Der lange Weg zum T-DSL-Anschluss

Geschichten mit der Telekom - Ein Theaterstück in mehreren Akten

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Mit T-DSL soll die Post abgehen, doch wie um Himmels willen kommt man als Bewohner des ländlichen Raums an diesen Highspeed-Internetzugang? Geht es nach der groß angelegten Werbekampagne, stellt man einfach einen Antrag und schon kann es losgehen. Doch die Realität ist eine gänzlich andere - und man wird vertröstet, falsch informiert und wartet und wartet.

1. Akt: Der Antrag

Von dem T-DSL-Bearbeitungsberg bei der Telekom hat wohl jeder schon gehört, doch wehe, man liegt selbst in diesem Stapel und versucht bei der Hotline herauszubekommen, an welcher Stelle. Eigentlich geht nach der Antragsstellung alles recht schnell, eine Netzwerkkarte für nur eine Mark befindet sich umgehend im Briefkasten. Zugegeben, es kommen noch ein paar Mark Bearbeitungs- und Versandgebühren hinzu, aber wo gibt es schon eine Netzwerkkarte für einen Zehn-Mark-Schein?

Dann endlich kommt auch noch die schriftliche Bestätigung, dass alles in der 50. Woche 2000 abgewickelt werden solle. Nur in der Woche passiert nichts, außer dass wir einen Tannenbaum kaufen. Zumindest auf das Wetter ist Verlass: Pünktlich zum Heiligen Abend beginnt es zu schneien, doch von der Telekom ist weder vor noch nach den Festtagen etwas zu hören. Die zusätzlich erforderliche Hardware ist immer noch nicht geliefert.

2. Akt: Die Dame von der Hotline

Also ruft man irgendwann die Hotline an und erfährt, dass die Hardware-Sendung und die Freischaltung für den 5. Januar vorgesehen sei. In nur drei Tagen soll es nun mit fast Formel-1-Geschwindigkeit ins Internet gehen. Die Vorfreude währt allerdings nur 20 Minuten, denn dann ruft die freundliche Dame von der Hotline noch mal an und sagt, leider gäbe es wohl doch Lieferschwierigkeiten und daher sei jetzt der 17. Januar 2001 vorgesehen. Ausgebremst - aber warum sollte man nicht 12 Tage länger warten können.

Auf der Homepage der Telekom lerne ich noch die offizielle Antwort zur Verschiebung des Bereitstellungstermins kennen:

Warum verschiebt sich der Bereitstellungstermin trotz definitiver Terminzusage?

T-DSL ist das High-Speed Produkt der Zukunft.
Die T-DSL-Offensive der Deutschen Telekom ist in Bezug auf Reichweite und Zeitansatz für die Einführung auch im internationalen Vergleich ohne Beispiel. Auf Grund des hohen Kundeninteresses muss die Ausbauplanung ständig optimiert werden, um viele Kunden möglichst schnell zu versorgen. Es ist daher bedauerlicherweise nicht immer möglich, alle Kunden termingerecht zu bedienen, denn leider steht die Technik auf Grund der europaweit großen Nachfrage und beschränkter Zulieferkapazität derzeit nicht im erforderlichen Umfang zur Verfügung. Trotz der sorgfältigen Planung, wie sie von der Deutschen Telekom im Vorfeld durchgeführt wurde, kann es daher zu Korrekturen kommen.

3. Akt: Der Herr von der Hotline

Der 17. Januar verstreicht, ohne dass sich die Telekom mit mir in Verbindung setzt. Selbst die Hardware ist noch nicht eingetroffen, doch dafür hätte ich inzwischen eine Lösung gefunden. Ein Freund aus dem Nachbarort hat so was unnützerweise geliefert bekommen. Bei ihm kann ADSL nach Auskunft der Telekom nicht laufen, weil er zwei Kilometer zu weit vom letzten Verbindungsknoten wohnt. Nach und nach werden mir weitere Geschichten zugetragen, da bekommt zum Beispiel auch jemand die Hardware und kann dann doch nicht angeschlossen werden, weil er an einem Glasfaseranschluss in den Neuen Bundesländern sitzt. So gesehen ist es nicht erstaunlich, warum die Telekom ein Hardwarebeschaffungsproblem hat. Sie liegt bei den vermeintlichen Nutzern einfach herum.

Mit einer Karenzzeit von zwei Tagen rufe ich wieder die Hotline an, doch Herr Meier weiß nichts von einer Zusage für den 17. Januar. Ein entsprechender Eintrag findet sich nicht in seinem Computer. Nach seinen Angaben ist auch keine Gesprächsnotiz vorhanden. Vielmehr gibt er die Information seiner Datenbank weiter, dass ein Anschluss auf einmal erst im 2. Quartal 2001 vorgesehen sei. Vorerst sei kein Port mehr frei. Ich berufe mich nun auf mein Schreiben in Bezug auf die 50. Woche und bitte, doch mit dem Vorgesetzten verbunden zu werden. Er bedauert, am Freitag um 14 Uhr sei gerade kein Ansprechpartner verfügbar, man könne mich jedoch zurückrufen. Und dann sitzt man zu Hause und wartet und denkt gleich, die werden sich heute ganz bestimmt nicht mehr melden.

Ganz nebenbei sei erwähnt, dass T-Online ausgerechnet im Umfeld jener Tage massive Ausfälle hat. Ich denke natürlich, da haben die meinen Anschluss bereits umgestellt und rufe die technische Hotline an, aber diese Sichtweise stellt sich als falsch heraus. Nicht immer ist die Telekom so schlecht wie der Ruf, der ihr vorauseilt. Richtig lustig ist es, wenn man im Internet nach der Verfügbarkeit recherchiert, dann nämlich stimmt schon wieder die Aussage der Hotline: Verfügbarkeit für meine Straße im 2. Quartal 2001. Doch vor einem Monat stand dort noch: Dezember 2000! Trauen kann man dieser Datenbank auch nicht, denn ein Freund soll nach Angaben der Datenbank auch frühestens im 2. Quartal 2001 über ADSL verfügen. Doch die Realität ist eine andere, denn er surft schon seit einem Jahr in Hannover auf der schnellen Welle.

Ganz nebenbei lese ich dann noch bei Internetworld, dass nach einer Excite-Studie Breitband-User klüger sein sollen. Sie sind besser gebildet, verdienen mehr und besitzen reichlich Web-Erfahrung. Zwar lassen sich immer mehr Bevölkerungsschichten ans Breitbandnetz anschließen, doch auch ich will nun endlich zu dem noch elitären Kreis gehören. Ich will mich anschließen, obwohl der wissbegierige, hochgebildete und wohlhabende User durchschnittlich ein männlicher Single ist. Dann gehöre ich eben zur Minderheit der verheirateten Poweruser.

Die Feierabendzeit naht und immer noch hat niemand zurückgerufen. Da sich übers Wochenende sowieso nichts erreichen lässt, steht der nächste Anruf bei der Telekom-Hotline gleich für Montagmorgen dick unterstrichen im Terminkalender. So lange sammle ich noch ein paar wahre Geschichten aus der Telekomwelt und denke darüber nach, ob man die Telekom, die schon im Verzug ist, zur Lieferung verpflichten kann?

Pause
Dann beginnt der 4. Akt dieser Story.
Fortsetzung folgt...