Covid-19: "Nichts wäre schlimmer, als den Sieg zu verkünden, bevor er errungen ist"
Trump verschiebt Oster-Wirtschaftsauferstehung auf 1. Juni
Vor einer Woche hatte US-Präsident Donald Trump gemeint, wenn es nach den Medizinern in seiner Administration gehen würde, dann müsse man "die ganze Welt zumachen", und zwar "ein paar Jahre lang". Er, so Trump, höre sich deren Ratschläge zwar an, habe aber eine "doppelte Verpflichtung" gegenüber dem amerikanischen Volk, die dazu zwänge, diese Ratschläge mit den wirtschaftlichen Folgen abzuwägen. Geschlossene Fabriken und Geschäfte können seinen Worten nach ebenso tödliche Folgen haben wie ein Virus, wenn Menschen deshalb an Angststörungen oder Depressionen erkranken und sich umbringen.
Auf Fox News sagte er am 24. März in diesem Zusammenhang, er hätte es gern, wenn es bereits zu Ostern - also am 12. April - eine Rücknahme von Covid-19-Seuchenschutzmaßnahmen geben würde. "Eine große amerikanische Wiederauferstehung", wie Moderator Bill Hemer anschließend für jene Zuschauer erklärte, denen die Symbolwirkung dieses Termins entgangen war.
Dafür müssten sich die Amerikaner Trumps Worten nach "ein bisschen mehr anstrengen", um Seuchenschutz und eine laufende Wirtschaft unter einen Hut zu bekommen. Er gab sich aber sicher, dass auch die Bürger nicht gerne lange zuhause herumsitzen wollen. Später ergänzte er, es sei denkbar, dass bundesstaatlich angeordnete Maßnahmen nur in Teilen der USA zurückgenommen werden, und in anderen weiter gelten. Ebenso denkbar sei eine Differenzierung der Vorschriften nach dem Lebensalter. (vgl. US-Coronahilfspaket: Aus 1,2 Billionen Dollar wurden im Senat 2)
"Unsichtbarer Feind"
Nun gibt er sich pessimistischer und verkündet eine Verlängerung der ursprünglich nur bis heute geltenden Kontaktbeschränkungsmaßnahmen bis vorerst 30. April. Gleichzeitig stellt er eine Verlängerung über diesen Termin hinaus in Aussicht, indem er meint, er hoffe, dass man bis zum 1. Juni "auf dem Wege der Besserung sei". Man werde den "unsichtbaren Feind" zwar besiegen, aber nichts wäre seinen Worten nach "schlimmer, als den Sieg zu verkünden, bevor er errungen ist".
Zur konkreteren Erklärung seiner Entscheidung verweist der US-Präsident auf medizinische Studien, die im Falle einer Covid-19-Welle ohne Quarantänemaßnahmen befürchten, alleine in den USA könnten über 200.000 Menschen daran sterben. Dazu meint Trump, bereits 100.000 sei "eine furchtbare Zahl", wenn es um Tote geht - aber wenn es gelänge, die Zahl der amerikanischen Seuchentodesopfer darauf zu begrenzen, hätten "wir alle zusammen einen guten Job gemacht".
"Bedeutendste Mobilmachung der Industrie seit dem Zweiten Weltkrieg"
Den Zahlen der auf Medizin spezialisierten Johns-Hopkins-Universität in Baltimore nach haben sich in den USA inzwischen mindestens 140.000 Personen mit SARS-CoV-2 infiziert. Über 2.450 starben an der durch dieses Virus ausgelösten Covid-19-Krankheit. 518 davon alleine gestern. Den Berechnungen der Seattler University of Washington nach wird die Zahl der Covid-19-Toten in den Vereinigten Staaten noch bis mindestens Mitte April ansteigen und zu einem zusätzlichen Bedarf von bis zu 50.000 Krankenhausbetten führen, von denen bis zu 15.000 auf Intensivstationen stehen müssten.
Dort fehlen vor allem Beatmungsgeräte, weshalb Trump am Freitag den Autohersteller General Motors mit Kriegsrecht dazu anwies, seine Produktion sehr viel intensiver als vorher auf freiwilliger Basis geschehen auf die Produktion solcher Maschinen umzustellen. Der Defense Production Act, mit dem das geht, soll nun auch auf andere Unternehmen angewendet werden, die in der Lage sind, für die Seuchenbekämpfung nötige Güter anzufertigen. Peter Navarro, der Handelsberater des Präsidenten, sprach in diesem Zusammenhang von der "bedeutendsten Mobilmachung der Industrie seit dem Zweiten Weltkrieg".
Feldlazarette und Lazarettschiffe
Außerdem erlaubte der US-Präsident seinen Ministern die Einberufung von Reservisten der amerikanischen Streitkräfte, die bei der Bekämpfung der Seuche helfen. Ihre Angehörigen errichten Feldlazarette und fahren auf Lazarettschiffen wie der "Comfort" ("Trost") in besonders betroffene Ortschaften wie New York - der Stadt, über die auch ihr demokratischer Bürgermeister Bill de Blasio meint, man fühle sich dort gerade "wie zu Kriegszeiten". In ihr und dem gleichnamigen Bundesstaat gibt es inzwischen neben 55.000 bestätigten Sars-Cov-2-Infizierten auch über 700 Covid-19-Tote.
Viele New Yorker sind in Wochenendhäuser in das Hinterland oder die benachbarten Bundesstaaten gezogen, um Arbeitshindernissen zu entfliehen, die eine schlagartig für viele angeordnete Home-Office-Pflicht zusammen mit schulbefreiten Kindern in Großstadtwohnungen erzeugt. Angesichts von Supermärkten, die ihre Kunden inzwischen nur mehr einzeln in den Laden lassen, kann man sich dort auch potentiell stress- und risikofreier mit Lebensmitteln versorgen, falls die Krise noch länger andauert.
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