Auktions-Plattformen entmystifiziert
Oft teurer, und getrickst wird heftig
Anders als bei herkömmlichen "Online-Shops", wo aus einem bestimmten, mehr oder weniger großen Angebot zu einem festgelegten Preis gekauft werden kann, stellen Auktionshäuser nur eine Plattform für den Austausch von privat zu privat oder von Händler zu privat zur Verfügung. Die Transaktionen laufen anonym - das hat natürlich auch Nachteile.
Von bunt und skurril bis teuer und mickrig
Bei den großen deutschen Online-Aktionshäusern wie Ricardo.de, Alando-eBay, Yahoo) usw., gibt es heute ein mehr oder minder geordnetes, breites Sammelsurium von privaten und kommerziellen Angeboten. Das geht von der gesuchten weiblichen Reisebegleitung in die Karibik über Funktelephone bis hin zum Pixi-Buch, der antiken oder auch einmal echten Aktie und weiter zum Gebrauchtwagen. Bei den vielen kleineren Auktionsplattformen, die es mittlerweile ebenfalls gibt, ist das Angebot aber eher mickrig.
Bei den Versteigerungen kommt es auch zu skurrilen Spitzen, wie das Anbieten einer menschlichen Niere zu Transplantationszwecken bei eBay/USA), oder das eines ungeborenen Babys, was übrigens auch in den traditionellen Printmedien großen Niederschlag fand. Der Handel mit Alkohol und Tabak blühte auf der US-Site, wurde jedoch kürzlich unterbunden.
Um das angeschlagene Renommee wiederherzustellen, setzt eBay - nach dem Erwerb des herkömmlichen Auktionators Butterfield & Butterfield - auf Trading Up und wird hochpreisige Kunst und Antiquitäten im Netz anbieten. So lässt sich jetzt schon online bei Alando-eBay bis zum 1. Oktober ein Bild von Rembrandt ersteigern.
Möglicherweise spannend, aber riskant
Bei den Versteigerungen sind die Parteien im Regelfall anonym, auch dann, wenn Händler Neuwaren privaten Käufern anbieten. Bei den größeren Auktionsplattformen gibt es als kleines Licht in dem damit gegebenen Informationsloch zwar ein Bewertungssystem für die Teilnehmer, - interessant ist das aber nur, wenn ein Verkäufer professionell viele Dinge anbietet und es viele echte Rückmeldungen von den Käufern gibt.
Es wird darauf hingewiesen, dass dabei Verkäufer und Käufer nicht unter Aufsicht der Auktionsplattform stehen, so etwa bei Ricardo.de in den AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen): "Jeder Teilnehmer, der ein Angebot abgeben will, sollte sich bei der Abgabe seines Angebots die Risiken eines Vertragsabschlusses ohne vorherige Besichtigung des Vertragsgegenstandes und ohne Kenntnisse über die andere Vertragspartei vergegenwärtigen." Oder: "Yahoo! ist bei den Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer in keiner Weise involviert. Yahoo! kann auch das Verhalten Dritter nicht kontrollieren." Besonderes Vertrauen sollte man als Käufer damit also jedenfalls nicht haben.
Mit gutem Grund auch: Die erzielten Endpreise der Neuwaren haben mitunter zu Irritationen geführt. Die Zuschlagspreise gehen nämlich häufig in die Größenordnung der herkömmlichen Ladenpreise, oft liegen die Endpreise über aktuellen Angebotspreisen im stationären Handel. Überdies kommen, in der Auktion erworben, für den Käufer Versandkosten dazu, zudem (wohl auch abhängig von der Bezahlungsart) ist mit nicht unbeträchtlichen Lieferzeiten zu rechnen. Aber eine Art von Glückspielfieber, Thrill und Schnäppchenjagd-Begehrlichkeiten haben bislang noch immer genügend Käuferpublikum angezogen.
Test der deutschen Auktions-Plattformen
Das aber kann sich nun ändern. WISO, das Ratgebermagazin des ZDF, hat mit der Zeitschrift Computerbild einen Test der elektronischen Auktionshäuser gemacht. Das eher verheerende Ergebnis dieses Tests bestätigt die skeptischen Vermutungen: bei Auktionen kaufen ist oft teurer als im Geschäft, zudem bleibt man ohne Ansprechpartner bei Reklamationen. Und: es wird heftig getrickst und durch Mitbieten der Preis nach oben getrieben - die Anonymität der Teilnehmer macht es möglich.
Die traditionell hochgehaltene Anonymität, die das Netz im Alltag geben kann einerseits, und tragfähige, sichere Strukturen für Verbraucher andererseits, passen hier, wenn es ums echte Schnäppchen geht, nicht gut zusammen.