Big Brother hat sich selbst erledigt

Vom Top-Event zum Mega-Flop

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Die letzten drei Bewohner haben am Samstag den RTL-Container verlassen und zur Zeit sieht es so aus, als ob die kameraüberwachte Wohneinheit auch endgültig unbewohnt bleiben wird. Noch sprechen die Verantwortlichen von einer Pause des Nachdenkens, doch angesichts der flauen Zuschauerquote der dritten Auflage hat sich der Fall Big Brother wohl von selbst erledigt.

Abermals hat eine Frau aus den Neuen Bundesländern die 106 Tage andauernde Real-Soap Big Brother gewonnen. Karina, die von ihren Mitbewohnern und den Fans als Mutter der Nation bezeichnet wurde, konnte durch ihr hohes Einfühlungsvermögen und ihre naive Emotionalität die Herzen der verbleibenden BB-Fans gewinnen. Mit 300.000 DM wird sie wohl wieder im Alltag verschwinden, denn die Zeit der RTL-Stars ist längst abgelaufen. Wer will noch einen Zlatko oder einen Christian als Sänger hören? Und auch sonst interessiert kaum noch jemanden das Container-Geschehen im Fernsehen.

Endemol als Produzent dieses RTL-Fernsehformat hat den Bogen einfach überzogen. Zu schnell und mit aller Macht wollten sie aus den Bewohnern Stars machen. Doch außer kurzfristigen Erfolgen bleibt am Ende nur ein fader Nachgeschmack. War zu Beginn der kameraüberwachte Alltag noch etwas Neues, das sogar die Medienwächter auf den Plan rief und zu Diskussionen über die verletzte Menschenwürde Anlass gab, konnte der Zuschauer am Ende nichts Besonderes mehr an den Geschehnissen im Container erkennen.

Durch zu kurze Intervalle zwischen den einzelnen Staffeln hatten auch die weniger populären Bewohner keine Zeit, ihren kurzzeitigen Ruhm zu festigen. Sie wurden durch alle Talkshows und durch jeden Möbelmarkt geschleift und am Schluss regelrecht den Medien zum Fraß vorgeworfen. Wie sonst konnte RTL den dummdreisten Zlatko bei der Endausscheidung für den deutschen Grand Prix auftreten lassen? Prompt erhielt er eine Beerdigung erster Klasse und bestätigte damit indirekt den Abgesang der BB-Sendung.

Schluss mit dem Großen Bruder

Langweilige Charaktere und zickigen Beziehungsstress haben sich zum Schluss nur noch 1,75 Millionen Zuschauer ansehen mögen. Die zweite Staffel konnte immerhin noch auf 7,49 Millionen Begeisterte verweisen. Und so ging das Schiff Big Brother langsam, aber unweigerlich unter. Selbst die Preise für die Werbung musste der Sender um 45 Prozent senken und eine gleichnamige Zeitschrift wurde wieder eingestampft.

Zwar verkünden die Macher eine mindestens einjährige Pause, doch Insider gehen davon aus, dass sich Big Brother selbst überflüssig gemacht hat. Und die "Normalos" werden endlich wieder zu dem, was sie eigentlich sind. Die Fans werden vielleicht eines Tages erkennen, dass ein Fernsehsender niemals ein großer Bruder sein kann, wenn sie nicht jetzt schon wenigstens erkannt haben, dass der "Große Bruder" ihnen permanent in die Tasche gegriffen hat.