Atomwaffen: "Ich bin bereit es zu tun"

Bild: Simon Dawson / No10 Downing Street, Open Government Licence v3.0/ Montage: Telepolis

Premierministerin Truss ist zum Einsatz von Atomwaffen bereit. Frage nach Gefühlen beim Einsatz von Massenvernichtungswaffen scheint sie gar nicht zu verstehen. Darf diese Frau regieren?

Liz Truss wirkt in ihren ersten Auftritten als britische Premierministerin noch gehemmter als zuvor. Ihre Reden sind offensichtlich einstudiert und jedes Wort tausendfach abgewogen. Dies schadet bei Reden meist mehr, als es nützt.

Zeitweilig kommen selbst die Claqueure der eigenen konservativen Partei nicht mehr ganz mit, wenn sie etwa Boris Johnson in ihrer ersten Ansprache nach Annahme des Wahlergebnisses über den grünen Klee lobt. Am Ende ihres emphatisch gemeinten Satzes entsteht Stille, statt des intendierten tosenden Applaus. Mussten die Abgeordneten und Parteimitglieder im Saal zuerst überlegen, ob das "Mein lieber Freund Boris, du hast uns den Brexit geliefert", vielleicht eine Ironie gewesen sein könnte?

Zerstörungsradien bei der Explosion einer SS-25 in deutschen Hauptstädten (16 Bilder)

Voraussichtliche Zerstörung beim Einschlag einer russischen SS-25 mit 800 Kilotonnen in Kiel. Bild: Screenshot Nukemap. Eine ausführliche Legende zu den Zerstörungsradien finden Sie hier.

Niemand stellt in Frage, dass Liz Truss klug ist. "She is nobody’s fool", warnte jüngst der Labour-Vorsitzende Keir Starmer. Darin liegt aber zugleich auch ein gewisser, eigentümlicher Schaden. Truss wirkt nie authentisch, alles scheint offensichtlich kalkuliert und auf das jeweilige Publikum zugeschnitten. Ein Politik-Roboter, den wenig Sympathie ereilt.

Der sehr erfahrene Times-Radio Moderator John Pienaar wollte bei einer Veranstaltung in Manchester den Truss-Roboter aus der Reserve locken. Er fragte nach dem Trident-Programm, also jenen U-Booten der britischen Marine, die über interkontinentale Atom-Raketen verfügen.

Der kluge Reporter weiß, dass, wenn er Truss fragt, ob sie "den Knopf drücken" würde, sie natürlich ja sagen muss. Deshalb betont er, ihn persönlich würde die unausweichliche "globale Vernichtung" körperlich krank machen und er würde gerne von Truss wissen, was sie demgegenüber empfindet.

Durch ihr Gesicht geht ein leichtes Zucken. Sie erkennt eine Falle, wenn sie vor ihr steht. Dann schüttelt sie den Kopf und damit alle Bedenken ab. Es sei eine wichtige Aufgabe der Premierministerin und sie sei bereit es zu tun.

Diesmal agieren die Claqueure auf Stichwort und klatschen. Der Applaus beruhigt Truss. Der Reporter versucht es verzweifelt lachend ein letztes Mal: "Ich frage, wie sie sich fühlen?"

Nein, keine weitere Antwort. Truss ist bereit den Knopf zu drücken. Die Frage nach ihren Gefühlen gegenüber dem möglichen Ende der menschlichen Zivilisation scheint sie nicht einmal zu verstehen.