Copycan statt Copywar

Ein neues Konzept will die Produzenten von geistigem Eigentum jenseits von großen Verwertungsgesellschaften unterstützen

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Der Kampf um das Copyright ist in vollem Gange. Auf der einen Seite stehen elektronische Überwachungssysteme und strenge Verfolgung von Urheberrechtsverstößen. Auf der anderen Seite hat sich eine Anti-Copyright- bzw. Copyleft-Szene herausgebildet, die das unentgeltliche Anbieten von Inhalten propagiert. Diese Forderung wird aber nicht nur von großen Konzernen und ihren Anwaltskanzleien heftig angegriffen, auch aus gewerkschaftlichen Kreisen kommen massive Einwände. Die Forderung nach einem Ende des Copyrights sei ein Luxus von Menschen, die viel Zeit für geistige Betätigung hätten und nicht gezwungen seien, von den Produkten dieser Betätigung auch leben zu müssen, heißt es. Unter den heutigen Produktionsbedingungen würde ein Wegfall des Copyrights massiven Druck auf die Produzenten geistiger Produkte ausüben, die häufig schon typische Vertreter prekärer Arbeitsverhältnisse sind. Das heißt, sie werden schlecht entlohnt und haben keine festen Arbeits- und Urlaubszeiten.

Bei Copycan handelt es sich um einen Dienst zur Veröffentlichung digitaler Inhalte, die von den Produzenten unter eine freie Lizenz gestellt und zum Verkauf angeboten werden können. So kann ein Autor, der sein Buch unter Copycan veröffentlichen möchte, auf die Webseite eine Leseprobe stellen, sowie den Verkaufspreis und die Nummer eines Treuhandkontos angeben. Dort kann jeder, der sich für das Buch interessiert, einen Betrag seiner Wahl überweisen. Sobald die eingezahlten Beträge den vom Autor geforderten Verkaufspreis erreicht haben, bekommt er das Geld und das Buch ist für alle frei verfügbar. Wenn durch die Einzahlungen der anvisierte Betrag nicht erreicht wird, kann der Autor entweder seine Ansprüche senken oder versuchen, sein Werk auf andere Weise zu vermarkten. Die bereits eingezahlten Beträge werden dann zurück erstattet.

Copycan fungiert in dem ganzen Ablauf nur als Treuhänder, nicht aber als Eigentümer der geistigen Produkte. Die Web-Identität der Autoren wird verifiziert, das Geld auf den Konten gesammelt und den Produzenten ausgezahlt. Außerdem wird ein Archiv mit den unterschiedlichen Arbeiten der Produzenten betreut. Genutzt wird das Projekt von Produzenten im künstlerischen Bereich wie Musikern und Autoren. Aber auch zahlreiche Juristen konnten schon für die Unterstützung des Projekts gewonnen werden. Schließlich wird man sich auch auf juristische Auseinandersetzungen einstellen müssen, wenn beispielsweise die von Copycan verwalteten Projekte plötzlich doch wieder kommerziell veräußert werden.

Noch steckt das Konzept in den Kinderschuhen, so dass reale Erfahrungen über Probleme und Schwierigkeiten rar sind. Ein Knackpunkt ist der Datenschutz. Ziel von Copycan ist erklärtermaßen Datensparsamkeit. „Nur Daten, die wir wirklich brauchen, werden gespeichert, und auch nur so lange wie nötig.“ Wenn Käufer ihr Geld zurückbekommen wollen, weil das Projekt, für das sie bezahlt haben, nicht realisiert wird, kann das dauern. So sind dann letztlich doch für eine längere Zeit Daten gespeichert.

Die Mitarbeiter von Copycan sind optimistisch, dass ihr Konzept auch außerhalb kleiner Kunst- und Internetszenen auf Interesse stößt. Sie verweisen darauf, dass sowohl die Nutzer wie die Produzenten Vorteile haben. Die Konsumenten bekommen nicht nur die Werke, die sie selber bezahlen, sondern auch von anderen freigekaufte Produkte. Die Autoren können damit wahrscheinlich keine großen Einkünfte erzielen, das Ziel ist aber schon, dass die Produzenten von ihren Produkten leben können, ohne mit den bestehenden Verwertungsgesellschaften wie GEMA kooperieren zu müssen.