China: Krankenhäuser überfordert

Bild: Cai Fang/Unsplash

In der Volksrepublik breitet sich das Covid-19-Virus nach dem Fall der Quarantänemaßnahmen rasend schnell aus.

China hat in den letzten Wochen eine bisher ungesehen hohe Zahl von Corona-Infektionen erlebt. Vielfach waren Krankenhäuser mit dem Ansturm von schwerkranken Patienten überfordert, sodass Notfälle abgewiesen werden mussten.

Eine wachsende Zahl von Ländern hat inzwischen Einreisebeschränkungen oder obligatorische Tests für chinesische Touristen und Geschäftsleute eingeführt. In Südostasien hoffen einige Länder allerdings darauf, dass Besucher aus der Volksrepublik wieder Geld ins Land bringen.

Ende November und Anfang Dezember hatte es im ganzen Land zahlreiche massive Proteste gegen die bis dahin sehr restriktiven Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus gegeben, die – wie berichtet – zu einem plötzlichen, schlecht vorbereiteten Umschwenken in der Pandemie-Politik führten.

Seitdem häufen sich Berichte über eine schnelle Ausbreitung des Virus, die allerdings nicht so recht zu den offiziellen Zahlen passen wollen.

5.000 neu gemeldete Fälle

Für den gestrigen 2. Januar spricht das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung lediglich von knapp 5.000 neu gemeldeten Fällen. Unklar ist, inwiefern diese Diskrepanz eine Folge des Meldesystems ist, nach dem weitaus weniger als noch vor einem Monat getestet wird. Auch die niedrige Zahl der bisher registrierten Todesfälle – bisher weniger als 6.000 seit Beginn der Pandemie – erscheint im Vergleich zu anderen Ländern unrealistisch.

Die in Hongkong erscheinende South China Morning Post berichtet, dass die Behörden nun zu Tests in den Abwassersystemen übergehen würden, um ein Bild über die Ausbreitung des Virus zu erhalten.

China hatte in den letzten drei Jahrzehnten mehrfach sehr schlechte Erfahrungen mit Geheimhaltung und Vertuschung im Zusammenhang mit Epidemien gemacht und seine Informationspolitik daraufhin erheblich verbessert.

Doch das muss offensichtlich nicht heißen, dass jetzt alles zum besten bestellt ist. Nach den zum Teil dramatischen Meldungen über die rasche Ausbreitung der Pandemie in der Volksrepublik hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO am 30. Dezember die Beijinger Gesundheitsbehörden zu mehr Transparenz und zeitnaher Datenübermittlung aufgefordert.

Definition der Covid-Toten

Einem anderen Beitrag der Hongkonger Zeitung, der über diese WHO-Kritik informiert, ist zu entnehmen, dass die chinesischen Behörden nur solche Fälle als Covid-Tode zählen, in denen keine anderen Erkrankungen eine Rolle spielen.

Eine solche Definition, wie sie hiesigen Gegnern der Pandemie-Politik sicherlich gefallen würde, spricht den meisten Älteren, allen Krebspatienten oder aus anderen Gründen geschwächten und dann gestorbenen Menschen ab, Pandemieopfer zu sein.

In Hongkong wird nach einem weiteren Bericht der South China Morning Post von etwa 200.000 Infizierten täglich ausgegangen – bei einer Bevölkerung von 7,4 Millionen. In den nächsten Tagen sollen dort die bisher erheblichen Beschränkungen für den Grenzverkehr mit der Volksrepublik fallen. Ab Februar wird in den Schulen wieder der reguläre Unterricht in voller Klassenstärke aufgenommen.

Derweil scheint die chinesische Öffentlichkeit die wiedergewonnene Freiheit trotz der zum Teil dramatischen Lage in den Krankenhäusern zu genießen. Zu Silvester gab es in vielen Städten Straßenfeste und -märkte mit großen Menschenmassen, die dichtgedrängt durch die Häuserschluchten flanierten.

Neujahrsfeierlichkeiten

Das dürfte allerdings nur ein kleiner Vorgeschmack auf die traditionellen Neujahrsfeierlichkeiten sein, zu denen das Land für gewöhnlich für eine Woche in den kollektiven Urlaub geht und einige Hundert Millionen Menschen quer durch die Republik zu den Eltern reisen.

In diesem Jahr fällt der Beginn des neuen Jahres – das Jahr des Kaninchens – und damit der Beginn der Feierlichkeiten nach dem Mondkalender auf den 22. Januar. Abzuwarten bleibt, ob sich der Massenkonsum durch die Öffnung belebt und damit der zuletzt lahmende chinesischen Konjunktur Auftrieb gibt.