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Blick in den Abgrund

Die Geierwally

Das Dritte Reich im Selbstversuch, Teil 11/I

Heute steht einer der infamsten Propagandafilme des Dritten Reiches auf dem Programm. 1943 verlieh Joseph Goebbels dem Regisseur für seine Verdienste die Professorenwürde, am selben Tag wie Veit Harlan (Jud Süß). Trotzdem blieb Wolfgang Liebeneiner nach dem Krieg relativ unbehelligt. Das mag daran gelegen haben, dass der Antisemitismus von den Nazis ganz offen propagiert, das eigentliche Thema von Liebeneiners Film hingegen sehr vorsichtig angepackt wurde, weil mit Widerstand in der Bevölkerung zu rechnen war. Das machte es hinterher leichter, sich herauszureden. Es ging um die Euthanasie, die Vernichtung von "lebensunwertem" Leben. Der Film heißt Ich klage an.

Wie gut es Liebeneiner gelang, sich aus der Sache herauszuwinden, belegt ein Artikel, den ihm der Großkritiker Joachim Kaiser zum 75. Geburtstag widmete ("Kein leichtes Leben", Süddeutsche Zeitung, 6.10.1980). Darin heißt es, der Regisseur habe "immer einen guten Namen gehabt", und weiter:

Und es wurde ihm später - übrigens wirklich unberechtigt - vorgeworfen, sein ein heikles Euthanasie-Problem in den Mittelpunkt stellender Film Ich klage an hätte mit der verbrecherischen Euthanasie-Politik des Dritten Reiches irgendwie zu tun. 1945 lag also Schwieriges, aber gewiß nichts heftig Belastendes hinter Wolfgang Liebeneiner.

Wann der Gratulant Ich klage an wohl zuletzt gesehen hatte, als er das schrieb? Herrn Kaisers Ausführungen zeigen wieder einmal, was dabei herauskommt, wenn man Filme wie Träger einer ansteckenden Krankheit behandelt und sie in Quarantäne nimmt, um uns vor dem NS-Virus zu schützen, für das wir scheinbar besonders anfällig sind (ohne diese beleidigende Unterstellung ergibt der Umgang mit den "Vorbehaltsfilmen" keinen Sinn). Wer zensuriert und Informationen vorenthält, wie das die Murnau-Stiftung auf dem Umweg über das (missbrauchte) Urheberrecht macht, hilft beim Schönfärben der Vergangenheit.

Als Joachim Kaiser seine Geburtstagsgrüße übermittelte, hatte Liebeneiner 35 Jahre Zeit gehabt, seine Version des Gewesenen zu verbreiten. Genauso lange war der Film, der seiner Darstellung nach "Gutes bewirkt, ja vielleicht sogar Menschenleben gerettet" habe, verboten. Mit Ausnahme der wenigen Bundesbürger, die eine dieser geschlossenen Veranstaltungen mit Referent besucht hatten, kannten die Leser der SZ Ich klage an entweder gar nicht, oder sie waren schon älter und erinnerten sich vage an die melodramatische Liebeshandlung, in die der Film seine Botschaft verpackt hatte. Liebeneiner hatte es da leicht. Wer ernsthaft an der Vergangenheit interessiert ist und daran, dass sich diese nicht wiederholt, kann das nicht wollen. Schauen wir uns also genauer an, was Wolfgang Liebeneiner an gewiss nicht heftig Belastendem hinter sich hatte, als er gleich nach Kriegsende seine Karriere fortsetzte, als ob nichts gewesen wäre.

Schlechte Stimmung im Schwabenland

Auf der Schwäbischen Alb machte sich ein Murren breit, das auch den Reichsführer SS in Berlin erreichte. Heinrich Himmler war besorgt. Deshalb schrieb er am 19. Dezember 1940 einen Brief an Viktor Brack:

Wie ich höre, ist auf der Alb wegen der Anstalt Grafeneck eine große Erregung. Die Bevölkerung kennt das graue Auto der SS und glaubt zu wissen, was sich in dem dauernd rauchenden Krematorium abspielt. Was dort geschieht, ist ein Geheimnis und ist es doch nicht mehr. Somit ist dort die schlimmste Stimmung ausgebrochen, und es bleibt meines Erachtens nur übrig, an dieser Stelle die Verwendung der Anstalt einzustellen und allenfalls in einer klugen und vernünftigen Weise aufklärend zu wirken, indem man gerade in der dortigen Gegend Filme über Erb- und Geisteskranke laufen läßt.
Ich darf Sie um Mitteilung bitten, wie dieses schwierige Problem gelöst wurde.
Heil Hitler!

Die Rede ist vom Gelände des Schlosses Grafeneck [1]. Von Januar bis Dezember 1940 wurden dort im Rahmen der "Aktion T4" fast 11.000 Menschen ermordet. Das war der vorläufige Höhepunkt (oder besser: Tiefpunkt) einer Entwicklung, die am 14. Juli 1933 mit der Verabschiedung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" [2] begonnen hatte. Dieses am 1. Januar 1934 in Kraft tretende Gesetz regelte die Zwangssterilisierung von Bürgern, die an "erblichem Schwachsinn" litten, an Schizophrenie, an erblicher Blindheit oder Taubheit, an "schwerer erblicher körperlicher Mißbildung" und so weiter. Allein 1934 wurden 30.000 Menschen sterilisiert, bis zum Zusammenbruch des Dritten Reichs im Mai 1945 waren es 400.000. Etwa 6000 Frauen und 600 Männer starben bei dieser Prozedur.

Schlosses Grafeneck

Was sich mit dem Gesetz alles anfangen ließ, ergibt sich aus dem zugehörigen Kommentar, in dem als Kennzeichen für "Schwachsinn" die Unfähigkeit genannt wurde, "in einem geordneten Berufsleben seinen eigenen Unterhalt zu verdienen, noch sonst sich sozial einzufügen". Dahinter steht die Überzeugung, dass sich der Wert eines Menschen nach seiner volkswirtschaftlichen Nützlichkeit bemisst. Solche Überlegungen vermischten sich von Anfang an mit den Maßnahmen zur "Rassenhygiene" wie dem "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" vom 15. September 1935 (Verbot von Eheschließungen zwischen Juden und Nichtjuden) oder dem "Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes" vom 18. Oktober 1935 (Verbot der Ehe mit an einer Erbkrankheit, "Schwachsinn" etc. Leidenden).

Für viele Funktionsträger war es von da bis zur Euthanasie nur noch ein kleiner Schritt. Einzelne Gauleiter sollen schon bald nach der Machtübernahme durch die Nazis Anweisung gegeben haben, in staatlichen Anstalten lebende Geisteskranke zu ermorden oder die Mindeststandards an Unterbringung und Verpflegung so weit herunterzurechnen, dass es einer Ermordung gleichkam. Weil das auf Eigeninitiative von Provinzfürsten geschah, ist es kaum dokumentiert. Hitlers Leibarzt Dr. Karl Brandt sagte 1947 im Nürnberger Ärzteprozess aus, dass Hitler schon 1935 dem Reichsärzteführer Gerhard Wagner gegenüber die Absicht geäußert habe, im Falle eines Krieges auch "diese Euthanasie-Frage" aufzugreifen, weil dann mit weniger Widerstand zu rechnen sei, insbesondere von kirchlicher Seite. Als Hinweis darauf, dass schon früh ein Euthanasie-Programm geplant oder zumindest angedacht wurde, lässt sich auch das stetige Anwachsen einer Einrichtung werten, die ab 1934 "Rassenpolitisches Amt der NSDAP" hieß. Eine der Hauptaufgaben des RPA war die Schulung von Rednern. Bis 1938 führte es 64.000 propagandistische Veranstaltungen durch, deren Besucher im Sinne der "Rassenhygiene" indoktriniert wurden.

Was mit vorbeugenden Maßnahmen wie Sterilisation und Eheverbot begann, weitete sich mehr und mehr zur planvollen Vernichtung von Menschen aus, die im Nazireich nicht erwünscht waren. Das Euthanasie-Programm war Vorstufe und Erprobungsraum für den Holocaust. Den Anstoß zum systematischen Massenmord soll der Fall des nie eindeutig identifizierten "Kindes K." gegeben haben. 1938 oder vielleicht erst 1939 ging in der Kanzlei des Führers (KdF) die Bitte eines Elternpaars ein, ihrem mit schweren körperlichen Missbildungen zur Welt gekommenen Säugling den "Gnadentod" zu gewähren. Hitler gab dem statt und ordnete an, in ähnlich gelagerten Fällen genauso zu verfahren. Seine eigene Kanzlei übernahm die Organisation, dies allerdings nur im Geheimen, weil solche Kindstötungen auch gegen die Gesetze des Dritten Reichs verstießen. Um Vorschläge zur praktischen Durchführung zu erarbeiten, wurde Anfang 1939 ein Gremium gebildet, das sich "Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" nannte. Einer der fünf in das Gremium berufenen Mediziner war Dr. Hellmuth Unger, Augenarzt und Pressereferent des Reichsärzteführers. Geleitet wurde es von Viktor Brack, dem Chef des mit der Euthanasie befassten Hauptamtes II der KdF. Das ist derselbe Brack, dem Himmler später den oben zitierten Brief schrieb.

Per Erlass des Innenministers vom 18. August 1939 wurde die "wissenschaftliche Erfassung" geregelt. Ärzte, Hebammen und Krankenhäuser mussten die Geburt behinderter Kinder melden; auch behinderte Kinder bis zum vollendeten dritten Lebensjahr waren meldepflichtig. Die eingesandten Formblätter wurden von zwei Sachbearbeitern der KdF ohne medizinische Ausbildung gesichtet und an drei als Gutachter bestimmte Ärzte weitergeleitet, falls die erfassten Kinder nach Meinung der beiden Kanzleimitarbeiter für die Euthanasie in Frage kamen. Die Ärzte sahen einer nach dem anderen die Meldebögen durch und markierten sie mit einem "+" oder einem "-". Ein Pluszeichen war ein Todesurteil. Konnten sich die Gutachter nicht einigen, empfahlen sie die weitere Beobachtung. Dazu wurden die betroffenen Kinder wie alle "+"-Fälle auch in "Kinderfachabteilungen" eingewiesen. Auf Eltern, die ihre Kinder bei sich behalten wollten, wurde ständig der Druck erhöht.

Krieg gegen Kranke

Die Geschichte des Dritten Reichs besteht aus vielen schlimmen Kapiteln. Das der "Kindereuthanasie" ist eins der widerlichsten. Der Euphemismus für Mord war "Behandlung". Die Opfer wurden nicht sofort getötet, sondern nach und nach. Die "behandelnden" Ärzte verabreichten ihnen Mittel (vorzugsweise Luminal oder Veronal), die so dosiert waren, dass man schließlich eine "natürliche", also künstlich herbeigeführte Todesursache wie Lungenentzündung oder Atemlähmung attestieren konnte. Unterernährung und Unterbringung in schlecht geheizten Räumen taten ein Übriges, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Bis Mai 1945 wurden in den "Kinderfachabteilungen" mehr als 5000 Opfer der "wissenschaftlichen Erfassung" qualvoll umgebracht. Viele von ihnen wurden zu medizinischen Experimenten herangezogen, einige der angesehensten deutschen Forschungsinstitute beteiligten sich an der Auswertung der Resultate.

Wahrscheinlich hatte es mit der über Jahrhunderte eingeübten Autoritätsgläubigkeit zu tun, dass viele Deutsche die im Dritten Reich begangenen Verbrechen gleich als weniger schlimm empfanden, wenn eine gesetzliche Grundlage geschaffen wurde. Für die Euthanasie blieben solche Gesetze aus. Einerseits waren überall im Land die vom RPA geschulten Redner unterwegs, um die Akzeptanz der Euthanasie zu erhöhen. Andererseits durfte man nicht zugeben, dass sie längst betrieben wurde. Der Wunsch von Eltern, ihr behindertes Kind den "Gnadentod" sterben zu lassen, war eigentlich willkommen, brachte die Täter aber auch in ein Dilemma. In einer von Ernst Klee herausgegebenen Dokumentensammlung ist ein Brief des "Reichsausschusses" an das württembergische Innenministerium vom 22. April 1944 abgedruckt, in dem es heißt:

Der Fall liegt insofern nicht ganz leicht, als, wie Sie mitteilen, die Kindeseltern um eine entsprechende Behandlung gebeten haben, die ihnen selbstverständlich im Hinblick auf die bestehenden Gesetze verweigert werden muß. Ich bezweifle nicht, daß Sie die Kindeseltern in diesem Sinne unterrichtet haben, da bekanntlich keinesfalls zugegeben werden darf, daß staatlicherseits entsprechende Maßnahmen betrieben werden.

Die Gründe, warum eine gesetzliche Regelung trotz mehrerer Anläufe von Hitler letztlich immer abgelehnt wurde (auf eine gesetzliche Grundlage wurde nur der organisatorische Teil gestellt), sind vielfältig. Eine wichtige Rolle spielte die Angst vor Widerständen in der Bevölkerung, auch der Kirchen. So blieb es bei zumeist mündlichen Anweisungen, damit der Führer immer behaupten konnte, von nichts gewusst zu haben. Die Ausnahme ist die Vollmacht, die Hitler vermutlich im Oktober 1939 seinen beiden Euthanasie-Beauftragten Philipp Bouhler und Karl Brandt ausstellte:

Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, daß nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.

Damit wurde, ohne es explizit zu sagen, das Euthanasie-Programm auf die Erwachsenen ausgedehnt. Die Rückdatierung des Dokuments auf den 1. September (Tag des Überfalls auf Polen) war symbolisch. Hitler erklärte so auch dem seiner Ansicht nach "lebensunwerten" Leben den Krieg. Daraus, dass es jetzt Kampfhandlungen und Verwundete gab, lässt sich ein weiterer Grund für die Geheimhaltung ableiten. Ein Regime, das so sehr auf Propaganda setzte wie das der Nazis, hatte stets im Blick, was die Gegner propagandistisch ausbeuten könnten. Laut Protokoll der Geheimen Ministerkonferenz vom 29. April 1941 wies Goebbels darauf hin, dass man das Thema "Euthanasie" nicht offen ansprechen dürfe. Die Engländer, so der Minister, würden sonst behaupten, dass die Deutschen planten, nach dem Krieg alle Invaliden zu töten, weil sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Das konnte zu Unruhen führen.

Karl Brandt; Philipp Bouhler, Bild: Deutsches Bundesarchiv [3] (Bild 183-H13374). Lizenz: CC-BY-SA-3.0 [4]

Zu denen, die im Sommer 1940 die "Aktion Gnadentod" vorbereiteten, gehörte auch wieder der Augenarzt Hellmuth Unger. Er ist hier von besonderer Bedeutung, weil er mit seinem Euthanasie-Roman Sendung und Gewissen die (dann stark umgearbeitete) Vorlage für Liebeneiners Ich klage an lieferte. Die Verwaltung des Euthanasie-Programms war im April 1940 in eine zuvor arisierte Villa mit Bürotrakt in Berlin-Charlottenburg umgezogen, in der Tiergartenstraße Nr. 4 (bei der Philharmonie). Daraus entstand ein neuer Deckname: "Aktion T4". Wie schon bei den Kindern mussten wieder Fragebögen verschickt werden. Das übernahm die "Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten". Verträge schloss die "Gemeinnützige Stiftung für Anstaltspflege". Den Transport der Opfer zu den Tötungsanstalten erledigte die "Gemeinnützige Kranken-Transport-G.m.b.H." (Gekrat). Und die "Zentralverrechnungsstelle Heil- und Pflegeanstalten" war für das Finanzielle zuständig. Sie machte die Abrechnung mit den Krankenkassen und Fürsorgeverbänden und reichte auch fingierte Rechnungen ein, damit die sich selbst tragende Mordorganisation immer genug Geld von der Sozialversicherung zur Verfügung hatte.

Gekrat-Bus in Grafeneck

Am 9. Oktober begann man mit der "planwirtschaftlichen Erfassung" der Patienten aller Heil- und Pflegeanstalten (Verschickung der Fragebögen mit anschließender Tötung der Selektierten). Bereits am selben Tag wurde beschlossen, 65.000 bis 70.000 Menschen zu ermorden. Die erste von insgesamt sechs Tötungsanstalten war Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Die Opfer, zunächst vor allem Geisteskranke, wurden in den grauen Bussen der Gekrat dort hingebracht, in eine als Dusche getarnte Gaskammer geführt und mit Kohlenmonoxid ermordet. Im August 1941, als die angestrebte Zahl an Tötungen erreicht war, wurde die "Aktion T4" vorübergehend gestoppt. Danach organisierte man sich neu. In der Folge wurde der Kreis derer, die von der Euthanasie bedroht waren, ständig erweitert: um Demenzkranke, Arbeitsunwillige, Wohnungslose, Tuberkulosekranke, auch Menschen, die nach Bombenangriffen verwirrt und zur Behandlung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden waren.

Schwierige Geburt eines Propagandafilms

Das Euthanasie-Programm vermischte soziale und medizinische Kriterien. Oberster Gesichtspunkt war die Wirtschaftlichkeit. Menschen, deren Arbeitskraft man ausbeuten konnte, durften weiterleben. Die anderen wurden umgebracht, um Pflegekosten einzusparen. Im April 1941 lief die "Aktion 14 f 13" an (benannt nach dem Aktenzeichen eines KZ-Inspekteurs), in deren Rahmen arbeitsunfähige oder einfach nur unbequeme KZ-Häftlinge vergast wurden. Im Juli 1943 beschloss ein Gremium aus Professoren und T4-Gutachtern, Patienten der psychiatrischen Kliniken zu töten, damit Krankenbetten frei wurden, die man nach Bombenangriffen für die Versorgung der Verletzten brauchte. Und so weiter.

Aus dem Tagebuch von Joseph Goebbels, 31. Januar 1941:

Mit Bouhler Frage der stillschweigenden Liquidierung von Geisteskranken besprochen. 80.000 sind weg, 60.000 müssen noch weg. Das ist eine harte, aber auch eine notwendige Arbeit. Und sie muß jetzt getan werden. Bouhler ist der rechte Mann dazu.

Wie aus Himmlers Brief an Viktor Brack ersichtlich, ließen sich Tötungsaktionen dieses Umfangs nicht völlig im Geheimen durchführen. Im Herbst 1940 regte sich erster Widerstand in der Bevölkerung. Dem sollte mit Propagandamaßnahmen begegnet werden. Die Kanzlei des Führers versuchte sich da schon eine Weile lang an Dokumentarfilmen und hatte zu diesem Zweck Hermann Schweninger angeheuert, einen Jugendfreund von Brack, der als Transportleiter der Gekrat Opfer der "Aktion T4" zur Vergasung nach Grafeneck brachte, um sich in die Thematik einzuarbeiten. Schweningers Dasein ohne Leben (1940/41) zeigte missgebildete Menschen als Ungeheuer, die man vernichten musste (auch eine Vergasung wurde gefilmt), kam nur intern zum Einsatz und wurde beim Heranrücken der Alliierten vernichtet (inzwischen sind in einem ehemaligen DDR-Archiv acht Rollen mit ungeschnittenem Rohmaterial aufgetaucht). Die Arbeiten an einer weiteren Dokumentation dieser Art wurden 1943 abgebrochen.

Für Goebbels war das, was die "Zentraldienststelle T4" da so machte, der reine Dilettantismus. Seine Vorstellung von gelungener Propaganda war eine ganz andere (Rede vor der Reichsfilmkammer im Februar 1941):

Nicht das ist die beste Propaganda, bei der die eigentlichen Elemente der Propaganda immer sichtbar zutage treten, sondern das ist die beste Propaganda, die sozusagen unsichtbar wirkt, das ganze öffentliche Leben durchdringt, ohne daß das öffentliche Leben überhaupt von der Initiative der Propaganda irgendwie Kenntnis nimmt.

So etwas ließ sich am besten mit Spielfilmen verwirklichen. Zu dieser Einsicht rang sich auch die Kanzlei des Führers durch, von der die Initiative zu Ich klage an ausging. Aber wie sollte man einen solchen Spielfilm machen, wenn einem das dafür nötige Knowhow fehlte? Es lag nahe, es mit einer Verfilmung des Romans von Hellmuth Unger zu probieren, der in der "Zentraldienststelle T4" ein alter Bekannter war. Im Mittelpunkt von Sendung und Gewissen (1936) steht der Medizinprofessor Terstegen, Chefarzt an einem Provinzkrankenhaus. Terstegen hat es nicht leicht. Er kann seinem alten Jagdhund den Gnadenschuss geben, aber seine unheilbar kranke Mutter muss elend sterben, weil der Sohn sie nicht erlösen darf. Weil das nicht immer so weitergehen kann, bringt er dann doch "vielen Kranken Erlösung durch Sterben".

"Ich töte ja nicht, wenn ich erlöse", sagt Verstegen. Einen alten Mann "erlöst" er wegen einer Fehldiagnose etwas zu früh. Darum stellt er sich dem Staatsanwalt, was ihm die Gelegenheit zu einer großen Schlussansprache gibt. Tenor: "Dem Ganzen zu dienen und zu nützen, darauf kommt es an!" Wie daraus der Film Ich klage an wurde, ist nicht in allen Punkten eindeutig geklärt. Hier die wahrscheinlichste Variante.

Die Tobis, als Produktionsfirma für die Verfilmung auserkoren, lehnte den langweiligen und weitgehend dramaturgiefreien Roman zunächst ab. Viktor Brack gab seinem Freund Schweninger den Auftrag, die Vorlage so umzuarbeiten, dass damit etwas anzufangen war. Schweninger dachte sich eine Rahmenhandlung mit Baron und Baronin von Passow aus. Die Baronin ist mit Terstegen befreundet. Der Baron fällt vom Pferd, die ärztliche Prognose könnte kaum schlimmer sein: von Passow wird "dahinvegetieren. Stumpfsinnig wie ein Tier." Terstegen "erlöst" ihn, bald sind Gerüchte über einen Giftmord im Umlauf, der Arzt wird angeklagt. Während der Roman mit der Selbstanzeige endet, fügt Schweninger die Gerichtsverhandlung an. Bei dieser bekennt sich Terstegen zu diversen, aus dem Roman übernommenen "Erlösungshandlungen", hält eine flammende Rede für die Euthanasie und fordert das Gericht auf, ein Urteil zu fällen. Liebeneiner, bei der Tobis als Regisseur vorgesehen, lehnte das Exposé ab.

"Drei Menschen", das T4-Exposé Nr. 2, betont die Dreiecksbeziehung als dramaturgisches Element. Ein Oberarzt einer psychiatrischen Klinik und ein Schauspieler lieben dieselbe Frau. Die Frau heiratet den Schauspieler mit einem Gen für Geisteskrankheit. Das gemeinsame Kind kommt mit "angeborenem bildungsunfähigen Schwachsinn" zur Welt. Der Vater bittet den Oberarzt und dessen Chef um den "Gnadentod" für sein Kind. Als beide ablehnen, "erlöst" er es selbst. Darauf folgt die Gerichtsverhandlung. Exposé Nr. 3, wieder von Schweninger, verlegt die Handlung in das Arbeitermilieu und ersetzt die erbliche Vorbelastung durch einen Unfall. Bei diesem erleidet der Sohn eines Werkmeisters eine Hirnverletzung. Der Sohn wird für immer geistig behindert sein. Der Vater gibt ihn schweren Herzens in eine Pflegeanstalt. Was er dort zu sehen bekommt ("die entsetzliche, leere Zukunft und das grauenvolle, würdelose Dasein in stumpfer Passivität") überzeugt ihn davon, dass er sein Kind töten muss. Beim Prozess sind sich die Richter einig, dass der Werkmeister "nur aus Ermangelung einer dringend notwendigen gesetzlichen Regelung gehandelt hat, die den heutigen Anschauungen auf diesem Gebiet entspricht". Der Angeklagte wird zu zwei Monaten Haft verurteilt, von seinen Arbeitskollegen gefeiert und zum Ingenieur befördert.

Ich erzähle das hier so ausführlich, weil die komplizierte Produktionsgeschichte Liebeneiner später dabei half, seine Rolle schönzureden. Man hatte jetzt also drei Exposés und kein Drehbuch. Offenbar auf Anraten von Reichsgesundheitsführer Leonardo Conti wurde in dieser Situation Prof. Dr. August Riekel zugezogen. Der Erziehungswissenschaftler Riekel war Chefdramaturg bei der Tobis und schrieb unter dem Pseudonym "Harald Bratt" selbst Drehbücher (etwa zum antisemitischen Propagandafilm Leinen aus Irland). Er skizzierte auf Grundlage der Exposés ein Handlungsgerüst, das Liebeneiner so zusammengefasst hat:

Zwei Ärzte lieben eine Frau. Sie heiratet den einen. Als sie an MS erkrankt, bittet sie einen von beiden, sie zu töten, er lehnt ab. Darauf bittet sie den anderen, der es tut. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung, in der dieser Fall durchdiskutiert wird.

Das ist nicht falsch und doch nur die Verpackung. Ich klage an ist mehr als ein Sterbehilfe-Melodram. In einem Interview mit Erwin Leiser (zitiert in Deutschland erwache!) erweckt Liebeneiner den Eindruck, es habe zwei verschiedene Projekte gegeben: Einen Film über die "Tötung auf Verlangen", den er, unabhängig von der Kanzlei des Führers, gern machen wollte, weil er sich schon immer für das Problem interessiert hatte. Und einen Film, der die Ermordung von Geisteskranken rechtfertigt (Exposé Nr. 3). Viktor Brack habe von ihm verlangt, zuerst diesen Film zu drehen. Es sei ihm jedoch gelungen, "dieses Projekt immer wieder zu verschieben, bis es dann aufgegeben wurde". Das stimmt so nicht. Statt das Projekt durch geschicktes Hinauszögern zu verhindern, integrierte er den Grundkonflikt von Exposé Nr. 3 in das Melo und schuf so einen Film mit versteckter Propagandabotschaft, wie Goebbels ihn sich wünschte. Dieser Teil beansprucht nur wenig Leinwandzeit, aber für die Aussage ist er entscheidend.

Als Ich klage an vorbereitet wurde, lag ein fertig formuliertes "Sterbehilfegesetz" vor, das nur noch verabschiedet werden musste. Die Kanzlei des Führers gab einen Propagandafilm in Auftrag, der §1 ("Tötung auf Verlangen" von unheilbar Kranken) und §2 des Gesetzes (Tötung von "lebensunwertem" Leben) auf dramaturgisch stimmige Weise in eine Spielhandlung integrierte. Darum kümmerte sich zunächst Eberhard Frowein - wahrscheinlich, weil Liebeneiner anderweitig beschäftigt war. Frowein schrieb, Liebeneiners Meinung nach, einen "neuen Roman": also ein Drehbuch, das handlungsarm und langatmig war und filmischen Erfordernissen nicht genügte.

Dieses Buch wurde von Liebeneiner gründlich umgearbeitet. Froweins dramaturgische Entscheidung, die beiden Paragraphen des "Sterbehilfegesetzes" auf eine Haupt- (§1) und eine Nebenhandlung (§2) zu verteilen, behielt er bei. Die Murnau-Stiftung erwähnt in ihrer Inhaltsangabe [5] die Nebenhandlung mit keinem Wort, was angesichts des sonstigen Umgangs dieser Institution mit den "Vorbehaltsfilmen" nicht überrascht. Ärgerlich ist es trotzdem. Wer einen Film wegen gefährlicher Nazi-Propaganda verbietet, sollte interessierten Nutzern der eigenen Website zumindest sagen können (und selber wissen), worin die Propaganda besteht.

Weil ich bei anderen Vorbehaltsfilmen den begründeten Verdacht hatte, dass es sich bei den Inhaltsangaben der Stiftung um Paraphrasen der Zusammenfassungen in alten Filmprogrammen handelt, habe ich mir den Illustrierten Film-Kurier zu Ich klage an besorgt. Und siehe da: Die Nebenhandlung kommt da ebenfalls nicht vor. Ilse Fürstenberg und Karl Dannemann - sie verkörpern die Protagonisten dieser Nebenhandlung - sind im Darstellerverzeichnis nur unter "Ferner wirkten mit" aufgelistet, ohne Rollennamen. Das war ganz im Sinne der Propaganda, zu der auch diese Filmprogramme gehörten. Die eigentliche Botschaft ist da buchstäblich im Kleingedruckten versteckt. Wenn die Murnau-Stiftung die aus propagandistischen Gründen vorgenommene Aussparung der Nebenhandlung reproduziert, stimmt etwas nicht.

Hausmusik

Ich klage an beginnt mit dem häuslichen Glück von Heidemarie Hatheyer, deren energiegeladener Auftritt in Hans Steinhoffs Die Geierwally damaligen Zuschauern noch in bester Erinnerung gewesen sein dürfte. Diesmal liebt sie nicht den Jäger Josef, sondern sie ist mit dem Forscher und Pathologieprofessor Thomas Heyt verheiratet. Er wird von Paul Hartmann verkörpert, den man vorher in der Titelrolle von Liebeneiners Propagandaopus Bismarck gesehen hatte (das ist der Film, mit dem Liebeneiner Goebbels bewies, dass auf ihn Verlass war). Damit ist gleich klar, dass im Hause Heyt die heldenhaften deutschen Menschen wohnen. Heyt ist als Direktor an das Pettenkofer-Institut in München berufen worden. Das soll am Abend groß gefeiert werden. Hanna Heyt fließt schier über vor Glück, das blühende Leben ist sie auch, und Liebeneiner trägt so dick auf, dass man bald ahnt: das kann nicht lange gutgehen.

Hanna hat einen Bruder, den Bankdirektor Eduard Stretter, der sich einst mit dem mittellosen Heyt überworfen hat, weil er der Überzeugung war, dieser heirate Hanna nur wegen ihres Vermögens. Der Karrieresprung des Wissenschaftlers bietet den Anlass zur Versöhnung (noch mehr Glück). Mit Verspätung erscheint der praktische Arzt Bernhard Lang zum Fest. Auch er liebt Hanna, ist seinem Rivalen Thomas unterlegen und trotzdem der Freund des Paares geblieben. Den Hausarzt spielt Mathias Wieman. Ihn kennen die Leser dieser Reihe schon aus Unternehmen Michael, wo er als Major zur Linden den Heldentod stirbt. In Ich klage an erleben wir vor der Feier, wie er dabei hilft, einen gesunden Säugling zur Welt zu bringen und wie er dem Ehepaar Günther sagen muss, dass ihr Kleinkind an Hirnhautentzündung erkrankt ist. Damit wird die Nebenhandlung eingeführt.

Ich klage an

Hanna ist weiter quicklebendig und voller Glück. Aber Liebeneiner sorgt dafür, dass langsam die Schatten überhand nehmen. Fast könnte man meinen, dass draußen vor der Tür ein Krieg tobt und alliierte Bomber im Anflug sind, doch in einem Film wie diesem kommt so etwas natürlich nicht vor. Vielmehr machen sich die versammelten Honoratioren bereit, der vom Freundestrio Hanna, Thomas und Bernhard dargebrachten Hausmusik zu lauschen. Die findet ein jähes Ende, als Hanna wegen Lähmungserscheinungen in der linken Hand nicht mehr Klavier spielen kann. Ein Fußgelenk fühlt sich taub an. Hanna macht sich deshalb keine Sorgen. "Ist das Leben nicht schön?" fragt sie ihren liebenden Gatten nach dem Fest. Nachdem Liebeneiner dergestalt die Fallhöhe etabliert hat, die man für eine Tragödie braucht, kann der Unglücksteil beginnen.

Ich klage an

Auf Thomas’ Drängen lässt Hanna sich von Bernhard untersuchen. Sie betritt die Praxis in dem Glauben, dass sie sich so komisch fühlt, weil sie schwanger ist. Nicht jede Frau würde bei Lähmungserscheinungen an eine Schwangerschaft denken, aber es geht hier weniger um Hannas Befindlichkeiten als darum, die gedankliche Verbindung zu den Günthers und ihrer an Meningitis erkrankten Tochter Trudchen nicht abreißen zu lassen. Liebeneiner wusste viel besser als die meisten anderen NS-Regisseure, wie man das macht, wie man das Politische ganz unmerklich in das Private eindringen lässt, und deshalb wurde er von Goebbels hoch geschätzt.

Ich klage an

Dr. Lang spiegelt Hannas Augenhintergrund. "Blick in den Abgrund", scherzt sie. Doch Lang bleibt ernst, sehr ernst. Er weiß, dass Hanna multiple Sklerose hat. Das sagt er nur Thomas Heyt, der versucht, die Diagnose als "unterbewussten Affekt" des im Werben um Hanna unterlegenen Bernhard ihm und seiner Frau gegenüber wegzuerklären. Das stellt sich zwar als Irrtum heraus, hat aber eine genau berechnete Funktion. Bernhard wird sich bald als entschiedener Gegner der Euthanasie erweisen. Liebeneiner beginnt hier, am Lack des edlen Arztes zu kratzen. Hinter seinem Berufsethos, wird suggeriert, könnten sich persönliche Motive verbergen. Dem ist nicht so, aber etwas bleibt immer hängen. Und mehr wird gar nicht gebraucht. Dr. Bernhard Lang ist die wichtigste Identifikationsfigur des Films. Er wird am Schluss sein Damaskus-Erlebnis haben und ins Lager der Euthanasie-Befürworter überlaufen. Damit der Zuschauer diesen Schwenk mitmachen kann, muss er schon vorher ein paar Zweifel an Langs Position haben. So manipuliert man auf subtile Weise das Publikum.

Fleischklumpen, idiotischer

Lang und Heyt ziehen den Neurologen Prof. Werther zu Rate (Erich Ponto, der Professor "Schnauz" in Die Feuerzangenbowle). Ausgerechnet Werther muss der Mann heißen. So wie der Held von Goethes Briefroman, der sich aus Liebeskummer umbringt. Die Anspielung wird nicht jeder mitkriegen, aber viele eben doch. Ein Film, der so sehr mit Suggestionen arbeitet wie dieser, muss sie streuen, wo er kann. Zwischen Tod und Liebe, wird suggeriert, besteht ein Zusammenhang. Welcher, das wird uns Dr. Heyt noch sagen - in einem Dialog, der so wirkungsvoll ist, weil er von langer Hand vorbereitet wurde.

Ich klage an

Einstweilen jedoch hat Professor Werther das Wort. Seine Diagnose ist noch schlimmer als die von Dr. Lang: "Unheilbare Form … leider!" Heyt teilt uns mit, was das für seine Hanna zu bedeuten hat:

Erst werden die Beine gelähmt sein, nicht wahr, so dass sie nicht mehr gehen kann. Dann werden die Arme gelähmt sein, dass sie gefüttert werden muss wie ein kleines Kind, dann wird die Zunge gelähmt sein, dass sie nur noch lallen kann, dann wird das Atemzentrum versagen … so dass sie monatelang mit Erstickungsanfällen ringt mit ihrer zunehmenden Todesangst, bis sie eines Tages wirklich erstickt, wobei wir nicht sicher sind, ob ihr Scheußlichkeiten, wie Darmlähmungen und so weiter erspart bleiben. - Was kann man tun?

Nicht viel. Professor Werther fällt nur eine Arsenkur ein, mit der der Krankheitsverlauf zu verlangsamen ist. Das verschafft Dr. Heyt etwas mehr Zeit, um in seinem auf die Erforschung des Stoffwechsels spezialisierten Labor den Erreger und eine Kur zu finden. Ein Durchbruch scheint gelungen, als eine mit irgendeiner Substanz geimpfte Labormaus die Beine etwas nachzieht, aber das erweist sich als Irrtum (die Maus wurde durch die Injektion verletzt).

Ich klage an

Im Hause Heyt müssen wir unterdessen Hannas körperlichen Verfall miterleben. Erst sind ein Arm und ein Bein gelähmt, dann das zweite Bein und so fort. Hanna bittet Dr. Lang, ihr das Arsenfläschchen dazulassen, damit sie sich selbst töten kann, wenn ihre Lage unerträglich wird:

Du, ich fürcht’ mich nicht vor dem Tod. Aber ich will nicht so liegen. Jahrelang. Überhaupt kein Mensch mehr. Nur noch ein Fleischklumpen und Thomas eine Qual, wenn ich so verfalle.

Und Thomas eine Qual. Das würden die Ärzte im Film nie sagen, ja nicht mal denken. Also muss Hanna aussprechen, worauf die Argumentation der Euthanasie-Befürworter im Dritten Reich letztlich hinauslief: es geht primär um das (vermeintliche) Wohl der Gesunden, nicht der Kranken. Wenn man sich als Zuschauer vorher, bei den "Scheußlichkeiten, wie Darmlähmungen und so weiter" unwillkürlich fragte, wie man sich in einer solchen Situation als pflegender Angehöriger fühlen würde, wird man da ganz schnell zum Komplizen. Dr. Lang sind solche Überlegungen natürlich fremd. Er weist Hannas Ansinnen empört zurück. "Ein Arzt", sagt er pathetisch, "ist ein Diener des Lebens. Das muss er erhalten um jeden Preis." Sterbehilfe lehnt er ab:

Weil wir nicht wissen, was der Tod ist. Wir wissen auch nicht, was das Leben ist. Das Leben schafft sich den Körper, und der Körper schafft sich den Geist, und die Seele. Solange der Körper lebt, kann noch alles gut werden.

Das ist ein dramaturgisch bedeutsamer Moment. Das Verhältnis zwischen Hanna und Bernhard wird distanzierter, als dieser ihr den Gnadentod verweigert. Gleichzeitig nähert sie sich an Thomas, von dem sie sich entfremdet hatte, weil er so selten zuhause war, wieder an. Sie weiß jetzt nämlich, dass er Tag und Nacht forscht, um sie zu retten. Und Thomas wird sie von ihrem Leid erlösen - mit Gift, weil eine Heilung nicht möglich ist.

An dieser Stelle lässt sich fragen, was das Recht auf einen selbstbestimmten Tod mit der von den Nazis betriebenen Euthanasie zu tun hat? Wo ist der Zusammenhang zwischen Sterbehilfe und der Vernichtung von "lebensunwertem" Leben? Wie lässt sich eine Verbindung herstellen, wo keine ist? Durch Suggestion. Dafür sind die Günthers zuständig. Hanna fällt auf, wie müde Bernhard aussieht. Das liegt daran, sagt er, dass er zwei Nächte am Bett eines an Hirnhautentzündung erkrankten Kindes wachen und um das Leben des kleinen Mädchens kämpfen musste. Hanna meint darauf: "Man kann sich gar nicht vorstellen, dass es auch noch andere Kranke gibt. Komisch - so schlimm geht’s mir ja noch lange nicht." Da wäre schon mal der Vergleich zwischen Hannas Krankheit und der des Kindes. Das ist die Vorbereitung. Später wird Bernhard sagen, dass er Trudchens "Herz mit Injektionen gezwungen" hat, weiter zu schlagen, als wäre es ein Akt wider die Natur gewesen, das Kind zu retten. Bevor der Moment kommen kann, auf den das alles abzielt, muss Hanna jedoch sterben.

Ich klage an

Thomas sieht schließlich ein, dass er das Mittel gegen die multiple Sklerose nicht mehr rechtzeitig entdecken wird. Hanna weiß noch immer nicht genau, was sie für eine Krankheit hat, aber ihr ist klar, dass sie sterben wird. Nachdem sie bei Bernhard keinen Erfolg hatte, bittet sie nun Thomas, ihren Gatten, dass er ihr einen qualvollen Tod ersparen möge:

Wenn ich sehr in Not gerate, dann musst du mir helfen. Du musst mir helfen, dass ich deine Hanna bleiben kann bis zum Ende - und nicht irgendetwas anderes werde - taub und blind und - und idiotisch. Ich könnte es nicht ertragen. […] Versprich mir, Thomas, dass du mich vorher erlöst.

Hannas Siechtum hält sich genau an den von Heyt prognostizierten Krankheitsverlauf (nur das mit der Darmlähmung wird weggelassen). Taub, blind und idiotisch war da nicht enthalten. Warum also jetzt dieser Dialog - in einem Film, dessen Teile meistens ganz präzise auf einander abgestimmt sind? Warum hat Hanna Angst, taub, blind und idiotisch zu werden? Vorläufige Antwort: Weil Liebeneiner es so ins Drehbuch geschrieben hat. Warum, das werden wir noch erfahren.

Liebestod

Sylke Hachmeister hat ein lesenswertes Buch über den Film verfasst (Kinopropaganda gegen Kranke), durchgezählt und zehn Stellen gefunden, wo "erlösen" vorkommt. Das Wort "helfen" im Sinne von "töten" wird 13mal verwendet. Wenn der Tod direkt angesprochen wird, dann vorzugsweise als Geschenk: "jemandem den Tod geben". Das nimmt ihm seinen Stachel. In Hannas Sterbeszene wird er zum ästhetischen Erlebnis.

Thomas wird nach Hause gerufen, weil Hanna an fürchterlichen Erstickungsanfällen leidet. Er weiß, dass es jetzt Zeit ist. Eigentlich müsste er sich noch einmal vergewissern, dass seine Frau wirklich sterben will. So etwas ist schwer zu spielen und zu inszenieren, und es kann furchtbar in die Hose gehen. Liebeneiner weiß das und lässt es deshalb weg. Es spricht für seine Qualitäten als Regisseur, dass man kaum bemerkt, was fehlt. Schade, dass er sein Talent in den Dienst der Nazis stellte.

Es gibt in diesem Film ein richtiges ärztliches Verhalten (das "Erlösen" der Kranken von ihrem Leid) und ein falsches (das künstliche Verlängern nicht des Lebens, sondern des Leids). Dr. Lang macht es falsch (er zwingt Trudchen zum Weiterleben). Dr. Heyt macht es richtig und schreitet ohne viel Nachfragen zur Tat. In Hannas Schlafzimmer, im ganzen Haus ist es dunkel. Das kommt in Sterbeszenen immer gut. Am Bett der Kranken sitzend, kippt Thomas den Rest vom Arsen in ein Glas und gibt ihr das Gift zu trinken. Der nichts ahnende Bernhard spielt im Nebenraum Klavier. Hanna sieht jetzt wieder so schön wie früher aus. Das ist wie im Vampirfilm, wo die von Dracula gebissene Lucy in alter Schönheit im Sarg liegt, nachdem sie von Van Helsing gepfählt wurde. Kranke Menschen werden in Ich klage an zu Monstern, die man vernichten muss. Aber nur, weil man selbst so human ist.

Damit keine Zweifel aufkommen empfiehlt es sich, die Tat vom Opfer absegnen zu lassen, bevor es stirbt. "Es schmeckt bitter … heute", sagt Hanna über ihre Medizin:

Jetzt bin ich so - ruhig, so glücklich. […] Ich fühl’ mich … so leicht, so glücklich … wie noch nie. … Ich wünschte, es wäre der Tod.

Thomas erwidert: "Es ist der Tod, Hanna." Eine ähnliche Szene gibt es im ersten Exposé von Schweninger. Als der schwerbehinderte Baron von Passow ("das Wrack eines Menschen") merkt, dass ihn seine Frau und Dr. Terstegen - nur zur "Erlösung", versteht sich - vergiftet haben, schreit er hinaus, dass er leben und nicht sterben will. Wer auch angesichts kaum fassbarer Nazi-Gräuel an menschliche Regungen glauben möchte, kann darüber spekulieren, ob sich hier Schweningers Gewissen regte. Möglicherweise gelang es ihm nicht, die Beschreibung des schönen Todes in die Maschine zu tippen, nachdem er im Auftrag der Gekrat zahlreiche zur Vernichtung bestimmte Kranke nach Grafeneck gebracht und dort erfahren hatte, wie das Sterben vonstatten ging. In einem Werbefilm für die Euthanasie konnte das nicht angehen. Liebeneiner blieb immer Profi, ließ Hanna nicht brüllen wie den Baron sondern beseligt sagen: "Wie ich dich liebe, Thomas." Nach weiteren gegenseitigen Liebesbeteuerungen schläft sie sanft hinüber.

Ich klage an

Als Thomas seinem Freund Bernhard sagt, dass er Hanna "erlöst" hat, gibt es Streit. Bernhard spricht vom Berufsethos des Arztes und davon, dass er der Kranken die gewünschte Tötung verweigerte, weil er sie liebte. Thomas kontert: "Weil ich sie mehr liebte, darum habe ich es getan." Bernhard, der im Gegensatz zu uns, dem Publikum, nicht mit dabei war, schimpft Thomas einen Mörder und verlässt empört das Haus. Berta, die treue Haushälterin, wird Zeugin der Auseinandersetzung und läuft zu Hannas Bruder, um ihm zu berichten. Stretter hat noch immer Ressentiments gegen seinen Schwager und geht zur Polizei. Da das Publikum die Partei von Thomas Heyt ergreifen soll, wird er von diesem wenig sympathischen, einen alten Groll hegenden Bankier angezeigt - und nicht etwa von Berta, wie in den meisten Inhaltsangaben steht, die ich gefunden habe. Das kann nicht sein, weil Berta die Frau aus dem Volk ist. Und Heyt wird sich am Schluss des Films zum Sprecher des Volkes aufschwingen. Da kann er nicht vorher von diesem angezeigt werden.

Dr. Thomas Heyt ist ein echter Nazi-Held. "Ich bin der Überzeugung", sagt seine Assistentin Dr. Barbara Burckhardt über ihn, "dass nur ein wahrhaft großer Mensch ein wahrhaft großer Forscher sein kann." Und Dr. Heyt ist nicht nur ein großer Forscher, sondern "ein Genie" (Dr. Lang). Also ist er auch ein großer Mensch. Und ein nordischer Mensch, was im Prinzip dasselbe ist. Friedrich Jess listete 1934 in einem für die Hochschule für Politik der NSDAP geschriebenen Text mit dem Titel "Rassenkunde des deutschen Volkes" folgende Eigenschaften des nordischen Menschen auf: selbstlose Hingabe an große Gedanken und hohe Menschheitsziele, Helden- und Führertum, angeborene körperliche Kühnheit und Tapferkeit, Zielbewusstsein, Entschlossenheit, Willenskraft, Urteilsvermögen, kühler Wirklichkeitssinn.

Die körperliche Kühnheit kann so ein Universitätsprofessor im Labor und bei der Vorlesung schwer beweisen, aber dass er sie besitzt, hat schon der junge Thomas demonstriert, als er Eduard Stretter verprügelte, weil der ihn einen "Sozi" nannte. Das muss genügen. Liebeneiner braucht trotzdem ein paar Tricksereien, damit der geniale Doktor ein Held im Sinne der Nazis sein kann. Die selbstlose Hingabe an hohe Menschheitsziele ist ein Problem, wenn einer die Ressourcen seines staatlich finanzierten Labors einsetzt, um sein privates Glück zu retten. Deshalb wird eine Szene eingebaut, in der Dr. Lang Heyts Schwager darüber belehrt, dass der Forscher im Erfolgsfall nicht nur Hanna, sondern "Tausende" heilen wird.

Weil das aber ein Film über das Töten kranker Menschen ist, nicht über deren Heilung, ist der Erfolg ganz ausgeschlossen. Hans Nielsen als Heyts Assistent Dr. Höfer darf sich darum über einige zusätzliche Dialogzeilen freuen, in denen er begeistert davon berichtet, was bei den Forschungen sonst noch Tolles für die Menschheit herauskam, auch wenn die Kur für die multiple Sklerose nicht entdeckt wurde. In dieser Szene erscheint ziemlich unvermittelt Professor Schlüter im Labor. Der alte Herr ist Heyts Mentor und hat am Anfang, bei der Feier, die Tischrede gehalten. Da Liebeneiner das Drehbuch sorgfältig konstruiert hat, kann man hier ahnen, dass der Professor noch eine wichtige Rolle spielen wird. Sonst gäbe es keine Notwendigkeit, an ihn zu erinnern.

Und weil es im deutschen Film immer diese gruseligen Kontinuitäten gibt, tauchte Hans Nielsen, vormals Dr. Höfer in der Euthanasie-Reklame, 1964 als Dr. Kraus in Ein Frauenarzt klagt an wieder auf. Dieter Borsche steht da vor Gericht, weil er Frauen sterilisiert hat (natürlich nur aus ethisch hochstehenden Gründen) und hält ein Plädoyer in eigener Sache, das sich rhetorisch an dem orientiert, was Dr. Heyt in Ich klage an zu Protokoll gibt. Produzent war Atze Brauner [6], der bis an sein Lebensende behaupten wird, dass er stets auf die strikte Abgrenzung zu den Nazis, deren Personal und deren Gedankengut bedacht war. Seine Phantasie reichte aber nicht mal aus, diese Abgrenzung wenigstens im Titel zu vollziehen. Oder war das Absicht? Die Spekulation auf die Werbewirksamkeit eines Filmtitels, der mit Bedacht den von Liebeneiners NS-Publikumshit variiert? Das wäre dann noch schlimmer.

Der Tod ist die beste Medizin

Dr. Heyt wird also vor Gericht gestellt, weil er seine Frau vergiftet hat - oder, anders formuliert, weil er die dem Nazi-Helden angeborene Tatkraft und Entschlossenheit besitzt (das "Führertum") und weil er dadurch in Konflikt mit den bestehenden Gesetzen geriet. Damit haben wir produktionsgeschichtlich einen interessanten Punkt erreicht. Liebeneiner drehte den Film im Großen und Ganzen von hinten nach vorn: erst die Gerichtsverhandlung, dann die Szenen rund um das an Hirnhautentzündung erkrankte Kleinkind, anschließend Hannas Tod und so fort. Soweit es sich noch ermitteln lässt, kamen Viktor Brack und andere mit dem Euthanasie-Programm befasste Funktionäre aus der Kanzlei des Führers in der ersten Phase der am 21. März 1941 beginnenden (und etwa zwei Monate dauernden) Dreharbeiten besonders häufig zu Besuch ins Atelier. Denn am Anfang entstanden die Teile des Films, die ihnen am wichtigsten waren. Der Rest war die Verpackung. Da wurden die Besuche seltener. Das zeigt, warum die Mörder einen wie Liebeneiner brauchten. Er verstand im Gegensatz zu ihnen, dass die Propagandabotschaft einen Tarnanstrich haben muss, wenn sie wirken soll. Das war das Melo.

Ich klage an

Hanna versichert Thomas zum Abschied (nachdem sie weiß, dass er sie vergiftet hat), wie sehr sie ihn liebt. Thomas Heyt sagt in der Verhandlung nur einen Satz ("Ich habe meine Frau sehr geliebt."), dann schweigt er. Mehr ist auch zunächst nicht nötig, denn mit diesem Satz hat er das Thema vorgegeben, unter dem der Prozess steht: Tod und Liebe. Sylke Hachmeister hat wieder durchgezählt und herausgefunden, dass Heyts Tat neunmal direkt und zweimal indirekt mit der Liebe zu Hanna begründet wird. In der Verhandlung treten mehrere Zeugen auf, die aussagen, dass Heyt seine Frau sehr geliebt hat. Sie bereiten den Boden für den Auftritt von Professor Schlüter.

Schlüter ist Thomas’ väterlicher Freund, ein häufiger Gast im Hause Heyt. Er äußert die Vermutung, dass Hanna sich selbst umgebracht hätte, wenn sie dazu noch in der Lage gewesen wäre (ihre Hände waren gelähmt): "Sie war eine besonders lebensvolle, willensstarke, kluge Frau, der eine solche Tat - aus höchster Liebe zu ihrem Manne geboren - wohl zuzutrauen war." Musste es das Wort "geboren" sein? Wenn ich in NS-Filmen solche Sätze höre (es gibt sie oft), frage ich mich immer, wie man strukturiert sein muss, um so etwas zu schreiben (und zu inszenieren). Wenn Hanna ihrem Thomas schon kein Kind schenken konnte, wie anfangs gedacht (die vermeintliche Schwangerschaft war die multiple Sklerose), "gebiert" sie wenigstens, weil krank und eine Last, den Todeswunsch, und der wird ihr vom liebenden Gatten prompt erfüllt. Zynischer geht es kaum.

"Er [Heyt]", führt Professor Schlüter weiter aus, "hat sein Liebstes geopfert, um seinem Liebsten zu helfen." Und weil sich die Nazis gern auf Autoritäten von früher beriefen, den Hauch der Geschichte um sich wehen spürten und historische Kontinuitäten beschworen, wo keine waren, gibt es noch ein Zitat dazu: "Der große deutsche Arzt Paracelsus hat gesagt: ‚Medizin ist Liebe.’ Ich weiß, dass Professor Heyt nur aus Liebe gehandelt hat." Und Liebe ist der Tod. So hatte es Paracelsus vermutlich nicht gemeint. Das Originalzitat lautet, in zeitgemäßes Deutsch übersetzt: "Die beste Arznei für den Menschen ist der Mensch. Der höchste Grad dieser Arznei ist die Liebe." (Daraus wurde das bekannte "Liebe ist die beste Medizin.")

Ich klage an

Heyt hat nicht nur Anhänger. Schwager Eduard äußert den Verdacht, dass seine schöne Assistentin auch seine Geliebte ist und er Hanna, die reiche Erbin, aus Geldgier getötet hat. Günstig für den Angeklagten wirkt sich aus, dass die Sachverständigen nicht eindeutig klären können, ob Hanna an der Überdosis Arsen gestorben oder vorher erstickt ist, weil ihr Atemzentrum gelähmt war. Der Zuschauer weiß, wie es gewesen ist, darf der Expertenmeinung jedoch die beruhigende Information entnehmen, dass die Kranke sowieso bald gestorben wäre und ihr der liebende Gatte nur weiteres Leid erspart hat. Das schränkt die Anklage erheblich ein. Es bleiben versuchter Mord und Tötung auf Verlangen.

Alles kommt auf die Aussage von Dr. Lang an. Doch der ist seit Hannas Tod verschwunden und der Vorladung nicht gefolgt. In diesem kritischen Moment lohnt ein Blick in das Lehrbuch für NS-Propagandafilme. Lektion 1: Kontraste. Der nordische Mensch wird erst im Vergleich mit anderen ein rechter Held. Man gebe ihm daher einen zaudernden Charakter bei, der im Gegensatz zu ihm nicht instinktiv weiß, was gut und richtig ist, am Ende der Handlung aber doch. Dieser Charakter muss sympathisch sein, eine echte Identifikationsfigur, damit er das Publikum auf seinem Weg zur Erkenntnis mitnehmen kann. In Ich klage an fällt diese Rolle Dr. Bernhard Lang zu.

Es wird nun also höchste Zeit, dass Dr. Lang endlich begreift, wie recht Dr. Heyt doch hatte. Zu dieser Einsicht verhelfen ihm die Günthers, und damit beginnt der perfideste Teil des Films. Lang war mehrere Monate verreist, um das Sterben und den Tod der geliebten Hanna zu verarbeiten. Als er zurück nach Hause kommt, findet er einen Brief des Ehepaars Günther vor. Nur er könne jetzt noch helfen, steht da. In der Wohnung der Eheleute erfährt er, dass sie das kleine Trudchen, das er in nächtelangem Kampf mit dem Tod gerettet hat, in eine Anstalt geben mussten, wegen der Folgen der Hirnhautentzündung. "Sie ist blind, kann nichts hören und ist ganz idiotisch", sagt Herr Günther voll Bitterkeit. "Jaja. So herrlich haben Sie sie geheilt, Herr Doktor, anstatt so `n armes Wesen ruhig sterben zu lassen." Blind, nichts hören können, ganz idiotisch - das kennen wir schon. So stellt sich Hanna den weiteren Verlauf ihrer Krankheit vor, weil es Liebeneiner so ins Drehbuch geschrieben hat. Am Schluss fügt er zusammen, was er geduldig vorbereitet hat.

Teil 2 [7]: "Es wird ein Signal, ein Weckruf sein!"

Im Filmmuseum München [8] findet vom 16. bis zum 18. März 2012 in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung und dem Bundesarchiv das Symposium "Vom Umgang mit Vorbehaltsfilmen" statt. Bei der Diskussion am Samstagabend spricht auch Hans Schmid.


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[3] http://www.bild.bundesarchiv.de
[4] http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
[5] http://www.murnau-stiftung.de/de/suchergebnis.asp?ID=411
[6] https://www.heise.de/tp/features/Old-Atze-und-der-Schatz-im-Silbersee-3419733.html
[7] https://www.heise.de/tp/features/Es-wird-ein-Signal-ein-Weckruf-sein-3503396.html
[8] http://www.stadtmuseum-online.de/aktuell/filmre.htm