Autobombe: Alexander Dugins Tochter ist tot
Beim Anschlag mit einer Autobombe in Moskau starb die Tochter des rechten Ideologen Alexander Dugin. Laut Indizien soll das Attentat ihm selbst gegolten haben.
Auf dem Rückweg von einer "patriotischen" Veranstaltung ist am Samstagabend in der Region Moskau im Stadtbezirk Odinzowo eine Bombe im Toyota Land Cruiser der rechten Aktivistin Daria Dugina explodiert. Laut Meldungen verschiedener Moskauer Zeitungen war sie sofort tot. Bekannt war Dugina vor allem als Tochter von Alexander Dugin, einem prominenten rechtsradikalen Moskauer Ideologen, dem westliche Journalisten gerne einen hohen Einfluss auf die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin nachsagen. Er hatte auf dem Event einen Vortrag gehalten.
Indizien deuten auf Anschlagsziel Alexander Dugin
Schlagzeilen machten in Folge des Anschlags zwei Äußerungen des mit dem Opfer bekannten Musikers Pjotr Lundstrem und des Chefs der selbst ernannten Volksrepublik Donezk Denis Puschilin. Beide berichten, dass eigentlich Dugin selbst im Auto hätte sitzen sollen, sich jedoch kurzfristig für ein anderes Fahrzeug entschieden habe und der Anschlag ihm gegolten habe. Puschilin unterstellte zusätzlich eine ukrainische Täterschaft für den Anschlag, die von der Kiewer Regierung umgehend dementiert wurde.
Auch existieren Aufnahmen in russischen Netz, die Dugin unmittelbar nach der Explosion verzweifelt am Ort des Anschlags zeigen, so dass davon auszugehen ist, dass Dugin sich zum Zeitpunkt des Attentats in der Nähe befand. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat gemäß der Zeitung Kommersant bereits ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren wegen Mordes eröffnet.
Dugin als Symbolfigur der russischen Rechtsradikalen
Alexander Dugin ist eine Symbolfigur der russischen Rechten und nahm einige Elemente der sich radikalisierenden Ideologie der russischen Führung seit dem Kriegsausbruch bereits in den Jahren davor voraus. Sein Ideal ist ein autokratisches Eurasisches Imperium unter russischer Führung, jedoch mit weitaus größeren Ausmaßen als die aktuelle Russische Föderation.
Dugin gilt auch als heftiger Befürworter der russischen Ukraineinvasion und favorisiert Eroberungspläne, die eine Besetzung des größten Teils des ukrainischen Staatsgebiets bedeuten. Viele westliche Journalisten sehen ihn als Ideengeber des Kreml. US-Medien und auch ein Schweizer Nachrichtenportal haben ihn sogar als das "Putins Gehirn" bezeichnet.
Deshalb gibt es bereits zahlreiche Spekulationen in Sozialen Medien über einen politischen Hintergrund der Tat, vor allem wenn sie Dugin selbst galt. In der Ukraine hat Dugin viele Feinde, die ihn als ideologischen Wegbereiter der russischen Invasion sehen.
Experten bezweifeln Dugins Einfluss auf Putin
Russische Experten wie Alexander Baunow vom Moskauer Carnegie-Zentrum sind bei der Einschätzung von Dugins Wirken vorsichtiger. In einem Interview mit dem Wochenmagazin Der Freitag meinte der Fachmann für russische Innenpolitik, Dugins Einfluss sei noch vor einigen Jahren vernachlässigbar gewesen. Putins Einstellung habe sich erst später und nicht durch Dugins eigenes Wirken in Richtung zu Dugins Ideologie bewegt. Dugin passe durch sein Äußeres und seinen radikalen Ton gut in das Bild westlicher Journalisten von einem russischen Nationalisten, weshalb es sehr viel Auslandsberichterstattung über ihn gebe.
In Russland selbst ist Dugin inzwischen zumindest ein sehr prominenter Politologe und ist - unabhängig von seinem zweifelhaften Einfluss - eine Symbolfigur der neuen russischen Staatsideologie, die sich an seinen rechten Kurs angenähert hat. Das Attentat auf seine Tochter ist die wichtigste Meldung in den heutigen russischen Nachrichtensendungen des Staats-TV. Die Reaktionen im Netz schwanken zwischen Bedauern und Racheaufrufen aus der russischen Rechten bis hin sogar zu Häme gegenüber Dugin aus dem Westen, der mit drohenden und scharfen Worten gerade in Richtung der Ukraine nie sparte.
Daria Dugina war zum Zeitpunkt ihres Todes 30 Jahre alt und studierte Philosophin. Politisch folgte sie dem Kurs ihres Vaters, unterstützte journalistisch den Ukraine-Krieg und trat vereinzelt in Talkshows des russischen Staatsfernsehens auf. Sie hielt laut der oppositionellen Onlinezeitung Media.zona Vorträge in einer bekannten rechtsextremen Buchhandlung in Moskau und stand wegen ihrer Kriegsunterstützung auf den Sanktionslisten der USA und von Großbritannien, wo sich auch ihr Vater findet.