Wie der Run auf Rohstoffe den Planeten plündert
Der Abbau von Rohstoffen ist für viele Länder meist ein Fluch. Von Nachhaltigkeit keine Spur. Was geschieht, wenn die Kupferpreise weiter steigen?
Wir haben gestern darauf hingewiesen, dass die Kupferpreise sich seit Anfang des Jahrzehnts auf einem historischen Rekordhoch bewegen, aber offensichtlich immer noch zu niedrig sind, um genug Anreiz für die Erschließung neuer Lagerstätten zu bieten. Der zitierten Quelle zur Folge müssten sie dafür um weitere 75 Prozent auf 14.000 Euro pro Tonne steigen.
Da der Kupferabbau und das Lösen des Metalls aus dem Erz ein für die Umwelt und die Menschen in der Nachbarschaft von Gruben und Raffinerien ein sehr schädlicher Prozess ist, muss man froh sein, dass trotz der hohen Nachfrage zumindest die Förderung derzeit nicht weiter gesteigert wird.
Aber es wirft natürlich Fragen auf, was dieser Umstand für die Industrie bedeutet und was passiert, wenn die Preise weiter steigen. Alle Erfahrungen mit der Welt der Bergwerk- und Rohstoffkonzerne sprechen dafür, dass dann ein gewaltiger Druck auf Mensch und Umwelt entstehen wird.
Der lockende Profit wird den Moloch Bergbau auch noch in die letzten Bereiche der Wildnis vordringen lassen, die uns auf dem Planeten noch geblieben sind, alte Wälder werden, wie es beinahe dem Hambacher Forst ergangen wäre, im großen Stil abgeholzt, Anwohner verdrängt oder auch – fernab der Metropolen und der Kameras – vertrieben und ermordet.
Jüngste Erfahrungen zeigen das, wie etwa der Teersandabbau in Kanada, der Raubbau der Goldindustrie im Norden Griechenlands und in Rumänien, der Kohlebergbau in den US-amerikanischen Appalachen, bei dem ganze Berge weggesprengt wurden, oder die jahrzehntelangen Verheerungen des Kupfer- und Goldabbaus in Indonesien.
Indonesien ist zugleich ein Beispiel dafür, wie der Bergbau langanhaltende gewalttätige Konflikte verursachen oder befeuern kann. In West Papua, dem Westen Neuguineas, kämpft ein Teil der einheimischen Bevölkerung seit den 1960er-Jahren für die Unabhängigkeit von Indonesien. Die großen Minen auf der Insel sind für die Regierung jedoch eine wichtige Einnahmequelle, auf die sie ungern verzichtet.
Andere Beispiele für bewaffnete Konflikte rund um die Ausbeutung von Rohstoffen sind der langjährige Bürgerkrieg auf Bougainville, einer zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel, oder auch die weltweit mit Abstand größten Phosphatvorkommen in der Westsahara.
Letztere wurde 1975 wenige Monate nach ihrer Unabhängigkeit erst von Marokko und Mauretanien völkerrechtswidrig besetzt und schließlich von Marokko annektiert. Ein Schritt, den Deutschlands Außenministerin wenige Monate nach ihrem Amtsantritt – anders als der überwiegende Teil der internationalen Gemeinschaft – faktisch ebenso akzeptiert hat, wie Marokkos vor Kurzem wieder aufgenommenen Krieg gegen die Frente Polisario, die den 1975 gegründeten Staat repräsentiert.