 wurden mit dem gelben Metall Exporterlöse von etwa 9,5 Milliarden US-Dollar erzielt. In weitem Abstand folgen Erdöl (rund 5,2 Mrd. US-Dollar) und landwirtschaftliche Produkte (etwa zwei Mrd. US-Dollar). Fast die Hälfte der ghanaischen Goldexporte geht in die Vereinigten Arabischen Emirate, rund ein Drittel in die Schweiz und weitere 16 Prozent nach Indien.
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Seit 2022 ist der Goldpreis fast ununterbrochen um 50 Prozent gestiegen und liegt schon seit Längerem über 2600 US-Dollar pro Unze. Ob unter diesen Bedingungen ein wirksames Vorgehen gegen den massenweisen illegalen Goldbergbau erfolgreich sein kann, darf zumindest bezweifelt werden.
Quecksilber schafft zusätzliche Probleme
Die stetigen unregulierten Bergbauaktivitäten zeitigen jedoch schwerwiegende Folgen, darunter schwere Schäden an lokalen Ökosystemen. Der illegale Bergbau hat nicht nur Gewässer verseucht, sondern auch Ackerland in den Kakaoanbaugebieten verwüstet und zur Zerstörung von mindestens 34 Waldreservaten geführt.
Die Mehrheit der kleinen Goldschürfer ist außerdem auf Quecksilber angewiesen, um Gold zu amalgamieren. Nach der Verwendung wird das extrem giftige Schwermetall jedoch häufig schlichtweg in die natürliche Umwelt gegeben.
Einmal freigesetzt, wandelt es sich das flüssige Schwermetall in Methylquecksilber um, eine ebenfalls giftige Substanz, die sich mit verheerenden ökologischen Folgen in organischem Gewebe anreichert. Bereits vor zehn Jahren wurde der handwerkliche und kleine Goldbergbau für schätzungsweise 37 Prozent der weltweiten Quecksilberemissionen in der Luft verantwortlich gemacht.
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Unfälle, Nierenprobleme, Atemwegserkrankungen und Stoffwechselkrankheiten
Galamsey zieht jedoch nicht nur erhebliche ökologische Folgen nach sich. Es macht auch die Bergleute krank. Unfälle sind in den schlecht gesicherten Minen an der Tagesordnung und werden von großen körperlichen und psychischen Belastungen, Nierenproblemen, Atemwegserkrankungen und Stoffwechselkrankheiten begleitet.
Das Vorhandensein erhöhter Quecksilber-, Zyanid-, Arsen- und Kadmiumwerte sowohl in der Umwelt als auch in den menschlichen Körpern steht in direktem Zusammenhang mit dem Bergbau in Ghana. Etwa siebzig Prozent der Häuser in den betroffenen Gemeinden sind auf Oberflächenwasser angewiesen, und alle Häuser nutzen die Felder oder den Busch als Toilette.
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