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Babyn Jar: Wie gedenken?

Denkmal für die ermordeten Kinder von Babyn Jar. Bild: Сарапулов / CC-BY-SA-4.0

1941 wurden im ukrainischen Babyn Jar 33.711 Juden ermordet. Das Gedenken ist bis heute Gegenstand politischer Ränkespiele (Teil 3 und Schluss)

Babyn Jar, Ort, an dem während der zweijährigen deutschen Besatzung Kiews mehrere Zehntausend Menschen ermordet wurden: Juden, sowjetische Kriegsgefangene, Kommunisten, Insassen des KZ Syrez, ukrainische Nationalisten, Sinti und Roma, Patienten einer Psychiatrie sowie Bewohner Kiews, die gegen teilweise absurde Verbote verstoßen hatten oder aus Rache für einen Sabotageakt erschossen wurden. Wie der verschiedenen Opfergruppen gedenken? Wie in Babyn Jar gedenken vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Ukraine und Russland?

Nach dem ersten Teil [1], der sich dem Massaker vom 29. und 30. September 1941 widmet, und dem zweiten Teil [2], der die Ermordungen in Babyn Jar in den beiden folgenden Besatzungsjahren darstellt, folgt nun der dritte und letzte Teil.

Die Schlucht lag zwischen drei Bezirken von Kiew: Lukjanowka, Kurenjowka und Syrez, umgeben von Friedhöfen, Wäldern und Gemüsegärten. Auf ihrem Grund floß schon immer ein hübscher sauberer Bach. (…) Der Bach hatte einen schönen grobkörnigen Sandboden. Aber jetzt war der Boden seltsamerweise mit lauter kleinen weißen Steinchen übersät.

Ich bückte mich und hob einen Stein auf, um ihn genauer anzusehen. Der Stein war ein verkohltes Stück Knochen von der Größe eines Fingernagels, auf der einen Seite weiß, auf der anderen schwarz. Der Bach wusch die Knochen irgendwo frei und trug sie mit sich fort.

So erinnert sich Anatoli Kusnezow in seinem autobiografischen Roman "Babij Jar", als er unmittelbar nach Kriegsende die Schlucht von Babyn Jar aufsuchte. Er ging den Bach entlang, bis er erkannte:

An einer Stelle wurde der Sand grau. Da begriffen wir, daß wir über menschliche Asche gingen.

Der Dichter Lev Ozerov, der selber Familienmitglieder in Babyn Jar verloren hatte, suchte den Ort des Massakers ebenfalls unmittelbar nach der Befreiung Kiews auf:

Ich sah einen Graben. Nicht alle Leichen waren verbrannt, nicht alle Knochen waren zu Staub zermahlen worden. Wir konnten nicht sprechen. Eine Szene wie bei Dante. Ein Gefühl von Katastrophe, Zerstörung lag in der Luft.

Sowjetische Opfer und das verordnete Schweigen

Nach der Befreiung Kiews nahm die "Außerordentliche Staatliche Kommission zur Feststellung und Untersuchung der Gräueltaten der deutsch-faschistischen Aggressoren und ihrer Komplizen" ihre Arbeit auch dort auf. Ihr Bericht zu Babyn Jar wurde dann allerdings in Moskau umgeschrieben und jede Erwähnung der Juden im Text getilgt.

Während der Jahre 1941-43 hatte die sowjetische Regierung noch explizit von jüdischen Opfern gesprochen, nun aber verfolgte Stalin die Politik, dass es in dem multiethnischen Staat Sowjetunion nur sowjetische Opfer geben könne und keine einzelne Opfergruppe hervorgehoben werden dürfe.

Zum ersten Jahrestag des Massakers in Babyn Jar nach der Befreiung Kiews wollten einige Menschen eine Gedenkversammlung organisieren. Einer der Initiatoren der Trauerkundgebung war der Dichter David Hofstein, der sich später erinnerte:

Ich habe mich monatelang vorbereitet. Ich bereitete mich auf den Schock, auf das Leid vor. Monatelang unterdrückte ich den ersten Schrei, der in dem Augenblick aus mir herausbrechen sollte, in dem ich all das sehen würde, was ich bereits wusste: unser Unglück, unsere Katastrophe in ihrem ganzen Ausmaß.

Zur Gedenkveranstaltung kam es jedoch nicht, denn die sowjetische Regierung verkündete ein Verbot, weil die Veranstaltung ein Ausdruck "jüdischen Chauvinismus" sein und antisemitische Reaktionen hervorrufen könnte.

Im Januar 1946 fand dann in Kiew ein Prozess gegen sechzehn deutsche Angeklagte statt, denen die Beteiligung an Kriegsverbrechen in der Ukraine vorgeworfen wurde. Auch das Massaker von Babyn Jar war Gegenstand des Prozesses und Dina Pronicheva als Zeugin geladen [3].

Die offizielle Anklage erwähnte aber einmal mehr nicht das besondere Schicksal der Juden, sondern sprach von "mehr als vier Millionen Sowjetbürgern", die in der Ukraine unter der deutschen Besatzung ermordet worden waren. Babyn Jar sei das Grab von "195.000 Opfern des blutigen faschistischen Terrors". Auch der zwei Wochen später stattfinden Nürnberger Prozess erwähnt nur allgemein sowjetische Opfer.

Vergeblicher Kampf um öffentliches Gedenken

In den ersten Jahren nach Kriegsende arbeiteten der zuständige Volkskommissar und das Zentralkomitee der KP(b)U mehrere Resolutionen zur Errichtung eines Denkmals in Babyn Jar aus und stellten hierfür auch Mittel in Aussicht. Das Vorhaben wurde jedoch nie wirklich konkret weiterverfolgt.

In den letzten Jahren von Stalins Herrschaft war der Antisemitismus in der Sowjetunion ausgeprägt. Insbesondere auch aufgrund des erfundenen Komplotts, jüdische Ärzte hätten geplant, Stalin und andere Führer der Sowjetunion zu ermorden.

Vermutlich bewahrte Stalins Tod im März 1953 sowjetische Juden vor einer neuen Welle des Terrors. Aber auch Stalins Tod änderte nichts Grundlegendes an der Tatsache, dass es weiterhin keine Gedenkveranstaltung und auch kein Denkmal in Babyn Jar gab. Der Schriftsteller Anatoli Kusnezow erinnert sich:

Nach Stalins Tod kamen Stimmen auf, Babij Jar sei ja nicht nur ein jüdisches Grab, vielmehr seien dort drei- oder viermal so viele Russen und Vertreter anderer Nationalitäten begraben. Solche Argumente sind mir immer wahnwitzig erschienen: Demnach soll es heißen, daß die Errichtung eines Denkmals sich erst in dem Fall lohne, wenn bewiesen werde, daß ein gewisser Anteil überwiegt. Wie kann man überhaupt Prozente nachrechnen? In Babij Jar liegen MENSCHEN.

Schlamm auf die Toten

1958 wurden schließlich die Diskussionen um eine Gedenkveranstaltung und ein Denkmal auf eine sehr radikale Weise beendet. Die Kiewer Stadtverwaltung entschied, dass der flüssige Abraum einer nahegelegenen Tongrube in die Schlucht von Babyn Jar geleitet werden sollte. Dagegen wurde in der Öffentlichkeit heftig protestiert. So veröffentlichte etwa der Kiewer Schriftsteller Viktor Nekrassow im Oktober 1959 einen Artikel, in dem er fragte:

Wer ist auf die Idee gekommen, die Schlucht zuzuschütten und an der Stätte der größten Tragödie zu toben und Fußball zu spielen? Nein, das kann nicht erlaubt werden. Wenn ein Mensch stirbt, wird er begraben, und auf dem Grab wird ein Gedenkstein errichtet. Haben die 195.000 Kiewer, die in Babyn Yar, in Syrez, in Darniza, im St. Cyril-Krankenhaus, im Höhlenkloster und auf dem Lukianivka-Friedhof brutal erschossen wurden, diese Ehrung nicht verdient?

Aber der Protest von Nekrasov und vielen anderen verhallte. Der Verwaltungsentscheid wurde verwirklicht, wie Kusnezow anschaulich beschreibt:

So begann der zweite Versuch, Babij Jar aus der Geschichte zu streichen. (…) Quer durch Babij Jar wurde ein Damm gebaut. Dann ging man daran, über Rohre aus den benachbarten Steinbrüchen der Ziegelfabrik Pulpe in die Schlucht zu pumpen. Die Schlucht verwandelte sich in einen See. Pulpe ist ein Gemisch aus Wasser und Schlamm. Der Schlamm sollte sich ablagern, während das Wasser über Rinnen im Staudamm abfließen sollte - so war es gedacht.

Ich ging hin und blickte erschüttert auf diesen Schlammsee, der die Asche, die Knochen und das Geröll der Grabplatten verschlang. Das Wasser war faulgrün und unbeweglich. Tag und Nacht rauschten die Rohre, über die die Pulpe in den See floss. Das dauerte mehrere Jahre. Der Damm wurde ab und zu aufgeschüttet, er wurde größer und größer.

Anfang 1960 wurden der Hoffnung auf ein Denkmal in Babyn Jar ein definitives Ende bereitet, als das Zentralkomitee CPU der kommunistischen Partei in der Ukrainischen Sowjetrepublik und der Ministerrat der Ukrainischen Sowjetrepublik mit der Verabschiedung des Beschlusses "Über die Regelung von Angelegenheiten im Kontext des Baues von Denkmälern auf dem Gebiet der Ukrainischen SSR" offiziell seinen früheren, 1945 gefassten Beschluss über die Errichtung eines Denkmals für die Opfer der Nazis in Babyn Jar aufhoben. Die Begründung: Dies würde erhebliche Ausgaben für Erosionsschutzmaßnahmen erfordern.

Die Rache der Toten

"Im Jahre 1961 hatte er die Höhe eines sechsstöckigen Hauses erreicht", schreibt Kusenzow. Dann, am Montag, dem 13. März 1961, brach der Damm. Eine zehn Meter hohe Woge dünnflüssigen Schlammes erbrach sich über die umliegende Gegend.

"Einige Straßenbahnen wurden von der Woge erfasst und bis zu zweihundert Meter weit geschleppt, wo sie im Schlamm begraben wurden. Im Schlamm begraben wurden auch das Straßenbahndepot, das Krankenhaus, das Stadion, die Werkzeugfabrik, das gesamte Wohnviertel." So Kusnezow. Es war die schlimmste menschengemachte Katastrophe der Sowjetunion bis Tschernobyl 1985.

Die Bergungsarbeiten und Ausgrabungen dauerten zwei Jahre. Die offizielle Zahl der Toten beläuft sich auf 145. Die Schätzungen über die tatsächliche Anzahl der Toten auf 1500. Kusnezow kommentiert jedoch lakonisch:

Die Zahl der Umgekommenen wurde nie bekannt. Babij Jar hatte Pech mit Zahlen. (…) Der Versuch, Babij Jar vom Erdboden wegzuwischen, hatte also eine recht unerwartete Wendung genommen und zu neuen Massenopfern geführt. Es kamen sogar abergläubische Stimmen auf. Ein Satz machte die Runde: "Babij Jar rächt sich".

Ein Gedicht, das Wellen schlägt

Drei Monate nach dem tödlichen Dammbruch besuchte der Dichter Jewgeni Jewtuschenko gemeinsam mit Kusnezow Babyn Jar. Jewtuschenko notierte zutiefst erschüttert:

Ich wusste, dass es dort kein Denkmal gab, aber ich hatte erwartet, eine Art Gedenkstein oder einen gepflegten Platz zu sehen. Und plötzlich sah ich eine ganz gewöhnliche Mülldeponie, die in ein schlecht riechendes Müllsandwich verwandelt worden war.... Vor unseren Augen fuhren Lastwagen vor und kippten immer mehr Müll auf den Platz, auf dem die Opfer lagen.

Wenig später trägt er öffentlich sein Gedicht vor, das hier in einer Übersetzung von Paul Celan zitiert wird. Es beginnt:

Über Babij Jar, da steht keinerlei Denkmal.
Ein schroffer Hang - der eine, unbehauene Grabstein.
Mir ist angst. Ich bin alt heute, so alt wie das jüdische Volk,
Ich glaube, ich bin jetzt
ein Jude.

Und endet:

Über Babij Jar, da redet der Wildwuchs, das Gras.
Streng, so sieht dich der Baum an,
mit Richter-Augen.
Das Schweigen rings schreit.
Ich nehme die Mütze vom Kopf, ich fühle,
ich werde
grau.
Und bin - bin selbst
ein einziger Schrei ohne Stimme
über tausend und aber
tausend Begrabene hin.
Jeder hier erschossene Greis -:
ich.
Jedes hier erschossene Kind -:
ich.
Nichts, keine Faser in mir,
vergißt das je!
Die Internationale -
ertönen, erdröhnen soll sie,
wenn der letzte Antisemit, den sie trägt, diese Erde,
im Grab ist, für immer.
Ich habe kein jüdisches Blut in den Adern.
Aber verhaßt bin ich allen Antisemiten.
Mit wütigem schwieligem Haß,
so hassen sie mich -
wie einen Juden.
Und deshalb bin ich
ein wirklicher Russe.

Im Dezember 1962 präsentierte Dimitri Schostakowitsch seine dreizehnte Sinfonie, die er auf Grundlage des Gedichts von Jewtuschenko komponiert hatte, was bei der sowjetischen Regierung kaum auf Gegenliebe stieß.

Überbauen

Aber die Arbeit, Babyn Jar dem Erdboden gleich und dem Vergessen anheimzugeben, ging weiter. 1961 begann der Bau einer Schnellstraße, die mitten durch das Gelände führte, wo Hunderttausende Menschen ermordet worden waren.

"An der Stelle des KZs wurde eine neue Wohnanlage gebaut, sozusagen auf den Knochen der KZ-Opfer, denn bei den Ausgrabungen stieß man immer wieder auf Knochen, die manchmal mit Draht gefesselt waren", wie Kusnezow beschreibt.

1962 wurde dann der unmittelbar an Babyn Jar gelegene jüdische Friedhof zerstört, um einen Sportkomplex zu bauen. Sowie einen Fernsehturm. Es war zwar Familienangehörigen erlaubt, ihre Toten zu anderen Friedhöfen zu bringen, aber viele Juden hatten keine Angehörigen mehr.

Kusnezow kommentiert abschließend:

Das geplante Stadion wurde nicht gebaut. Auf dem verfluchten Ort wird jetzt nichts mehr getan. Zwischen der Wohnanlage an der Stelle des Lagers an einer Seite und dem Fernsehzentrum an der Stelle des Friedhofs an der anderen Seite der Schlucht liegt eine riesige Ödfläche, die mit Kletten und Dornen überwachsen ist.

So ist Babij Jar beim dritten Anlauf doch verschwunden. Ich denke, wenn die deutschen Nazis genug Zeit und genauso viele technische Mittel besessen hätten, so hätten sie von einer besseren Lösung nicht träumen können.

Der 25. Jahrestag

Im Sommer 1962 beantragte der Vorsitzende des Ministerrates der Ukrainischen SSR in Moskau die Erlaubnis, zwei Denkmäler zum 25. Jahrestag errichten zu lassen. Eines in Babyn Jar, eines im Konzentrationslager Syrez. Keiner der eingereichten Entwürfe zu einem Denkmal wurde jedoch angenommen. Stattdessen wurde der Wettbewerb geschlossen und die Jury aufgelöst. Einmal mehr blieb Babyn Jar ohne irgendeine Art Denkmal.

Jewgeni Jewtuschenko schrieb einmal:

Babyn Jar war ein Verbrechen des Faschismus. Aber unser jahrelanges Verschweigen eines fremden Verbrechens wurde zu unserem eigenen Vergehen. Eine Sache totzuschweigen ist ebenfalls Mord. Es ist die Ermordung des Gedächtnisses.

Dennoch wurde 1966, das Jahr in dem sich das Massaker an den Juden in Babyn Jar zum 25-ten mal jährte, ein besonderes Jahr des Gedenkens. Zum einen erschien die zensierte Fassung des autobiografischen Romans von Anatoli Kusnezow.

Zum anderen kamen am Morgen des 29. September rund eintausend Menschen zu einer ungenehmigten Versammlung, um gemeinsam zum ersten Mal – nach 25. Jahren – an das Massaker an den Juden zu gedenken.

Unter ihnen waren vorwiegend Juden, aber auch Ukrainer und Russen. Einer von ihnen war der Schriftsteller Ivan Dzjuba. Seine Rede in Babyn Jar, in der er sich ausdrücklich an die Juden, aber auch die Ukrainer und die gesamte Menschheit wandte, wurde als Beweis für seine antisowjetischen Aktivitäten in die Akten des KGBs aufgenommen:

Babyn Jar ist eine Tragödie der gesamten Menschheit, aber sie hat sich auf ukrainischem Territorium ereignet. Und deswegen dürfen die Ukrainer sie genauso wenig vergessen wie die Juden. Babyn Jar ist unsere gemeinsame Tragödie, eine Tragödie des jüdischen und des ukrainischen Volkes in erster Linie. Diese Tragödie hat der Faschismus über uns gebracht. Aber wir sollten nicht vergessen, dass der Faschismus nicht in Babyn Jar beginnt und nicht in Babyn Jar endet. Der Faschismus beginnt mit der Herabsetzung von Menschen und endet mit ihrer Vernichtung, mit der Vernichtung von Völkern.

Die sowjetische Miliz löste die Gedenkversammlung auf und konfiszierte die Filmaufnahmen, die dort gemacht worden waren. Aber: "Diese spontanen, gemeinsamen Aktionen zum Jahrestag der Tragödie von Babyn Jar waren eine Zäsur – sowohl für die Teilnehmer als auch die sowjetischen Behörden". kommentiert der ukrainische Historiker Vladyslav Hrynevyc.

Das erste Denkmal

Es kam ein wenig Bewegung in das Gedenken an Babyn Jar. Nun wurde der Besuch von Babyn Jar, insbesondere zum Jahrestag in den nächsten beiden Jahrzehnten zu einem identitätsstiftenden Ritual. Am 12.10.66 entschloss sich die Stadt Kiew aufgrund der Demonstration stärkere Maßnahmen für das Gedenken zu unternehmen und beschloss die Errichtung eines Gedenksteins in Babyn Jar.

Zehn Jahre später, am 2. Juli 1976, wurde dann das sowjetische Gedenkmal in Babyn Jar eingeweiht. Knapp 35 Jahre nach dem Massaker: Eine Figurengruppe aus Bronze mit der ukrainischen Inschrift "Hier wurden in den Jahren 1941-1945 über hunderttausend Kiewer Bürger und Kriegsgefangene von den deutsch-faschistischen Besatzern erschossen." Das Wort Jude suchte man in der Inschrift allerdings – einmal mehr – vergeblich.

Der Termin der Eröffnung des Denkmals war nicht zufällig in einem zeitlichen Abstand zum Jahrestag gewählt. Bereits im Vorfeld der Eröffnung wurden Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, um "Provokationen" jüdischer Aktivisten zu verhindern. Zudem wurde zahlreichen Menschen die Teilnahme an den Eröffnungsfeierlichkeiten untersagt. Offizielle, staatlich organisierte Kundgebungen in Babyn Jar fanden nach 1976 nicht mehr statt.

Glasnost und Unabhängigkeit

Nachdem 1985 Michail Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU wurde, begann in vielerlei Hinsicht eine Phase der Entspannung. Nicht nur wurden formale Hindernisse zur Ausreise von Juden beseitigt, sondern auch die Aktivitäten der nationalen Oppositionsbewegungen erlaubt. In der Nähe der Gedenkstätte von Babyn Jar wurde nun ein Schild auf Jiddisch angebracht.

Am 24. August 1991 feierte die Ukraine ihre Unabhängigkeit. Für die junge Republik war es wichtig, nun unter Beweis zu stellen, dass die Zeit des Verschweigens, des von Moskau verordneten Schweigens, vorbei war.

Daher war auch die Anerkennung des Massakers von Babyn Jar, als ein vorrangig gegen Juden gerichteten Massakers von großer Bedeutung. Zwei Wochen nach der Unabhängigkeit wurde eine einwöchige Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag von Babyn Jar beschlossen. In dieser Gedenkwoche wurde auch das Denkmal für die jüdischen Opfer eingeweiht, eine Menora.

Denkmal für die ermordeten Juden von Babyn Jar. Bild [4]: Olga Loboda 0806 / CC-BY-SA-4.0 [5]

Der Parlamentspräsident Leonid Krawtschuk, der wenige Monate später zum ersten Präsidenten der Ukraine gewählt wurde, hielt eine Rede, in der er Babyn Jar als ersten Akt der "Endlösung der Judenfrage" bezeichnete. Er verurteilte das jahrzehntelange Schweigen der Sowjetunion und entschuldigte sich bei der jüdischen Gemeinde.

Krawtschuk erwähnte zudem auch eine ganze Reihe weiterer Opfergruppen: Polen, Russen, Ukrainer, Litauer, Partisanen, Untergrundkämpfer und Kriegsgefangene. Unter Krawtschuks Präsidentschaft folgten danach allerdings kaum mehr nennenswerte Schritte zum Gedenken an Babyn Jar, gerade in Hinsicht auf dessen Komplexität.

Wechselnde Erinnerungspolitik

Seit der Unabhängigkeit der Ukraine ist Babyn Jar kein Tabuthema mehr. Wie die konkrete Gedenk- und Erinnerungspolitik des Landes aussah, war jedoch aufgrund der unterschiedlichen Präsidenten recht wechselhaft. Stark vereinfacht, kann man sie wie folgt zusammenfassen:

Leonid Kutschma, der zweite Präsident der Ukraine, verfolgte eine Rückkehr zur nationalen Identität. Heldentaten und Opferbereitschaft der Ukrainer wurde ins Zentrum gerückt und Babyn Jar wurde etwas zum Nebenkriegsschauplatz (im Jahr 2000 wurde mitten in der ehemaligen Schlucht eine U-Bahn-Station eröffnet, was dann allerdings die einzige Baumaßnahme auf dem Gebiet von Babyn Jar bleiben sollte).

Im Jahr 2004 erkannte die Ukraine die Ermordung der Sinti und Roma als Genozid an und erklärte den 2. August zum Internationalen Gedenktag an diesen Genozid. Während der Feier zum 60. Jahrestag der Befreiung der Ukraine im Zweiten Weltkrieg sprach Kutschma über Babyn Jar und erwähnte erstmals, dass auch ukrainische Nationalisten dort starben. Dabei betonte er jedoch zugleich die Komplexität und Ambiguität:

Die Geschichte des Zweiten Weltkriegs enthält noch viele widersprüchliche Seiten, die von unseren Zeitgenossen ambivalent wahrgenommen werden. Es handelt sich insbesondere um Fragen im Zusammenhang mit den Kriegsgefangenen und den Aktivitäten der OUN (Organisation ukrainischer Nationalisten) und der UPA (Ukrainische Aufständische Armee). Zweifelsohne verdienen all jene, die unschuldiges Blut an ihren Händen haben, eine Verurteilung. Es wäre jedoch ungerecht, solche Anschuldigungen gegen alle Mitglieder der Aufstandsbewegung zu erheben. Die Suche nach Kompromissen und Möglichkeiten zur gegenseitigen Versöhnung zwischen den verschiedenen politischen Kräften, einschließlich des Veteranen-Milieus, ist der einzige Weg zur Konsolidierung der ukrainischen Gesellschaft.

Unter Viktor Juschenko, der im Zuge der Orangenen Revolution zum dritten Präsident der Ukraine gewählt wurde, und dessen Vater als Kriegsgefangener in Auschwitz war, nahm der Holocaust und auch Babyn Jar einen zentralen Platz in der Erinnerungs- und Gedenkpolitik ein. Juschenko sah die Ukraine als Opfer der Verbrechen zweier Diktaturen.

Schwerpunkt der ukrainischen Geschichtspolitik sollte nun auf den Verbrechen des Kommunismus liegen. 2005 erteilte er den Auftrag zur Errichtung eines Gedenkkomplexes Babyn Jar. Er legte dabei auch großen Wert auf die Erinnerung an die in Babyn Jar ermordeten ukrainischen Nationalisten.

Im Juni 2006 ließ er ein Monument für die Schriftstellerin und ukrainische Nationalistin Olena Teliha errichten. Bei der Gedenkfeier zum 65. Jahrestag des Massakers von Babyn Jar legte Juschenko auch Blumen an dem Gedenkstein von Olena Teliha nieder.

Im Jahr 2007 bzw. 2010 verlieh Juschenko an Roman Shukevych, den obersten Befehlshaber der UPA, und Stepan Bandera, den Führer der OUN (B), posthum den Titel "Held der Ukraine". Das Europäische Parlament [6] und das Simon Wiesenthal Center in den USA [7] verurteilten dies und wiesen auf die Kollaboration der OUN mit Nazi-Deutschland und die Beteiligung der OUN an Massenmorden hin.

Der vierte Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, vollzog abermals eine Kehrtwende der nationalen Gedenk- und Erinnerungspolitik. Für ihn spielte die Wiederbelebung und Gestaltung einer eigenständigen ukrainischen Identität keine Rolle. Stattdessen stand die neuerliche Heroisierung des sowjetischen Erbes im Zentrum.

Bei der Gedenkveranstaltung 2011 zum 70. Jahrestages des Massakers von Babyn Jar wurde in Folge eines Erlasses Juden und Roma nicht gesondert als Opfer erwähnt. Stattdessen hieß es schlicht "Personen verschiedener Nationalitäten".

In seiner Rede erwähnte Janukowtisch weder den Holocaust noch die Juden. Unter Janukowitschs Präsidentschaft annullierten die Gerichte die Entscheidung, Shukhevych und Bandera den Titel "Helden der Ukraine" zu verleihen. Janukowitsch weigerte sich, Verbrechen des sowjetischen Staates zu thematisieren.

Unter der Präsidentschaft von Petro Petroschenko wandelte sich die ukrainische Geschichtspolitik ein weiteres Mal. In dem Erlass "Über die Veranstaltungen zum 75. Jahrestag der Tragödie von Babyn Jar" wurde Babyn Jar zum ersten Mal auf höchster Ebene nun direkt mit dem Holocaust in Verbindung gebracht.

Zugleich wurden aber auch die zahlreichen weiteren Opfergruppen genannt, auch die Mitglieder der ukrainischen Nationalisten. Poroschenko sprach bei seiner Rede im israelischen Parlament davon, dass Babyn Jar eine gemeinsame unheilbare Wunde der Ukrainer und der Juden sei. Erwähnung fand in der Rede auch die Kollaboration.

Als Vorbereitung zum 75. Jahrestag des Massakers von Babyn Jar hatte Kiew die Gedenkstätte saniert und die Grünanlage neu gestaltet. Bei seiner Rede im ukrainischen Parlament mahnte der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin [8]:

Etwa 1,5 Millionen Juden wurden während des Zweiten Weltkriegs auf dem Gebiet der heutigen Ukraine ermordet, in Babi Jar und an vielen anderen Mordorten. Sie erschossen sie in den Tälern, in den Wäldern, in Gruben und in Massengräbern. Viele der Kollaborateure waren Ukrainer, zu den berüchtigtsten gehörten die Mitglieder der OUN, die Pogrome und Massaker an den Juden verübten und sie in vielen Fällen an die Deutschen auslieferten. Es ist wahr, dass es mehr als 2.500 Gerechte unter den Völkern gab, einsame Kerzen, die in der Dunkelheit der Menschheit leuchteten. Doch die Mehrheit blieb stumm.

Zwei widerstreitende Gedenkstätten-Projekte

Heute stehen mehr als dreißig Zeichen und Denkmäler in Babyn Jar, die an die nicht selten miteinander in Konflikt stehenden Gruppierungen erinnern. Bereits optisch fällt auf, wie kompliziert es ist, einen gemeinsamen Erinnerungsort an Babyn Jar zu erschaffen.

Seit dem Euromaidan im Jahr 2014 und dem herrschenden Konflikt mit Russland, in dessen Zentrum der Donbass und die Krim steht, ist Erinnerung und Gedenken an Babyn Jar noch komplizierter geworden.

Im Jahr 2016 kam es zu einer neuen Etappe der Suche nach einem angemessenen Gedenken an Babyn Jar, als der ukrainische Präsident Poroschenko [9] den Bau eines Holocaust Memorial Centers auf dem Grund von Babyn Jar ankündigte.

Das Museumsprojekt, das bald den offiziellen Namen "Babyn Yar Holocaust Memorial Center [10]" trug, konnte zahlreiche weltweit bekannte Persönlichkeiten im Aufsichtsrat versammeln [11] (aktuell: unter anderem den ehemaligen ukrainischen Präsidenten Krawtschuk, den ehemaligen polnischen Präsidenten Aleksander Kwaśniewski oder Joschka Fischer). Dazu waren fünf Milliardäre an Bord.

Das Budget allein für den Museumskomplex beläuft sich auf nicht weniger als 100 Millionen US-Dollar, was aufgrund der eingeschränkten Finanzmöglichkeiten des Staates die Beteiligung privater Förderer nötig macht. Das Babyn Yar Holocaust Memorial Center soll die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt werden. "Auf dem Niveau von Yad Vashem in Jerusalem und dem Holocaustmemorial in Washington", wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko [12] betont.

Insbesondere die jüdische Gemeinde der Ukraine und der "Ukrainian Center for Holocaust Studies" sparten nicht mit massiver Kritik [13]. Die Vorwürfe bestanden insbesondere aus zwei Punkten: Zum einen die Sorge, dass das Museum hauptsächlich mit Geldern aus Russland finanziert wurde, da drei Milliardäre ihr Vermögen in Russland erschaffen hatten und so der Verdacht bestand, zu enge Beziehungen zum Kreml zu unterhalten und dass das BYHMC dadurch "ein trojanisches Pferd des Putins [14]" sein würde und eine antiukrainische Fassung der Geschichte etabliere. Sehr scharf wurde diese Position in einem offenen Brief [15] formuliert, den 335 ukrainische Jüdinnen und Juden unterzeichneten.

Das BYHMC, so meinen sie, werde "zu einer mächtigen Waffe der russischen Propaganda", die versuche, "die Ukrainer als radikale Nationatisten und Antisemiten darzustellen." Der zweite Hauptvorwurf bestand in dem vorgesehenen Ort des Museums: Der Bau auf einem ehemaligen jüdischen Friedhof in Babyn Jar widerspräche jüdischer Tradition.

Das Babyn Yar Holocaust Memorial Center versuchte, den inhaltlichen Kritipunkten durch die Arbeit von weltweit angesehenen Historikern unter dem Vorsitz von Karel Berkhoff zu begegnen. Im Hinblick auf das russische Geld wurde betont, dass die Milliardäre in der Ukraine geboren, jüdische Wurzeln hätten und zahlreiche ihrer Verwandten in Babyn Jar ermordet worden seien.

Die Frage nach dem Baugrund wurde gelöst, indem der konkrete Bau des Museums für eine Stelle bestimmt wurde, die mit dem Rabbi von Jerusalem abgesprochen wurde [16].

Ein konkurrierendes Gedenkstätten-Projekt, die Stiftung Holocaust-Gedenkzentrum Babyn Jar [17], bildet eine Initiative, deren Konzept von mehrheitlich ukrainischen Wissenschaftlern, unter der Führung des Instituts für Geschichte der Ukraine der Nationalen Akademie der Wissenschaften ausgearbeitet wurde.

Besonders die jüdische Gemeinde der Ukraine und der "Ukrainian Center for Holocaust Studies" unterstützen dieses Projekt und wünschen sich, dass die Art und Weise des Gedenkens und Erinnerns an Babyn Jar in den Händen der ukrainischen Regierung bleiben solle und nicht mit privaten Fördermitteln finanziert werden solle, die hauptsächlich aus Russland kämen.

Im Gebäude des ehemaligen Büros des Jüdischen Friedhofs von Lukjaniwka auf der Melnykow-Straße 44 soll dieses Museum seinen Sitz finden. Allerdings fehlen bisher die finanziellen Mittel zur konkreten Umsetzung.

Im Herbst 2019 ging dann der Streit rund um das Babyn Yar Holocaust Memorial Center in eine neue Runde, als Ilja Chrschanowski, ein skandalumwitterter russischer Regisseur, zum künstlerischen Leiter ernannt wurde. Eine Reihe von Mitarbeitern kündigte und Karel Berkhoff legte den Vorsitz der Historiker nieder. Alsbald wurde dem neuen Leiter vorgeworfen, das Museum in ein Disneyland verwandeln zu wollen [18].

Im letzten Jahr sprach Präsident Wolodomyr Selenski offiziell dem Babyn Yar Holocaust Memorandum Center seine Unterstützung aus und wurden die ersten Installationen eröffnet [19]. Zudem wurde eine umstrittene Genehmigung zum Bau einer Synagoge [20] auf dem Grund von Babyn Jar, dem ehemaligen christlich-orthodoxen Friedhof, begonnen. Die jüdische Gemeinde der Ukraine hat einen offenen Protest [21] verfasst.

Gedenken an ein Massaker in konfliktreichen Zeiten

Nachdem jahrzehntelang zum Massaker von Babyn Jar Schweigen verordnet worden war, gibt es nun endlich die Möglichkeit, an das Grauen und die Komplexität der Geschichte zu erinnern. Angesichts des Konflikts mit Russland ist es leicht nachvollziehbar, wie sensibel und kompliziert es ist, einen Weg der Erinnerung und des Gedenkens zu finden.

Geradezu sinnbildlich stehen hierfür nun die beiden miteinander in Konflikt liegende Gedenk- und Erinnerungsprojekte zu Babyn Jar, die beide auf dessen Terrain ihr Museum einrichten wollen. "Die Selbstverortung der Ukraine zwischen West- und Osteuropa vollzieht sich auch erinnerungspolitisch. Babyn Jar steht im Zentrum heftiger Auseinandersetzungen", kommentiert der Historiker Vladyslav Hrynevyc. Man kann nur hoffen, dass der Ukraine ein gemeinsamer Weg zu Erinnerung und Gedenken gelingen möge.

Benutzte Literatur

Vladyslav Hrynevych und Paul Robert Magocsi (Hrsg.): Babyn Yar. History and Memory.

Anatoli Kusnezow: Babij Jar.

Ilya Ehrenburg und Vasili Grossman: Black Book. Osteuropa: Babyn Jar. Der Ort, die Tat und die Erinnerung. Heft 1-2/2021.

Boris Zabarko: Nur wir haben überlebt: Holocaust in der Ukraine, Zeugnisse und Dokumente.


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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/tp/features/Massaker-von-Babyn-Jar-Groesster-Gewaltexzess-in-der-modernen-Menschheitsgeschichte-6203588.html
[2] https://www.heise.de/tp/features/Babyn-Jar-Zwei-Tage-und-zwei-Jahre-6224867.html?seite=all
[3] https://www.youtube.com/watch?v=g42AvLG1s1E
[4] https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Комплекс_пам%27яток_на_місці_масового_знищення_мирного_населення_та_військовополонених_в_урочищі_Бабин_Яр.jpg?uselang=de
[5] http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de
[6] https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/TA-7-2010-0035_EN.html
[7] https://www.wiesenthal.com/about/news/wiesenthal-center-blasts-10.html
[8] https://mfa.gov.il/MFA/PressRoom/2016/Pages/President-Rivlin-addresses-Ukrainian-Parliament-session-27-September-2016.aspx
[9] http://babiyar.org/en/media/press-release/prezident-ukraini-petro-porosenko-vistupiv-z-iniciativou-stvorenna-v-babinomu-aru-memorialnogo-centru-pamati-golokostu
[10] https://babynyar.org/en
[11] https://babynyar.org/en/about#about-supervisory-board
[12] https://ukraineverstehen.de/wals-babyn-yar-holocaust-memorial-center-streit/
[13] http://www.holocaust.kiev.ua/eng/
[14] http://euromaidanpress.com/2021/04/03/putins-trojan-horse-in-ukraine-babyn-yar-and-holocaust-memorialization/
[15] https://day.kyiv.ua/uk/article/podrobyci/tragediya-babynogo-yaru-ce-chastyna
[16] https://www.cultures-of-history.uni-jena.de/debates/at-the-crossroads-of-memory-wars
[17] http://resource.history.org.ua/cgi-bin/eiu/history.exe?&I21DBN=ELIB&P21DBN=ELIB&S21STN=1&S21REF=10&S21FMT=elib_all&C21COM=S&S21CNR=20&S21P01=0&S21P02=0&S21P03=ID=&S21COLORTERMS=0&S21STR=0014671
[18] https://www.tabletmag.com/sections/arts-letters/articles/dau-babyn-yar-khrzhanovsky
[19] https://www.haaretz.com/life/.premium.MAGAZINE-marina-abramovic-has-healed-from-her-own-art-now-she-s-healing-visitors-to-babi-yar-1.10311958
[20] https://khpg.org/en/1608808785
[21] https://uatribune.com/en/russian-oligarchs-aimed-at-inciting-anti-semitism-in-ukraine/