CSU-Politiker fordert Porno-Filtersoftware in jedem Computer

Die närrischen Tage haben begonnen

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Humor haben sie ja ­ die Damen und Herren von der CDU/CSU. Aber mit welch tosendem Helau und Alaaf Norbert Geis, rechtspolitischer Sprecher der christlich-fundamentalistischen Bundestagsfraktion, die Karnevalsaison jetzt eröffnet hat, das hat auch uns überrascht. Und lässt hoffen auf eine wirklich tolle närrische Wahlkampf-Saison.

Das karnevalistische Treiben des Herrn Geis wurde übrigens von "Bild am Sonntag" zuerst enthüllt. Und da es solch komische Qualitäten besitzt, war es dann auch schnell eine Agenturmeldung wert. Unter der Überschrift Politiker fordert Porno-Filtersoftware in jedem Computer meldete AP, dass Computernutzer nach dem Willen der Union bald verpflichtet werden sollen, in ihren Rechnern eine spezielle Filtersoftware gegen Internetseiten mit Kinderpornografie zu installieren. Und gedacht wird dabei an das Programm Cyber Sentinel, von dem man sich offenbar allerlei Wunderdinge verspricht.

So scannt "Cyber Sentinel" nämlich nicht nur Netzseiten nach Begriffen, die die Moral und Sitte eines Landes wie die Bundesrepublik erheblich gefährden und die auch bei uns letztendlich zu Schweizer Verhältnissen führen könnten. Sondern das Programm, falls es im Netzwerk installiert ist, meldet die anstößigen Aktivitäten eines vernetzten Sittenstrolchs sofort dem verantwortlichen Administrator. Und dann heißt es eben: Klappe zu, Affe tot. Oder: Hose hoch und sofortige Entlassung.

Wie sorgfältig das Programm arbeitet, zeigt ein Test auf dieser Seite. Und glaubt man dem dort veröffentlichten Testergebnis, dann ist auch dieser Telepolis-Text auf "Cyber Sentinel"-PCs nicht zu lesen, weil in ihm das Wort "Porno" gleich mehrfach vorkommt. Und um in dieser Frage ganz sicher zu gehen, fügen wir lieber schnell noch das Wort "Anal-yse" hinzu.

Kurzum: der Vorschlag von Herrn Geis ist einfach genital. Bloß wie er bundesweit realisiert werden könnte und wie die dann natürlich notwendige Überprüfung ausschauen würde, das verschweigt der närrische Politiker. Aus gutem Grund: Schließlich will er uns mit diesem komisch-absurden Unsinn in Wirklichkeit ja nur witzig unterhalten. Das ist ihm tatsächlich gelungen. Und dafür gibt es von dieser Stelle aus für Herrn Geis nun ein dreifach donnerndes Helau! Und: Narhallamarsch!

Falls er es aber doch ernst wie ein Mullah meinen sollte, bleibt als Ausweg für uns Sittenstrolche ja zum Glück noch ein Apple- oder ein Linux-Rechner: auf denen läuft "Cyber Sentinel" nämlich nicht.