Bundeswehr meldet größeres Interesse und mehr Einstellungen 2016
Seite 2: "Die Bundeswehr als Ganzes wird im Moment rasant älter"
- Bundeswehr meldet größeres Interesse und mehr Einstellungen 2016
- "Die Bundeswehr als Ganzes wird im Moment rasant älter"
- Auf einer Seite lesen
Der gerade veröffentlichte Bericht des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels macht das Problem deutlich:
Die Bundeswehr leidet nach wie vor unter dem erheblichen Personalmangel in einer Reihe von Laufbahnen und Verwendungen. Angesichts der demographischen, wirtschaftlichen und arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen sowie der besonderen Anforderungen, die die Bundeswehr im Hinblick auf ihre Auftragserfüllung an viele Verwendungen stellen muss, wird es keine einfachen Lösungen für dieses Problem geben.
Jahresbericht 2016
Zum Teil sind die Sollstellen nur halb oder weniger besetzt, beispielsweise im Fliegerischen Dienst oder bei den Unteroffizieren des Heers. Auch bei der Elektronischen Kampfführung oder bei Luftwaffe und Marine klaffen Lücken. Und dazu kommt eben: "Die Bundeswehr als Ganzes wird im Moment rasant älter", was heißt, es besteht dringender Bedarf an neuen Soldaten und Soldatinnen. Etwa die Hälfte des jetzt aktiven Personals wird bis 2030 die Bundeswehr verlassen haben. Die Personalstrategie setzt dabei stark auf Werbung, in der neben den Karrierechancen vor allem der "Sinn" - also "Mach, was wirklich zählt" etwa - in den Vordergrund geschoben werden soll, was auch der Serie "Die Rekruten" zugrundeliegt: "Die Bundeswehr gestaltet die Kommunikation der Arbeitgebermarke Bundeswehr zielgruppenorientiert und bedarfsgerecht und baut diese aus, um sich dauerhaft als sinnstiftender und qualifizierender Arbeitgeber zu positionieren."
Die Bundeswehr malt freilich ein anderes Bild. Zum Ende der YouTube-Serie "Die Rekruten" (Soldaten wie Du und Ich) wird erklärt, es sei "eines der erfolgreichsten Social-Media-Projekte in Deutschland" gewesen, in "nur drei Monaten haben knapp 270.000 Menschen den Kanal abonniert, über 45 Millionen Mal wurden die Videos angeschaut". Und die Serie habe auch den gewünschten Effekt gehabt.
Nicht nur sei das Interesse an der Bundeswehr als Arbeitgeber gestiegen, sie haben 2016 auch 10 Prozent mehr Soldaten als 2015 einstellen können, die Bundeswehr wachse damit wieder: "Wir freuen uns vor allem über deutlich mehr Einstellungen in den Bereichen der hart umworbenen Fachkräfte: 60 Prozent mehr Einstellungen bei den IT'lern und 30 Prozent mehr Einstellungen bei den Feldwebeln im Rettungsdienst sind ein großer Erfolg", sagte Dirk Feldhaus, Beauftragter für die Kommunikation der Arbeitgebermarke Bundeswehr.
Rekrutierung nicht gesichert
Die Probleme hat nicht die Bundeswehr alleine, die Rekrutierung junger Menschen ist für die meisten Berufsarmeen schwieriger geworden, die sich alle "öffnen", um die demografischen Trends und die Unlust an militärischer Disziplin und Hierarchie auszugleichen. Mit zunehmenden Auslandseinsätzen dürfte die Attraktivität allerdings noch weiter sinken, wenn nicht höhere Arbeitslosigkeit den Soldatenberuf wieder anziehender macht.
Ähnliche Probleme wie die Bundeswehr gibt es auch bei den britischen Streitkräften. So ist dort die Zahl der aktiven Soldaten um 4 Prozent im letzten Jahr gemessen an den Anforderungen gesunken, ebenso sank die Zahl der Neueinstellungen 2016 im Vergleich zu 2015 um 3,1 Prozent. Im Dezember fehlten 6.210 Soldaten und Soldatinnen.
Aber auch wenn man den geplanten Personalaufwuchs beiseite lässt, ist 2016 das Personal um 1.4 Prozent oder 1.910 Soldaten und Soldatinnen geschrumpft. Am stärksten betroffen ist die Luftwaffe, am wenigsten neue Bewerber gibt es bei der Armee. Insgesamt ist das Personal jedoch um 340 Stellen größer geworden (0,2 %), auch die Zahl der freiwilligen Reservisten ist leicht angestiegen, während die der Future Reserves 2020 um 20 Prozent zurückgegangen ist. Earl Howe, Staatssekretär im Verteidigungsministerium, erklärte, man könne nicht davon ausgehen, dass die Rekrutierung in Zukunft gesichert sei, nachdem nur 6.910 neue Soldaten eingestellt wurden bei einem Bedarf von 9.850, das sind 28 Prozent zu wenig, auch 2015 war der Trend ähnlich. Verantwortlich machte er eine starke und wachsende Wirtschaft und einen nationalen Arbeitskräftemangel.