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Despot von Gottes Gnaden

Gabriel Over the White House

Trump über dem Weißen Haus, Folge 3

Folge 1: "America will rise again" [1]
Folge 2: Präsident und Dealmaker [2]

Einige Fragen sind noch offen: Warum ist Obama der erste schwarze Präsident der USA, obwohl er eine weiße Mutter hat? - Wie werde ich den Kongress los, wenn er mich beim Durchregieren stört? - Wie instrumentalisiere ich als Populist die Medien? - Was macht man mit kriminellen Ausländern? - Antworten gibt der dritte und letzte Teil dieser Geschichte über einen Diktator im Weißen Haus.

Film der Inspiration

Nachdem er den Film mehrfach gesehen hatte begann Hays, das Licht am Ende des Tunnels zu entdecken. Also rief er Louis B. Mayer in Los Angeles an. In einem Brief an Dr. Wingate (11.3.), seinen Statthalter an der Westküste, fasste er zusammen, was er dem Studioboss gesagt hatte. Das ganze Land, so Hays, liege danieder und schaue auf den frisch vereidigten Roosevelt "wie ein Ertrinkender auf einen Lebensretter schaut". Es sei eine Tatsache, "dass Hunderttausende von Menschen ein Auge auf ihn gerichtet haben und eines auf Gott und in einer Stimmung und einer Geistesverfassung sind, in der sie sich über Betrachtungen zur Institution und den Faktoren der Regierung, die eine Lösung finden müssen, ernsthaft ärgern werden."

Franklin Delano Roosevelt bei seiner Inauguration

Hays, der Ex-Politiker und Ex-Parteichef, schrieb gern solche verquasten Sätze. Dumm war er aber nicht, und er hatte sehr gut verstanden, dass der Film die Lösung in Gestalt eines Diktators präsentierte und die gewählten Volksvertreter als eine Ansammlung von kindischen, unfähigen und korrupten Figuren diffamierte, weil sich die Diktatur dem Publikum besser verkaufen ließ, wenn man die demokratische Regierungsform als ein nicht funktionstüchtiges System zum Wohle unnützer Funktionäre darstellte und so den Ressentiments der Wutbürger im Kinosaal weiter Nahrung gab.

Er halte es für essentiell, schrieb Hays, den Anfang des Films zu ändern und anzudeuten, dass es in Regierungskreisen "eine gewisse Intelligenz und eine gewisse Weisheit und so etwas wie eine höhere Zielsetzung gibt" und nicht nur versucht wird, sich um das Einhalten gegebener Versprechen herumzudrücken, ohne eine "korrekte Pflichterfüllung" auch nur anzustreben. Kurz gesagt: Die Regierung in Washington sollte nicht ganz so schlimm sein und das Gute wenigstens anstreben, wenn sie schon nicht in der Lage war, es zu erreichen.

Entfernt wurden dann die Saufgelage im Weißen Haus, die zur Pokerrunde umfunktionierten Kabinettssitzungen und die Dialoge, in denen Präsident Hammond besonders abfällig über den Kongress herzog. Der Witz über die unmöglich einzuhaltenden Wahlversprechen blieb genauso drin wie der Präsident, der sich und die Regierung in Washington mit zynischer Nonchalance für nicht zuständig erklärt, wenn er nach Lösungen für die dringendsten Probleme gefragt wird. Schließlich musste es konkrete Missstände geben, wenn Gott es für nötig hält, dem Präsidenten durch den Erzengel Gabriel seine Botschaften zu schicken. Dieser Teil gefiel dem obersten Zensor sehr gut.

Das amerikanische Volk, so Hays, erwarte einen "Film der Inspiration", und einen solchen habe es auch verdient. Ein Schlag auf den Kopf sei zu wenig. Die Geschichte habe gezeigt, dass bei Männern, die Präsident der USA werden, "ein spiritueller Wandel" zu beobachten sei, nachdem sie sich zum Wohl des Volkes schier umbrächten. Wenn man andeuten könne, dass so etwas auch Jud Hammond passiert, wenn der Erzengel Gabriel zu ihm niedersteigt, sein Handeln also vom göttlichen Geist beseelt ist, dann, so Hays, wäre die andere Botschaft des Films (das Land braucht einen Diktator auf Zeit) nicht mehr so heikel.

Das sollten wir hier noch einmal festhalten: Eine Diktatur war eigentlich schlecht, denn die Vereinigten Staaten waren eine Demokratie und stolz darauf. Wenn Gott sie aber anordnete war das etwas anderes. Darüber könnte man sich unbeschwerter amüsieren, wenn die Berufung auf Gott nicht zum Standardrepertoire amerikanischer Politiker gehören würde. Dazu noch ein Zitat:

Politiker reden nur immer, sie handeln nicht. Sie bringen uns nicht in das Gelobte Land. […] Ich sehe mir die Reden dieser Leute an, und sie sagen, dass die Sonne aufgehen wird, und dass der Mond untergehen wird, dass alle möglichen wunderbaren Sachen passieren werden. Und die Menschen sagen: ‚Ich will nur einen Job. Besorg mir nur einen Job. Das Gerede brauche ich nicht. Ich will einen Job.’ [...] Ich werde der größte Job-Präsident sein, den Gott je erschaffen hat.

Wiederherstellung der Religionsfreiheit

Gesagt hat das nicht Jud Hammond, der Aktivisten-Präsident in Gabriel Over the White House, sondern Donald Trump im Juni 2015, als er seine Präsidentschaftskandidatur bekanntgab. Gott durfte da nicht fehlen. Trump war vielleicht der Kandidat, dem man das Gerede von der göttlichen Botschaft, die in seiner Agenda steckt, weniger abnahm als allen Kandidaten vor ihm. Trotzdem blitzte die göttliche Sendung bei seinen Wahlkampfauftritten immer wieder auf, weil er genau wusste, welche Stimmen er ergattern musste, um am Ende zu gewinnen.

Trump holte nicht nur den Rust Belt, also die krisengeschüttelten Industrieregionen der USA, sondern auch den vom evangelikalen Protestantismus geprägten Bible Belt, obwohl man eigentlich denken könnte, dass ein mehrfach verheirateter, mit Sexskandalen von sich reden machender Lebemann aus dem Sündenbabel New York ein Kandidat ist, den die Evangelikalen keinesfalls wählen würden. Offenbar hat er ihnen versprochen, sich zu revanchieren und frei werdende Plätze im Supreme Court in ihrem Sinne zu besetzen.

Der Oberste Gerichtshof hat einen wachsenden Einfluss auf die amerikanische Gesellschaft, seitdem dort immer mehr politische Entscheidungen auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüft werden. Dafür, dass Trump sein Versprechen einhält, garantiert sein Vizepräsident Mike Pence, ein christlicher Fundamentalist aus Indiana, der von sich sagt, er sei "Christ, Konservativer und Republikaner", in dieser Reihenfolge. "Konservativ" ist dabei eine Untertreibung.

Mike Pence. Foto: Gage Skidmore: Lizenz: CC BY-SA 2.0 [3]

Pence ist ein radikaler Abtreibungsgegner, glaubt, dass Homosexualität eine Krankheit ist, die man heilen kann und fabuliert gern über den Kampf des Guten gegen das Böse. Als Gouverneur von Indiana hat er den Religious Freedom Restoration Act durchgeboxt. "Wiederherstellung der Religionsfreiheit" heißt, dass man Minderheiten unter Umständen wieder diskriminieren darf, wenn man geltend macht, andernfalls in seinen religiösen Gefühlen verletzt zu werden. In Indiana hat das zu einem Kulturkampf rund um Läden und Restaurants geführt, deren Besitzer sich weigerten, Schwule und Lesben zu bedienen oder als Gäste zu akzeptieren, weil sie an "Adam and Eve" glauben wie in der Bibel und nicht an "Adam and Steve", wie es ein Geschäftsmann in einer Radiosendung [4] formulierte.

Echoraum

Mitunter frage ich mich, ob die Aufklärung in den ländlichen Gebieten der USA besser vorangekommen wäre, wenn es nicht den von 1930 bis in die 1960er Jahre hinein geltenden (und danach weiter wirksamen) Production Code gegeben hätte, also einen von erzkonservativen Katholiken formulierten und von reaktionären Protestanten gebilligten Moralkodex, der in Hollywoodfilmen alles verbot, was nicht in ein extrem verengtes "christliches" Weltbild passte? Der Code erschuf nicht etwa eine ideale Welt auf der Leinwand, sondern trug zu dem bei, was Hannah Arendt die "Entwirklichung" genannt hat, indem alles aus dieser Welt verbannt wurde, was für konservative Christen Sünde war.

Für Leute wie mich ist der vom Jesuitenpater Daniel A. Lord aufgeschriebene Kodex eine durchaus lustvolle Angelegenheit. Mir bereitet es ein intellektuelles Vergnügen, im Nachhinein zu entdecken, wie es Regisseuren, Drehbuchautoren und Produzenten gelungen ist, die Zensur auszutricksen und Dinge zu sagen oder zu zeigen, die weder gesagt noch gezeigt werden durften. Aber was ist mit Zuschauern, denen für so etwas das Sensorium fehlt, weil beispielsweise die Homosexualität in ihren Denkmustern nicht vorkommt, oder wenn doch, dann nur als Sünde oder - entgegen aller Evidenz - als etwas Widernatürliches?

Seit dem Aufstieg der Populisten und der Hassprediger ist viel vom Internet als einem Echoraum die Rede, in dem der besorgte Bürger seine eigenen Meinungen und Vorurteile gespiegelt findet und ihm ein Instrumentarium zur Festigung seines geschlossenen Weltbildes (also das Vorantreiben der Entwirklichung) zur Verfügung gestellt wird. Was, wenn bereits der Production Code einen Echoraum für Scheinheiligkeit und Intoleranz geschaffen hätte, mit Ausbruchsmöglichkeiten, die je nach Zuschauer mal mehr, mal weniger oder gar nicht wahrgenommen wurden? Auch deshalb sind die Filme aus der ersten Hälfte der 1930er, als der Code mit zunehmender Rigidität durchgesetzt wurde, heute wieder so interessant.

In der aufgeheizten Stimmung, die derzeit in den Vereinigten Staaten herrscht, wird von einigen Kommentatoren bereits das Gespenst eines Attentats an die Wand gemalt. Jemand könnte auf Donald Trump schießen, wie weiland Lee Harvey Oswald oder wer auch immer auf John F. Kennedy schoss. Sollte es dazu kommen oder - weit weniger dramatisch - der Präsident nach ersten Misserfolgen den Spaß am neuen Amt verlieren, säße plötzlich Mike Pence im Weißen Haus, nachdem er bereits jetzt kräftig bei der Zusammenstellung des Kabinetts und der Besetzung hoher Regierungsposten mitmischt.

Der President-elect mag ein ideologiefreier Selbstvermarkter und Egomane sein. Sein Vizepräsident ist es nicht. So weit wie in Gabriel Over the White House wird es weder unter Trump noch unter Pence kommen. Trotzdem kann einen ein eher mulmiges als religiöses Gefühl beschleichen, wenn man an diesen alten Film von 1933 denkt und dabei überlegt, was schon einmal alles mit dem wahren Christentum und der göttlichen Sendung gerechtfertigt wurde, weil die Zeit dafür günstig war und es eine Stimmung gab, die nach dem starken Mann und den einfachen Lösungen der Rechtspopulisten verlangte.

Kurze Hosen in Athen

Louis B. Mayer geriet stark unter Druck, nachdem Will Hays dem in der Hierarchie über ihm stehenden Nicholas Schenck und dem Vorstand der Produzentenvereinigung kundgetan hatte, was er von Gabriel Over the White House hielt. Er flüchtete sich nun in die Ausrede, dass es sich nur um eine vorläufige Fassung gehandelt habe, die selbstverständlich nicht so bleiben werde. Wanger brauchte einen knappen Monat, um den Film so zu bearbeiten, dass Dr. Wingate vom Hays Office sich erfreut zeigte, weil nun alle Probleme mit Zensur und Production Code gelöst seien. Tatsächlich wurde die neue Version von den Zensurbehörden der einzelnen Bundesstaaten und auf lokaler Ebene mit kleineren Schnittauflagen durchgewinkt.

Nachdrehs und Montage hatten zusätzliche 30.000 Dollar gekostet, ohne dass sich etwas Prinzipielles geändert hätte. Einiges ist jetzt nur weniger deutlich als zuvor. Schon aus dramaturgischen Gründen musste ein eklatanter Unterschied zwischen der US-Regierung vor und nach der göttlichen Botschaft bestehen. Auch wenn man weiß, dass sich der von der Filmindustrie bezahlte Will Hays dieser Einsicht nicht verschließen konnte, ist man doch erstaunt darüber, was alles möglich war, nachdem Hays mehr Weisheit und Pflichterfüllung und weniger Kindereien eingefordert hatte.

Gabriel Over the White House

Hammond durfte sich mit seinen Ministern nicht mehr zur Pokerrunde treffen, doch die erste Kabinettssitzung findet noch immer in zwangloser Atmosphäre statt. Parteifreund Hargreaves, sagt einer von den neu bestallten Würdenträgern, ist ziemlich sauer, weil er keinen Posten abbekommen hat. "Was schlägst du vor?", fragt der Präsident. "Botschafter in Griechenland", sagt der Minister. "Mir recht, wenn es den Boys auch recht ist", sagt der Präsident. Die Boys aus dem Kabinett haben nichts dagegen. Hammond unterschreibt die Ernennungsurkunde.

"Auch eine Möglichkeit, ihn loszuwerden", meint er. "Hoffentlich hat er schöne Beine. Wenn nicht sieht er bestimmt lustig aus in den kurzen Hosen, die sie dort tragen müssen, wenn sie bei Hof erscheinen." Das findet nicht nur der Präsident zum Schreien komisch. Solche Respektlosigkeiten - mehr gegenüber der eigenen Regierung als den Griechen gegenüber - sollte es im amerikanischen Film bald nicht mehr geben. Ein Präsident, der anderen Ländern und Kulturen mit der Verachtung des engstirnigen Provinzlers begegnet, war vom Production Code verboten.

Einem von Hays’ Gutachtern platzte bei der Lektüre des Drehbuchs der Kragen. Er sagte voraus, dass der Film überall für eine antiamerikanische Stimmung sorgen werde und hielt es für "verdammt unverschämt, so etwas in einen unserer Filme zu tun" und gleichzeitig die US-Botschaften in anderen Ländern zu bitten, "herumzujammern bis zum Gehtnichtmehr, wenn wir nicht bevorzugt behandelt werden". Der Witz mit den kurzen Hosen blieb drin. Hargreaves wird jetzt aber nach Athen abgeschoben und nicht, wie ursprünglich, nach London. Ärger mit den Briten war schlecht. Beleidigte Griechen waren nicht so wichtig.

Offener Brief an Amerika

Ein Präsident muss auch mal Dokumente unterzeichnen. Jud Hammond sitzt im Oval Office, hört Musik und findet es komisch, dass er mit der Feder, mit der Abraham Lincoln einst die Sklaven befreite, den Beschluss zum Bau eines Abwassersystems in Puerto Rico unterschreibt. Wahrscheinlich weiß er gar nicht, wo Puerto Rico liegt. Kurz davor, bei der ersten Pressekonferenz im Weißen Haus, hat ihn sein Sekretär vor einer Blamage bewahrt. Beekman überspielt da sehr geschickt, dass der Präsident nicht weiß, wie der Führer von einer Million Arbeitslosen heißt (John Bronson), die ihre Wohnung verloren haben und in öffentlichen Parks campieren müssen.

Gabriel Over the White House

Die Lage von Puerto Rico gehörte zum erweiterten Allgemeinwissen, seit Herbert Hoover (als zweiter US-Präsident nach Theodore Roosevelt 25 Jahre davor) im März 1931 das Land besucht hatte, das 1898, im Spanisch-Amerikanischen Krieg, von den Vereinigten Staaten besetzt und dann deren "Außengebiet" oder "Territory" wurde. Zur Zeit von Gabriel Over the White House galt es als ausgemacht, dass Hearst mit der Hetze in seinen Revolverblättern der entscheidende Kriegstreiber gewesen war, ohne den es den Spanisch-Amerikanischen Krieg vermutlich nie gegeben hätte (heutige Historiker zeichnen ein differenzierteres Bild).

Das von Präsident Hammond unterzeichnete Kanalisations-Dokument kann man also als Spitze gegen Hearst verstehen, oder meinetwegen auch als Schmeichelei. Erst sorgt der König der Hetzkampagnen dafür, dass Puerto Rico erobert wird, und keine 35 Jahre später kriegen die Leute da auch schon einen Abwasserkanal. Mit Lincolns Feder, meint Pendie, könnte der Präsident große Dinge tun. "Ich fürchte, du bist eine Idealistin", antwortet Jud. "Die Partei hat einen Plan. Und ich bin nur ein Mitglied der Partei." Das ist praktisch, weil Hammond sein Detektivmagazin mehr am Herzen liegt als sein Volk. Der Kriegsminister soll ein Flugzeug nach New York schicken, damit er nicht zu lange auf die neueste Ausgabe warten muss. Wozu ist man schließlich Präsident?

Gabriel Over the White House

Nachdem Hammond seine Pflicht als Dokumentenunterschreiber erledigt hat wird die Tanzmusik unterbrochen. Das Radio bringt eine Live-Übertragung aus dem New Yorker Central Park. Im Namen der Arbeitslosen verliest John Bronson einen "Offenen Brief an Amerika". Der Präsident hört gar nicht hin, weil er jetzt mit seinem Neffen Jimmy "Schatzsuche" spielt und mit Sebastian, dem schwarzen Butler, darüber reden muss, welchen Mantel er anziehen soll, wenn er das Weiße Haus verlässt. Die Szene kontrastiert Hammonds private Zufriedenheit (Bild) mit dem Elend der Obdachlosen (Ton). Das sind zwei komplett getrennte Welten.

LaCava überfrachtet die häusliche Idylle mit dem liebevollen Onkel und seinem süßen Neffen so sehr mit Aktion, Dialog und Geräuschen, dass der Führer der hungernden Arbeitslosen fast darin untergeht und zwischendurch nicht mehr zu hören ist. Das ist kein plattes Agitprop-Theater, sondern sehr gut inszeniert. Sehr böse ist es auch. Im Radio fragt Bronson den Präsidenten, ob er schon mal die Verfassung gelesen hat, die dem amerikanischen Volk das Recht auf Leben, Freiheit, Besitz und das Streben nach Glück garantiere. Der Präsident kriegt es nicht mit, weil er gerade mit Jimmy auf dem Teppich herumtollt. Im Hintergrund steht eine Lincoln-Büste.

Make America white again

Bronson spricht von der Demokratie und von den Freiheitsrechten, die den amerikanischen Bürgern durch die Verfassung garantiert werden. Der Präsident krabbelt noch immer auf dem Teppich herum und hört wieder nicht hin, Gregory LaCava aber schon. In seinen Filmen tauchen regelmäßig die Angehörigen ethnischer Minderheiten auf, oft in einem gesellschaftskritischen Kontext. Man sollte da keine flammenden Reden über Emanzipation und Rassismus erwarten, weil das sowohl die Bewahrer des Production Code als auch die um ihre Geschäfte besorgten Studiobosse sofort unterbunden hätten.

Mischa Auer als anklagender Reporter empört sich in Gabriel Over the White House über das Elend der Arbeitslosen. Dann sieht man aber nur Weiße, die für ihre Rechte und ein besseres Leben marschieren - und eine kurze Einstellung mit einem schwarzen Komparsen, die der Regisseur mit Hilfe seines Cutters eingeschmuggelt hat. Meistens bei LaCava sind es kleine subversive Elemente, die gleich wieder vorbei sind und doch herausragen, weil sie im Hollywoodfilm der 1930er so selten sind.

Gabriel Over the White House

Im Radio spricht Bronson über das "Vertrauen in die amerikanische Demokratie". Wie aufs Stichwort kommt Sebastian herein, der schwarze Butler. Vom linken Bildrand aus schaut die Lincoln-Statue dabei zu, wie Sebastian einen Diener macht und fragt, welchen Mantel er für die Fahrt zur Marineakademie in Annapolis bringen darf. Annapolis ist gut gewählt. Die Hafenstadt war lange Zeit ein Zentrum des Sklavenhandels. Im Bürgerkrieg gab es dort ein großes Gefangenenlager. LaCavas Inszenierung, verbunden mit dem "Vertrauen in die amerikanische Demokratie" auf der Tonspur, stellt die Verbindung zur Gegenwart her.

Gabriel Over the White House

Beinahe 70 Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs sind die Nachkommen der Sklaven bestenfalls die Butler, die den Weißen den Mantel holen dürfen. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump ist die Frage wieder aktuell, wie weit die USA inzwischen gekommen sind. Es waren beileibe nicht nur Rassisten, die ihm ihre Stimme gegeben haben. Das Wahlergebnis bestätigt aber die Befürchtung, dass es eine signifikante Zahl von Amerikanern gibt, für die die vergangenen acht Jahre eine Demütigung waren, weil da ein Mann Präsident im Weißen Haus war, der im Weltbild der Rassisten nur einer von den Dienstboten sein dürfte. Trumps Slogan "Make America great again" haben sie so verstanden: "Make America white again".

Ausgehend von Jud Hammonds schwarzem Butler ließe sich eine Geschichte der Diskriminierung ethnischer Minderheiten im Hollywoodfilm erzählen, die das kulturelle Bewusstsein viel nachhaltiger geprägt hat, als es acht Jahre mit einem schwarzen Präsidenten je könnten. Als Butler ist John Larkin zu sehen. Namentlich genannt wurde er nicht - so wie bei gut drei Vierteln seiner rund 50 Kinorollen. Schwarze Darsteller wurden am liebsten als komische, etwas dämliche Figuren eingesetzt und waren generell nicht so wichtig.

Leider ist dem sich liberal gebenden Hollywood unserer Tage als Wiedergutmachung für die jahrzehntelange Diskriminierung nichts Klügeres eingefallen als ein überwiegend quantitativ (und nicht qualitativ) ausgerichteter Diversifizierungszwang. Jede Postkutsche, jedes Raumschiff, jedes Großraumbüro und jedes Eingreifteam sind mittlerweile in den Farben des Regenbogens besetzt. Das ist erfreulich bunt und abwechslungsreich, aber auch genau jene Art von politischer Korrektheit in Form einer Abhakliste, die es den Rechtspopulisten so leicht macht, zum Sturm auf die multikulturelle Gesellschaft zu blasen.

Ein-Tropfen-Regel

Wie oberflächlich das alles ist zeigt sich schon an der Biographie des ersten schwarzen Präsidenten im Weißen Haus. Gewohnheitsmäßig unterschlagen wird Obamas weiße Mutter. In den Vereinigten Staaten hängt man noch immer sehr an der alten Regel, dass ein Mensch mit einem Tropfen "schwarzen Blutes" (einem schwarzafrikanischen Vorfahren irgendwo in der Ahnenreihe) als schwarz zu gelten habe. Die "One-Drop Rule" ist Teil eines Glaubens- und Argumentationssystems, mit dem ursprünglich die Sklaverei und nach deren Abschaffung die Rassentrennung gerechtfertigt wurden.

Zementiert wird damit eine rassistisch grundierte Hierarchie, weil es eine Tendenz gibt, Kinder mit - wie im Fall von Obama - einem schwarzen Vater und einer weißen Mutter nicht zu gleichen Teilen als beiden Elterngruppen zugehörig zu betrachten, sondern sie stärker oder ausschließlich der jeweiligen Minderheit zuzurechnen. Biracials, die das für sich nicht akzeptieren wollen, müssen sich outen und von der "Ein-Tropfen-Regel" distanzieren [5]. Ob man es will oder nicht: Die Vermischung der ethnischen Gruppen ist Teil der amerikanischen Identität und viel älter als die Vereinigten Staaten.

Das erste Gesetz, mit dem man versuchte, das Problem in Virginia mit der "One-Drop-Rule" in den Griff zu kriegen (zu Lasten der biracials), ist von 1682. Anders war es im von den Spaniern beherrschten Puerto Rico des 19. Jahrhunderts. Auch da gab es Rassismus, aber Menschen galten vor dem Gesetz als Weiße, wenn sie nachweisen konnten, dass in den vergangenen vier Generationen jeweils mindestens einer ihrer Vorfahren den gesetzlichen Status eines Weißen gehabt hatte. Barack Obamas Vorfahren mütterlicherseits sind überwiegend Engländer, und auch Deutsche, Schweizer, Iren, Schotten und Waliser sind mit dabei. Nach der puertoricanischen Regla del Sacar wäre er also nicht der erste schwarze, sondern der 44. weiße Präsident der USA.

In der Geschichte der Vereinigten Staaten gab es schon Gerichtsentscheidungen, denen zufolge ein Mensch "schwarz" war und nicht "weiß", wenn er zu einem Achtel, einem Sechzehntel oder einem Zweiunddreißigstel schwarze Vorfahren hatte. Noch 1985 befand ein Gericht in Louisiana, dass sich eine Frau in ihrem Pass nicht als Weiße identifizieren dürfe, weil sie eine schwarze Ur-Ur-Ur-Urgroßmutter hatte. Wie viel einfacher ist es da, wenn man die Tropfenregel hat. Eine kuriose Umdrehung war zu beobachten, als Michelle Obama beim Nominierungsparteitag der Demokraten [6] darüber sprach, dass sie jeden Morgen in einem Haus aufwache, das von Sklaven erbaut worden sei.

Die First Lady wirkte mehr kämpferisch als glücklich, als sie über ihren Wohnsitz und den "Stachel der Rassentrennung" sprach. Ich bin weder schwarz noch eine Frau noch habe ich jemals im Weißen Haus übernachtet, könnte mir aber gut vorstellen, dass das für die Nachkommin von Sklaven nicht nur ein befriedigendes, sondern auch ein gruseliges Gefühl ist. Darum ging es nach dem Parteitag nur am Rande. Michelle Obama erntete Hasstiraden in den sogenannten sozialen Medien. Vorwürfe, sie sei eine dreiste Lügnerin und stachele selbst zum Rassenhass an, waren noch das Geringste.

Konservative Websites von weit rechts außen versuchten, postfaktisches Zeitalter hin oder her, nicht mit Gefühlen, sondern mit Tatsachen zu kontern. Laut Auskunft der White House Historical Association [7] ist der Sachverhalt sehr einfach. Das Gelände für die Errichtung des Weißen Hauses wurde von den Sklavenhalterstaaten Virginia und Maryland zur Verfügung gestellt. Geplant war, das Gebäude von Arbeitern bauen zu lassen, die man in Europa anwerben wollte. Das klappte nicht. Also wurden mehrheitlich Afroamerikaner herangezogen, Sklaven wie auch Nicht-Sklaven. Hinzu kamen ortsansässige weiße Arbeiter und Handwerker sowie Einwanderer aus Europa wie Schotten und Iren.

Da setzten die Konservativen an. Auf ihren Websites habe ich "objektive Informationen" gefunden wie die, dass die US-Regierung allen Arbeitern einen fairen Lohn bezahlt habe (1 Dollar 25 Cent pro Tag, nach gängigen Umrechnungstabellen wären das heute 31 Dollar), auch den Sklaven, oder wenn nicht den Sklaven selbst, so doch ihren Besitzern (ist ja irgendwie dasselbe). Michelle Obama sei eine Multimillionärin und darum wahlweise eine Heuchlerin oder der lebende Beweis dafür, dass es in Amerika auch die Schwarzen zu etwas bringen können, wenn sie sich anstrengen. Und, last but not least, sei es eine Lüge zu behaupten, dass das Weiße Haus von Sklaven errichtet wurde, weil es auch Nicht-Sklaven im Bautrupp gab. Das muss die One-Drop Rule Reloaded sein.

Mit mehr als hundert Sachen in die Spiritualität

Um wie vieles überschaubarer, geordneter und deshalb schöner war doch die gute alte Zeit, als noch jeder wusste, wo er hingehörte und die Studios in Hollywood Filme über charakterlose (aber erfolgreiche) Business Tycoons, Mussolini und andere Diktatoren produzierten. Einer von ihnen, der Präsident in Gabriel Over the White House, lässt sich vom schwarzen Butler seinen "Annapolis-Mantel" reichen und würde auch nach der göttlichen Erleuchtung nicht im Traum daran denken, einen Schwarzen in sein Kabinett zu berufen oder ihm außerhalb des Herr-Diener-Verhältnisses gesellschaftlich zu begegnen.

Nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg von 1898 stimmte nicht nur die Hearst-Presse sinngemäß den Schlachtruf an: "Make America greater!". Die Marineakademie wurde stark ausgebaut. In den frühen 1930ern sorgte der institutionalisierte Rassismus in Annapolis für hässliche Schlagzeilen. Es gab gewalttätige Ausschreitungen und einen Aufschrei in der afroamerikanischen Presse, als versucht wurde, das schwarze Personal in den unteren Rängen durch Filipinos zu ersetzen, weil diese als fügsamer (und billiger) galten. Mag sein, dass das ein Grund dafür war, warum der Film seinen Präsidenten auf Dienstreise nach Annapolis schickt.

Was die Konstruktion des Drehbuchs angeht ist es einer von mehreren Hinweisen auf die Existenz der Kriegsschiffe, zu deren Verschrottung der vom Saulus zum Paulus gewandelte Jud Hammond die Europäer am Ende zwingen wird. Noch aber ist Hammond der verantwortungslose Spaßpräsident, der sich natürlich selbst ans Steuer setzt und Gas gibt, um die Motorradeskorte und die Begleitautos abzuhängen und auszuprobieren, wie schnell man mit der Limousine nach Annapolis fahren kann. Dann ist Schluss mit lustig. Zwischen 98 und 110 Meilen pro Stunde platzt ein Reifen.

Gabriel Over the White House

Dr. Eastman, Hammonds Leibarzt, teilt der Öffentlichkeit mit, dass der Präsident bei einem Autounfall einen Schlag auf den Kopf erhalten habe und im Koma liege. Die zugezogenen Experten geben Hammond nur noch wenige Stunden. Dann kündigen ein Lichtwechsel, Fanfaren und Trompeten auf der Tonspur und ein flatternder Vorhang die Ankunft des Engels an. Statt zu sterben wacht Hammond aus dem Koma auf. Das ist nun das Spirituelle, das Will Hays von den Filmemachern verlangte, um den Marsch in die Diktatur mit ein paar christlich-religiösen Girlanden auszuschmücken.

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Rehabilitation Amerikas

Der neue Jud Hammond zieht sich mehrere Wochen lang zurück, um sich durch Zeitungslektüre mit der Lage im Land vertraut zu machen (der alte hatte keine Ahnung). Pendie muss so lange warten, bis sie ihn zum ersten Mal seit der Wiederbelebung sehen darf. Der Präsident sitzt in Denkerpose in einem Polstersessel. Die Einstellung ist der von Daniel Chester French geschaffenen Statue im Lincoln Memorial in Washington nachempfunden. 1939, als er den Höhepunkt seiner populistischen Phase erreicht hatte, nahm sich Frank Capra daran ein Beispiel.

Gabriel Over the White House

In Capras Mr. Smith Goes to Washington geht James Stewart zum Lincoln Memorial, um sich seiner selbst und der amerikanischen Werte zu versichern und sodann den Kampf gegen das korrupte Politsystem aufzunehmen. In Gabriel Over the White House ist vom Lincoln-Moment an Schluss mit allen unmoralischen Verhältnissen. Der aus dem Koma erwachte Präsident weiß nicht mehr, dass Pendie seine Geliebte war, behandelt sie fortan als seine Sekretärin, verlangt Fakten und die vorurteilsfreie Wahrheit über John Bronson und die Armee der Arbeitslosen. (Allerdings steht auf dem Bücherregal noch das Photo des Skandal-Präsidenten Warren G. Harding, dem das Lincoln Memorial 1922 feierlich übergeben wurde.)

Wie schon erwähnt wurde der Marsch der Obdachlosen auf Vorschlag Roosevelts von Washington nach Baltimore umgeleitet. Nach Bronsons Ermordung fährt Präsident Hammond dorthin und begibt sich mutig in das Camp der Entrechteten, um "dem Märtyrer John Bronson Tribut zu zollen, der sein Leben hingab in dem Bemühen, das dumme und faule Volk der Vereinigten Staaten aufzurütteln und die Regierung zu zwingen, etwas zu unternehmen, bevor alle langsam verhungern". Das ist O-Ton William Randolph Hearst, der die Leute, als deren Volkstribun er sich gerierte, gern auch mal beschimpfte, weil sie so dumm und so träge waren.

Gabriel Over the White House

Das Volk (alle weiß, keine Schwarzen mit dabei) verlangt jetzt Arbeit, keine Almosen. Der Präsident nimmt Aufstellung vor dem Sockel eines Standbilds, hebt den Zeigefinger und unterbreitet seinen Vorschlag. Er wolle, sagt er, aus der Armee der Arbeitslosen eine Armee des Aufbaus machen. Jeder Mann (außer Bronsons Tochter gibt es im Volk auch keine Frauen) solle vom Staat untergebracht, gekleidet und ernährt werden wie im Weltkrieg die Armee, den Sold eines Soldaten erhalten, wieder seinem erlernten Beruf nachgehen, Straßen und Staudämme bauen.

Sobald die Ökonomie durch das staatliche Investitionsprogramm ausreichend stimuliert sei, sagt Hammond, soll die Aufbauarmee in die Privatwirtschaft entlassen werden, die dann wieder brummt. Das Volk bejubelt Hammonds "Plan für die Rehabilitation Amerikas". Walter Wanger hielt sich danach zugute, dass der Film vieles von dem vorweggenommen habe, was dann in der ersten Amtszeit Roosevelts geschah. Hammonds "New Order" hat in der Tat einiges mit dem "New Deal" gemeinsam.

Der Bürger als Soldat

Da wären etwa die Abkehr von Hoovers Politik der Haushaltskonsolidierung; die aktivere Rolle des Staates in der Wirtschaft; große Bauprojekte, ausgeführt von durch den Staat bezahlten Arbeitern; und die Behörde zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Der Film lässt allerdings weg, dass Roosevelts Works Progress Administration nicht ohne einen Ausbau der Bürokratie zu haben war. Das passt nicht zur Ideologie vom starken Mann, der im Alleingang die Krise meistert. Wenn man Hammond reden hört könnte man glauben, dass er persönlich vorbeikommen wird, um den Arbeitern, die den Staudamm bauen, die Löhne auszuzahlen.

Nicht zu verwechseln ist das Ganze mit Donald Trumps Plan, durch die Erneuerung der Infrastruktur ein Jobwunder mit steigenden Löhnen zu generieren. Er will Steuern senken, Staatsknete an die Unternehmen weiterreichen (die dann die Arbeitsplätze schaffen sollen), deregulieren und die Bürokratie abbauen, nicht ausweiten. Ob das so werden wird wie unter Ronald Reagan, der Amerika mit diesem Rezept (und ohne Trumps isolationistische Tendenzen) wieder groß machen wollte und den folgenden Generationen einen riesigen Schuldenberg hinterließ, muss sich erst noch zeigen.

Zurück nach Baltimore. Beschwören kann ich es nicht, aber ich würde vermuten, dass der Präsident sein Reha-Programm zu Füßen von George Washington verkündet. Die Statue, die da in diesem Park steht, scheint mir der Figur auf dem Washington Monument in Baltimore nachempfunden zu sein. Vielleicht ist der Park aber auch ein Überbleibsel aus der früheren Fassung, in der die Arbeitslosen noch in die Hauptstadt marschierten. Dorthin eilt Hammond nun zurück, weil ein Aktivisten-Präsident wie er keine Zeit verliert.

Mit Roosevelt, der in seiner Rede zum Amtsantritt am 4. März zum "direkten, energischen Handeln" unter seiner kraftvollen Führung aufrief, verbindet ihn das genauso wie die Liebe zur militärischen Analogie. Hammond will die Arbeitslosen als "Soldaten" einer disziplinierten, nach militärischen Regeln organisierten "Aufbauarmee" verpflichten. FDR forderte die Nation auf, als "ausgebildete und loyale Armee" gemeinsam zu marschieren und "zugunsten einer gemeinsamen Disziplin" Opfer zu bringen. Das Martialische in seiner Rede brachte ihm den Vorwurf ein, eine Militarisierung des Staates und seiner Bewohner anzustreben.

Wer die direkte Aktion will kann sich nicht mit langwierigen Gesetzgebungsverfahren und einem schwerfälligen politischen Räderwerk abplagen. Roosevelt bat daher darum, ihn mit breit gefächerten Vollmachten auszustatten, damit er "einen Krieg gegen die Notsituation" führen könne, und zwar mit einer Macht, die man ihm auch gewähren würde, "wenn wir tatsächlich mit einem Feind konfrontiert wären, der von außen in unser Land eindringt". Seine Kritiker fanden das faschistisch und sahen schon die Diktatur am Horizont, die Präsident Hammond zügig einführt.

Offenbarung

In der Version, die Ende März 1933 von Hays abgesegnet wurde, kommt die Armee der Arbeitslosen in Form einer Vision nach Washington. Es ist die Nacht vor der Sondersitzung des Kongresses, bei der Hammond um vier Milliarden für sein Rehabilitationsprogramm bitten will. Pendie bringt ihm das Redemanuskript und wird Zeugin, wie ein abwesend wirkender Präsident seinen eigenen Text nicht zu erkennen scheint. Das gibt sich, als in der Ferne die göttlichen Fanfaren erklingen, ein Lichtwechsel das Kommen des Engels ankündigt und ein Windhauch durch den Vorhang streicht.

Gabriel Over the White House

Pendie ist gegangen, der Präsident hat Lincolns Schreibfeder (die, mit der er die Sklaven befreit hat) zurück in die Halterung gestellt, dann hört er einen Chor von Menschen, die "The Battle Hymn of the Republic" anstimmen. Hammond blickt aus dem Fenster. Am Zaun vor dem Weißen Haus sieht er die Arbeitslosen, die nun bald wieder eine Beschäftigung haben werden. Sie singen "Glory, glory, hallelujah! His truth is marching on.", zur Musik von "John Brown’s Body" (ein dem 1859 hingerichteten Gegner der Sklaverei John Brown gewidmetes Marschlied).

Gabriel Over the White House

Den Text der "Battle Hymn of the Republic" schrieb die Abolitionistin Julia Ward Howe im November 1861, im ersten Jahr des amerikanischen Bürgerkriegs. In dem Lied wird die Auseinandersetzung religiös überhöht und in einer Sphäre angesiedelt, wo das Gute gegen das Böse kämpft. Lincoln war kein Freund solcher manichäischen Konstruktionen mit christlicher Verbrämung. In seiner zweiten Rede zum Amtsantritt als Präsident, nach seiner Wiederwahl im Jahr 1864, wundert er sich darüber, wie es sein kann, dass zwei Gruppen gegeneinander Krieg führen und sich dabei auf ein und dieselbe Bibel berufen.

Das nützte ihm nicht viel. Die Nachwelt machte mit ihm und seiner Präsidentschaft im Bürgerkrieg, was sie wollte, sehr gern auch mit Bibelverweisen und in einem christlichen Kontext, weil man mit einem religiös aufgeladenen Patriotismus mehr Leute erreicht als mit der Religion oder mit dem Patriotismus allein. Präsident Hammond sieht die Arbeitslosen vor seinem Fenster wieder verschwinden, hört aber weiter das "Glory, glory, hallelujah!", während er im Oval Office das Licht ausmacht und schlafen geht. Zurück bleibt die Lincoln-Büste. Die Kamera fährt auf sie zu, bis sie die Einstellung ausfüllt.

Gabriel Over the White House

Unterdessen spricht Pendie nebenan mit Beek über das, was sie soeben erlebt hat, in einer vom Roman übernommenen Szene. Die beiden denken seit einiger Zeit, dass der Präsident nicht eine Person ist, sondern deren zwei. Jetzt glaubt Pendie, gerade die Anwesenheit eines dritten, unsichtbaren Wesens gespürt zu haben. "Ich bin kein sehr religiöser Mensch, Beek", sagt sie "und doch: Ist es zu phantastisch, wenn man glaubt, dass Gott den Engel Gabriel geschickt haben könnte, um für Jud Hammond zu tun, was er für Daniel getan hat?" (Für weniger Bibelfeste: Der Erzengel Gabriel deutet für Daniel die Vision vom Widder und vom Ziegenbock und erklärt ihm den Sinn der Offenbarung.)

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"Gabriel?", fragt Beek. "Ich dachte, er sei ein Bote des Zorns." "Nicht immer", antwortet Pendie. "Für manche war er der Engel der Offenbarung, den ihnen Gott als Bote geschickt hatte." "Hmh", meint Beek, weil es nach 45 Minuten höchste Zeit wird, den Sinn des Filmtitels zu erklären. "Gabriel über dem Weißen Haus." LaCava taucht die Szene in ein verklärendes Licht und lässt Franchot Tone als Beek den Blick - halb spöttisch und halb von der Heiligkeit des Moments ergriffen - nach oben richten, in die Ferne, als wolle er fragen, was das jetzt wieder soll.

Zuletzt hat er gen Himmel geschaut, als er auf dem Großen Siegel der USA die Haarnadel von Pendie fand, die damals noch die Geliebte des Präsidenten und nicht spirituell erleuchtet war. Es sind kleine ironische Schlenker wie dieser, durch die LaCava die religiös durchwirkte Diktatorenbegeisterung ein wenig auf Distanz hält. Im Roman erfährt man noch etwas über die Bedeutung, die der Erzengel Gabriel für Perser und Muslime hat. In einem Film, der nach den Maßstäben des von reaktionären Katholiken verfassten Production Code beurteilt und vom sehr protestantischen Oberzensor Will Hays geprüft wurde ist Gabriel exklusiv ein Engel der Christen.

Gabriel und kein anderer Engel muss es sein, weil er auch der Jungfrau Maria verkündet hat, dass sie Gottes Sohn gebären werde. Dieser Film ist so faszinierend, weil er mitunter alle Bremsen löst und sich extravaganten Phantasien hingibt, ohne dabei so weit abzuheben, dass er sich aus der amerikanischen Geistesgeschichte lösen und in die Unverständlichkeit entschweben würde. Eigentlich ist die Sache furchtbar einfach (und eventuell furchtbar absurd und irreal, was sehr tröstlich wäre).

Die Erlöserfigur, die sich durch göttliche Intervention vom Totenbett erhebt, ist die Wiedergeburt von Jesus Christus. Die Wiedergeburt von Abraham Lincoln ist sie auch. Was dabei herauskommt ist ein Diktator. Falls das jemand zu verrückt findet: Es gibt noch eine andere Lesart. Dem wiedergeborenen Präsidenten werden durch den Erzengel Gabriel die Ratschläge Gottes übermittelt. Die Ratschläge von Abraham Lincoln (der im Bürgerkrieg mit großer Machtfülle regierte) erhält er ebenfalls. Gott/Lincoln sagen ihm, dass er Diktator werden muss, um die Probleme des Landes zu lösen. Man wähle selbst.

Für die Mehrheit nur das Beste

Noch in der Nacht vor der entscheidenden (und letzten) Sitzung des Kongresses entlässt der Präsident sein Kabinett. Die Stimmung im Kapitol ist aufgeheizt. Senator Langham, der für beide Kammern des Kongresses spricht, erhält tosenden Applaus für seine Forderung, ein Amtsenthebungsverfahren gegen Hammond einzuleiten, weil dieser seine Partei verraten habe. Langham haben wir zuletzt bei der Feier zu Hammonds Amtseinführung gesehen. Damals beklagte er sich darüber, dass es nur Punsch und keine harten alkoholischen Getränke gab.

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Henry Kolker, spezialisiert auf mitunter hohle Patriarchen, spielt den Senator als laut tönenden Popanz. In seiner Aufgeblasenheit ist er die Kontrastfigur zu Hammond, der durch den Vergleich seriöser und staatsmännischer wirkt. Der Präsident betritt jetzt den Saal, kommt gleich zur Sache und hat dabei das Sternenbanner im Hintergrund. "Als Repräsentant des amerikanischen Volkes" fordert er vier Milliarden Dollar, um die Kaufkraft und den Wohlstand wiederherzustellen. Der Kongress lehnt das ab. In einer erregten Debatte erklärt Hammond das Kriegsrecht (auch der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit - siehe Roosevelt - ist wie ein Krieg), sich selbst zum Diktator und den Kongress für aufgelöst.

Dabei beruft er sich auf George Washington, auf Abraham Lincoln und auf Thomas Jeffersons Definition der Demokratie: "A government for the greatest good of the greatest number." In Zwischenschnitten sehen wir ein paar Honoratioren, die so alt sind, dass sie Lincoln fast noch persönlich erlebt haben könnten, als sie Kinder waren (bei der Einweihung des Lincoln Memorial im Jahr 1922 war Lincolns Sohn dabei). Die würdigen Senioren sind quasi die Zeitzeugen, die durch ihre Anwesenheit für die Authentizität dessen bürgen, was Hammond da von sich gibt, während Senator Langham in seinem altmodischen Anzug als antiquierter, der neuen Zeit nicht gewachsener Politiker erscheint.

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Ich bin zum Glück noch kein Fossil und will hier auch nicht behaupten, alles gelesen zu haben, was Jefferson je geschrieben hat. Trotzdem würde ich sagen, dass das mit dem Regieren zum Wohle der Mehrheit von Jeremy Bentham ist, dem Begründer des Utilitarismus, in dessen Philosophie die Wenigeren schon mal unter die Räder kommen konnten, wenn es den Mehreren nützte. In der Vulgärform des Utilitarismus, auf die sich gewisse Politiker gern berufen, heißt das: Eine Handlung ist moralisch richtig, wenn das Gute das Schlechte überwiegt.

Was wir unter dem Guten und dem Schlechten zu verstehen haben ist aber genauso eine Frage der Definition wie die Einigung darauf, wer die Mehreren sind und wer die Wenigeren. Die Demokratie, der Präsident Hammond da zum Sieg verhelfen will (indem er sie abschafft), ist keine, deren Qualität sich daran bemisst, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht. Dieser Eindruck bleibt, auch wenn die Szene im Kongress darunter leidet, dass sie ziemlich zusammengestückelt wirkt. Das liegt daran, dass der Co-Autor William Randolph Hearst seiner Verachtung gegenüber dieser Institution, die er für einen unnützen Debattierklub hielt, freien Lauf ließ, als er Hammonds Dialoge schrieb.

Wanger musste das hinterher ändern und die Generalabrechnung abmildern, so gut es eben ging. Was blieb ist Stückwerk, was für einen Politiker noch kein Schaden sein muss (man höre sich die mitunter arg unzusammenhängenden Reden von Donald Trump an, der trotzdem ins Weiße Haus gewählt wurde, weil er mit seinen aneinander gereihten Ressentiments die Emotionen ansprach und nicht den Verstand). Hearst lastete Louis B. Mayer an, dass Hammonds großer Auftritt verstümmelt wurde und teilte ihm das brieflich mit (25. März).

In dem Brief wirft er Mayer vor, der Regierung und dem Hays Office gegenüber willfähriger gewesen zu sein als nötig und entweder ein Feigling oder ein Heuchler zu sein. Einerseits lobe er ihn, Hearst, immer für die Dinge, die er täglich in seinen Zeitungen sage. Andererseits lasse er sie durch den Präsidenten nicht wiederholen, weil er entweder doch nicht zustimme oder aber, weil ihm die Courage fehle. Es sei immer noch ein guter Film, so Hearst, aber er hätte wirksamer werden können, wenn Hammond ungefiltert sein Sprachrohr hätte sein dürfen.

Silent Terror

Wangers größtes Problem war die Forderung von Hays, dass Hammond zwar Diktator werden dürfe, dies aber nur nach Bevollmächtigung durch den Kongress. Es so zu machen wie im Roman war keine Option. Da gibt es eine Figur namens Oscar Kuhl, die durch den Propagandafilm über den Tod von John Bronson dazu inspiriert wird, eine landesweite Organisation der Arbeitslosen zu gründen, die National Unemployed Citizens’ League. Die Liga der arbeitslosen Bürger wird dann zur Hilfstruppe des Präsidenten. Sie prügeln nicht wie die SA in Deutschland, sondern üben etwas aus, das als "passiver Terrorismus" bekannt wird.

Der passive Terrorismus ist das Äquivalent zum Cyber-Mobbing. Kuhls Männer bilden kleine bewaffnete Gruppen. Jeder Mann trägt eine weiße Armbinde. Das ist das Zeichen für die Polizei, dass sie nicht eingreifen soll. So will es der Präsident. Die Gruppen wechseln sich ab und bewachen rund um die Uhr die Wohnsitze der Senatoren und Mitglieder des Repräsentantenhauses, folgen ihnen, wenn sie das Haus verlassen und so weiter. Das staatlich geduldete Stalking entnervt die Opfer so sehr, dass eine Mehrheit dem Verlangen des Präsidenten zustimmt, den Kongress aufzulösen.

In einem Film, in dem Gott der Inspirator des Präsidenten ist, konnte Wanger mit solchen Nazimethoden nicht operieren. Sonst fiel ihm auch nichts ein, was den rebellischen Kongress, dessen Sprecher den Präsidenten als Diktator und Verräter an der Demokratie beschimpft, dazu hätte bringen können, die Alleinherrschaft per Abstimmung zu legitimieren. Also entschied er sich dafür, einfach zu behaupten, was er durch einen in sich schlüssigen Handlungsablauf wie den in Tweeds Roman, wo durch den "Silent Terror" die Diktatur installiert wird, nicht herbeiführen konnte.

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Das geht so: Wenn Sie mir die vier Milliarden nicht bewilligen wollen, sagt der Präsident, dann erklären Sie bitte den nationalen Notstand und vertagen Sie sich auf unbestimmte Zeit, bis ich den Normalzustand wiederhergestellt habe. Ich regiere dann allein und übernehme die volle Verantwortung. Nein, antwortet der Kongress in der Person von Senator Langham, eine Diktatur wollen wir nicht. Gut, sagt Hammond, als Präsident bin ich der Oberkommandierende der Armee und der Marine, und hiermit löse ich das Parlament auf.

Große Empörung im Plenum. Der Präsident hat gesagt, was zu sagen war und geht zurück ins Weiße Haus. Die Kongressabgeordneten schauen ihm verdattert hinterher. Am nächsten Tag steht in der Zeitung, dass sie mit überwältigender Mehrheit beschlossen haben, sich bis auf weiteres zu vertagen. Hays war damit offenbar zufrieden. So kam es in die Kinos.

Plaudereien am Kamin

Der Populismus verspricht, dass alles gut wird, wenn der Bürger den direkten Draht zur Regierung hat. Vermittelnde Instanzen verfälschen und entstellen nur in diesem Heilsmodell. Darum haben Populisten zwei beliebte Feindbilder, die sie gern in einem Atemzug nennen: die Berufspolitiker mit ihren Parteiapparaten und die professionellen Journalisten, die "Lügenpresse". Politiker, Parteien und parlamentarische Verfahren spielen in Gabriel Over the White House keine Rolle mehr, nachdem der Präsident sein Kabinett gefeuert und den Kongress aufgelöst hat. Bleibt die Presse.

In Tweeds Roman hat der Präsident die Zeitungen gegen sich. Diese können ihm jedoch nichts anhaben, weil er moderne Propagandamethoden nutzt. Peale Lindsey, der zum Minister für Volksinformation ernannte Studioboss aus Hollywood, kontrolliert die Kinoleinwände und die Radiostationen. Das Radio wurde Ende der 1920er zum Massenmedium. Im Roman kommt noch das Fernsehen dazu. Lindsey kauft die Exklusivrechte an der neuen Erfindung. Auf öffentlichen Plätzen und in Parks werden Monitore aufgestellt, damit das Volk die Botschaften des Präsidenten hören kann. Binnen kurzer Zeit besitzen zwei Drittel aller Haushalte ein Fernsehgerät.

Der Erzähler, Hartley Beekman, beobachtet erst verwundert, was da vor sich geht. Für ihn ist das Ganze viel Lärm um nichts. Aber dann "kommt sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel, die Ankündigung, dass der Präsident das Wort an das Volk der Vereinigten Staaten richten werde, nicht durch das Medium eines Parteitags oder auf dem Weg über eine Rede vor dem Kongress, sondern durch das einfache Mittel des Radios". In den "Bedtime Stories", die nun regelmäßig ausgestrahlt werden, erweist sich Präsident Rinehard als großer Charismatiker, der in leicht verständlichen Worten über die Lage der Nation spricht.

In den "Gutenachtgeschichten" erklärt der Präsident seine Politik und greift das bestehende politische System an, um das amerikanische Volk auf die Diktatur einzustimmen, die er sehr geschickt als die Lösung aller Probleme verkauft. Wer ein TV-Gerät besitzt kann ihn nicht nur hören, sondern sehen. Das ist umso wirkungsvoller, weil Rinehard im Gegensatz zu anderen Politikern weiß, wie man sich präsentieren sollte, wenn man in ein Mikrophon spricht und von Kameras gefilmt wird, welche Stimmlage, welche Geste und welches Mienenspiel am besten zu dem technischen Medium passt, das es einem ermöglicht, ein Publikum direkt anzusprechen, das zuhause in den Wohnstuben sitzt.

Der anfangs skeptische Beekman muss eingestehen, dass er sich geirrt hat: "Es war eine erstaunliche Vorstellung. […] Am Ende seiner ersten Ansprache hatte er die Phantasie der Leute komplett erobert; am Ende der Woche war er ein Volksheld, definitiv und unwiderruflich der Führer der nationalen Wiedergeburt, vergleichbar nur mit Lincoln und Washington, mit einem Vorteil, den sie nie gehabt hatten, nämlich dem direkten Zugang zu ihren Heimen und ihren Herzen." Bei Roosevelt, dem man einen Hang zum Populismus und ein demagogisches Talent schwer absprechen kann, hießen die Gutenachtgeschichten "Fireside Chats".

Die "Kaminplaudereien" waren insgesamt 30 Radioansprachen, die FDR zwischen März 1933 [8] und Juni 1944 hielt. Die Idee dahinter war, dass der Präsident seinen Landsleuten in zwangloser Atmosphäre und in einfachen Worten die Lage erklärte und wie er darauf zu reagieren gedenke. Was möglichst informell und spontan wirken sollte folgte einem genau durchdachten und sorgfältig strukturierten Redemanuskript. "Die Entwicklung des Lautsprechers bei Parteitagen und öffentlichen Versammlungen hatte die Menge daran gewöhnt, Reden in schallenden, metallischen Tönen zu hören", kommentiert der Beekman des Romans, "bar jeden menschlichen Interesses und jeder persönlichen Intimität. Jetzt saßen die Leute an ihrem eigenen Kamin und lauschten der Redekunst in ihrer besten Form."

Der Barrymore von Washington

Franklin D. Roosevelt war auch deshalb ein Held der audiovisuellen Medien, weil er das Gegenprogramm zu seinem Vorgänger Herbert Hoover bot. Hoover war den Medienleuten ein Graus, weil er wortkarg war, linkisch und wenig photogen. Er war kein guter Redner, senkte im Beisein von Kameras meist den Blick, erstarrte oder verhaspelte sich. In Fachblättern wie Variety wurden unvorteilhafte Bilder aus der Wochenschau abgedruckt, um zu bemängeln, dass Hoover wieder einmal in einer schlecht inszenierten Einstellung zu sehen war und im Profil (natürlich nicht von seiner Schokoladenseite, falls er eine hatte), statt ins Publikum zu blicken. Er wusste einfach nicht, wie man es richtig macht und nahm auch keine Hilfe an.

Charles Peder, Kameramann bei Fox Movietone, beklagt sich in seinem Erinnerungsbuch Newsreel Man (1932), dass Hoover keine sechs Worte sagen konnte, ohne auf seine Notizen zu blicken. Versuche, ihn vor dem Mikrophon zu ein wenig Spontaneität zu verlocken, seien ausnahmslos gescheitert. Hoover habe vorbereitete Texte gesprochen (und das miserabel) oder gar nichts gesagt. Roosevelt dagegen wurde von den Reportern der Wochenschau geliebt. Wo Hoover mürrisch oder traurig dreingeblickt hatte zauberte sich FDR ein Dauerlächeln ins Gesicht.

Roosevelt beherrschte das Spiel mit der Kamera, war ein begnadeter Selbstdarsteller, gab bereitwillig Auskunft und war immer für einen Scherz zu haben. Für Leute, deren Beruf es ist, Bilder zu liefern, die das Publikum sehen will, war er nach den grimmigen Hoover-Jahren eine Erlösung. Sie dankten es ihm mit schmeichelhaften Kamerawinkeln und O-Tönen sowie der unausgesprochenen Vereinbarung, die Folgen der Kinderlähmung, an der er 1921 erkrankt war, bestmöglich auszublenden. Nach vier Jahren mit Herbert Hoover, der immer steif in der Gegend herumgestanden hatte, war das Bedürfnis groß, einen vitalen, zupackenden und dynamischen Präsidenten zu haben (und dem Publikum zu präsentieren) und keinen hilfebedürftigen und in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkten Mann, der einem gelähmten Land vorstand. Diese Symbolik wollte keiner.

Mit FDR zog erstmals ein Filmfan ins Weiße Haus ein. Abends lud der Präsident Freunde und Verwandte zur Vorführung neuer Spielfilme ein. Seit er eine Person des öffentlichen Lebens war sammelte er alle Wochenschauaufnahmen, die es von ihm gab. Da war sicher Eitelkeit mit dabei. Wichtig aber war ihm vor allem, sein Auftreten zu verbessern und sein naturgegebenes Charisma zu perfektionieren. Roosevelt hatte das, was man Leinwandpräsenz nennt. Dynamik ging über alles andere.

In alten Newsreels sieht man keinen Präsidenten, der nach einer nie ganz überwundenen Kinderlähmung im Rollstuhl sitzt, sondern einen, der immer in Bewegung ist. Dauernd fährt er im Auto an einem vorbei, winkt einem aus fahrenden Zügen zu, kommt gerade irgendwo an, bricht gerade auf, um ein Problem in Angriff zu nehmen oder besucht eine Sportveranstaltung. Seine körperliche Behinderung war nicht wirklich ein Geheimnis. Wurde sie ausnahmsweise thematisiert wurde sogar daraus eine Stärke. FDR war dann der Mann, der tapfer gegen ein Handicap ankämpfte und sich nicht unterkriegen ließ.

Roosevelts Antrittsrede am 4. März 1933, mit dem berühmten Satz "The only thing we have to fear is fear itself", hörten Millionen von Amerikanern im Radio. Hinterher sahen und hörten sie Millionen von Amerikanern im Kino, vor dem Spielfilm [9] in der Wochenschau [10] (das Fernsehen als Massenmedium wie in Tweeds Roman gab es noch nicht). Es war das erste Mal in der amerikanischen Geschichte, dass die Feierlichkeiten zur Vereidigung eines Präsidenten auf Tonfilm festgehalten wurden. Warren G. Harding war der erste Präsident, für den Filmstars Wahlkampf machten. FDR war der erste Präsident, der selbst ein Leinwandstar war (und ein Radiostar sowieso). Variety nannte ihn den "Barrymore von Washington".

Das Timbre eines Filmstars

Im Gegensatz zu Hoover wusste Roosevelt, dass sein eigentliches Publikum nicht direkt vor ihm saß, sondern im Kino oder zuhause am Radio. Aus seiner Präsidentschaft stammt die alte Weisheit, dass gegen die Massenmedien niemand ins Weiße Haus einziehen (oder dort bleiben) kann. Erst Donald Trump hat sie außer Kraft gesetzt, und doch auch wieder nicht, weil er und seine Berater viel besser als Hillary Clinton und ihr Team verstanden haben, dass es ein neues Medium gibt, das man bespielen muss, um Erfolg zu haben (im Vergleich zu den Internetauftritten der Rechtspopulisten sehen die Etablierten durch die Bank sehr alt aus).

Trump galt als chancenlos, weil sein Wahlkampfbudget nicht einmal halb so groß war wie das von Hillary Clinton. Doch in der Schlussphase investierte sein Team mehr als ein Viertel des Geldes in soziale Medien. Bei Clinton waren es mickrige vier Prozent. Über die Tweets, die Trump von früh bis spät verschickt, kann man leicht die Nase rümpfen. Doch der Kurznachrichtendienst, der keiner ist, ermöglicht ihm den direkten Zugang zu seinen Followern (auch wenn diese heute eher selten am Kamin sitzen), und den Followern wird suggeriert, dass sie den direkten Draht zu ihrem Helden haben.

Wer nach dem Kraut sucht, das in den nächsten Jahren gegen Trump wachsen könnte, sollte vielleicht mit einem Vergleich der Tweets Hillary Clintons mit denen von "The Donald" beginnen. Meinem subjektiven Eindruck nach würde dabei herauskommen, dass Clinton in 140 korrekt verbundenen Zeichen zur steifen Kandidatin wird, die mit dem Medium fremdelt (und daher unglaubwürdig wirkt), über das sie Wähler erreichen will. Bei Trump dagegen werden sogar die von Tweet zu Tweet auftretenden Widersprüche und die Tippfehler (oder die Rechtschreibschwäche?) zu Stärken, weil sie die Illusion von Spontaneität und Authentizität nähren, die von den Social Media gefordert und belohnt wird.

Entscheidend ist zunächst die dem Medium gemäße Form der Präsentation. Danach kann man sich über Inhalte Gedanken machen. Roosevelt hätte das bestimmt genauso instinktiv verstanden wie Donald Trump. Von FDR hätten Clinton und ihr Team viel lernen können. Er instrumentalisierte das Radio und die Kinowochenschau nicht für sich und seine Politik, weil es Radio und Kino, sondern weil es die damals modernsten und fortschrittlichsten Medien waren. Damit, und weil seine symbolkräftigen Auftritte in Bild und Ton perfekt zu seinem Image als Aktivisten-Präsident passten, war er den Rivalen in der eigenen Partei und den von den Republikanern aufgestellten Gegenkandidaten immer einen Schritt voraus.

Thomas Doherty zitiert in seinem Buch Pre-Code Hollywood die Schauspielerin Miriam Howell, die eine der ersten Radioansprachen Roosevelts hörte und danach dem Hollywood Reporter (12.5.1933) erzählte, das Timbre in der Stimme des Präsidenten habe "fast so gut wie Walter Huston" geklungen. Das war ein Schlüssel zum Erfolg. Roosevelts Politik soll hier keineswegs zur Nebensächlichkeit erklärt werden. Doch als Medienpräsident kam er auch deshalb so gut an, weil er klang wie ein Film- und Radiostar und in der Wochenschau - trotz Behinderung - permanent durchs Bild fuhr wie ein Actionheld.

Direkte Diktatur

Der echte Walter Huston, als Jud Hammond in Gabriel Over the White House, beginnt seine präsidentielle Laufbahn als Mischung aus Warren G. Harding und Herbert Hoover. Bei der ersten Pressekonferenz imitiert (und persifliert) er Hardings "Good old boy"-Stil, und dazu sagt er abgestandene Sprüche aus dem Parteiprogramm oder dem Handbuch für politische Sprechblasen auf wie Hoover, für den es nichts Schlimmeres gab, als direkt auf Fragen der Reporter antworten zu müssen. Konsequenterweise kündigt Sekretär Beekman an, dass der Präsident von nun an nicht mehr direkt zitiert werden dürfe und nur noch Fragen beantworten werde, die 24 Stunden davor eingereicht wurden.

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Dann steigt der Erzengel Gabriel zu Hammond herab, oder der Präsident hat eine spirituelle Begegnung mit Lincoln, je nachdem (Walter Huston hatte 1930 die Titelrolle in Abraham Lincoln von D. W. Griffith gespielt und mit seiner Leistung stark beeindruckt). Von da an ist alles anders. Der neue Präsident beantwortet Fragen direkt und ohne Ausflüchte, will zitiert werden, begeistert die Reporter durch den neuen Stil und wird von diesen dafür gelobt, dass er klar und geradeheraus sagt, was Sache ist. Es dauert dann aber nicht mehr lange, und die Reporter sind verschwunden, weil man die ersten Mikrophone sieht.

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Gemäß der populistischen Maxime, dass vermittelnde Instanzen zwischen den Regierten und der Regierung (dem starken Mann als Heilsbringer) den Volkswillen verfälschen und daher schädlich sind, löst Hammond den Kongress auf und wendet sich dann, in der nächsten Szene, zum ersten Mal per Radioansprache direkt an sein Volk, womit die Presse genauso überflüssig wird wie vorher die Politiker (es sei denn, zwischen den Journalisten und Hammond besteht eine distanzlose Kumpanei wie vor der Schuldenkonferenz).

Die überwältigende Unterstützung durch das Volk, sagt der Präsident den Mikrophonen, ermögliche es ihm, noch schneller voranzuschreiten als erhofft. Zugegeben, das Problem der Massenarbeitslosigkeit sei noch nicht ganz gelöst. Wenn die Landsleute aber wüssten, gegen welch gewaltige Widerstände er zu kämpfen habe, welche Verschwendung von Steuergeldern das alte System betrieben habe und in welch beklagenswertem Zustand er das Land übernommen habe, dann, da sei er sich ganz sicher, würden die Landsleute auch alle anderen Maßnahmen gutheißen, die er nun im Namen und zum Wohl des Volkes einzuleiten gedenke.

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Indem er die Mikrophone nicht meidet, sondern sucht, vermittelt Hammond dem Wahlvolk an den Radiogeräten das Gefühl, dass hier nicht über die Köpfe der Bürger hinweg regiert wird, sondern dass die Bürger Teil der Politik sind, die der Präsident da für sie macht. Da ihm das Volk ohnehin zustimmen würde muss auch nicht lange eruiert werden, ob dem wirklich so ist. Das würde wieder nur Zeit in Anspruch nehmen, die man nicht hat. Jetzt muss gehandelt werden, und zwar sofort.

Der Präsident verspricht ein ganzes Bündel von Gesetzen, die den amerikanischen Arbeiter wieder in Lohn und Brot bringen sollen, ihm sein Haus erhalten, wenn er die Hypothekenzinsen nicht zahlen kann und bei einer Bankenpleite die Spareinlagen. Die Verabschiedung der Gesetze ist beschlossene Sache, weil sie nicht mehr durch den Kongress müssen.

Ermüdende Spontaneität

Beek und Pendie sitzen mit dabei und hören ergriffen zu, als würden sie der göttlichen Offenbarung lauschen (was sie irgendwie auch tun, da Gott durch den Präsidenten spricht, der vielleicht den Menschen, nicht aber die Demokratie erschaffen hat). Pendie ist jetzt nicht mehr die Geliebte, sondern die Privatsekretärin des Präsidenten. Sie stenographiert mit, was er zu sagen hat, und manchmal ist sie überrascht. Wenn es im Film schon Fernsehgeräte gäbe wie im Roman müsste man das zum Teil der Übertragung machen, weil es per Bild belegt, dass der Präsident sein Volk tatsächlich direkt anspricht, ehrlich und spontan, statt von einem vorbereiteten Manuskript abzulesen.

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Notfalls könnte man es so inszenieren, falls er doch vorgestanzte Phrasen aufsagen sollte, oder Tiraden von William Randolph Hearst. Als Zuschauer darf man sich glücklich schätzen, dass LaCava einen Schauspieler vom Format Walter Hustons zur Verfügung hatte, als er die Reden des Präsidenten inszenieren musste. Huston gelingt es, einen auch dann noch zu fesseln, wenn man schon nicht mehr zuhören will. Mitunter ist das sogar sehr spannend. Hin und wieder wirkt der Diktator wie ein Sprechautomat. Ist das automatisches Sprechen unter göttlichem Einfluss oder Hustons Form des Widerstands?

Mag sein, dass der Film insofern zur Entwicklung von Roosevelts vorher genau ausgetüftelten Kaminplaudereien im Radio beitrug, als er ihn zur Lektüre von Tweeds Roman angeregt haben könnte. Da ist nachzulesen, wie Präsident Rinehard seine Rundfunkansprachen so gestaltet, dass sie nicht zu belehrend wirken und so, als würden sie in einem intimen Rahmen stattfinden, wodurch sich die Zuhörer direkt angesprochen fühlen. Der Film hingegen liefert das Anschauungsmaterial dazu, wie man es nicht machen sollte.

Wenn Jud Hammond das Wort an sein Volk richtet ist es meistens so, wie sich der verhinderte US-Präsident William Randolph Hearst das wohl vorstellte: über die (imaginären) Köpfe der Leute hinweg und in Form von Leitartikeln, wie sie aus der Hearst-Presse sattsam bekannt waren. Dem Drehbuchautor Carey Wilson zufolge schrieb der Zeitungszar die Reden höchstpersönlich. Besonders bei der Schuldenkonferenz, wenn live im Radio übertragen wird, wie Hammond die ausländischen Diplomaten schulmeistert, wirkt das sehr ermüdend. Nur gut, dass es die Gangster gibt. Das lockert die Sache wieder auf.

Ausländer raus

Am Ende einer Rundfunkansprache teilt der Präsident dem Volk mit, dass seine nächste Aufgabe "die Rückkehr zu Recht und Gesetz" sei. Da könnte man sich denken, dass er die Demokratie wiederherstellen will, weil die Diktatur in der amerikanischen Verfassung eigentlich nicht vorgesehen ist. Falsch. Hammond will sich der "als 18. Zusatzartikel bekannten Jauchegrube" widmen, die eine "Kraft des Bösen befördert hat, den größten Feind von Recht und Gesetz, mit dem Amerika je konfrontiert war, […] ein bösartiges Krebsgeschwür, das die spirituelle Gesundheit des amerikanischen Volkes auffrisst".

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An einem der Radiogeräte sitzt Nick Diamond. Er ist das Krebsgeschwür, das gemeint ist. Wie eine Jauchegrube ein Krebsgeschwür hervorbringen soll weiß ich nicht genau. Jedenfalls wurde mit dem 18. Zusatzartikel das Alkoholverbot in die amerikanische Verfassung geschrieben (1920 ratifiziert, wurde das 18th Amendment 1933, in den letzten Tagen der Amtszeit von Herbert Hoover, rückgängig gemacht). Hammond ist nicht allein mit seiner Meinung, dass die Prohibition den Anstieg der organisierten Kriminalität begünstigte und es Gangsterbossen wie Al Capone ermöglichte, ein finanziell bestens ausgestattetes Imperium aufzubauen, weil sie ein umsatzstarkes, in die Illegalität abgedrängtes Marktsegment besetzen und dort die Preise diktieren konnten.

In Hearsts Skandalblättern hatte auch der Kampf gegen das Verbrechen eine xenophobe Note. Die Regierung von Herbert Hoover wurde beständig angegriffen, weil sie zu zögerlich sei und schöne Worte mache, statt hart durchzugreifen und kriminelle Einwanderer in ihre Herkunftsländer abzuschieben. In Tweeds Roman macht der Präsident die Grenzen dicht, und weil Ellis Island als zentrales Sammellager für Immigranten nicht mehr gebraucht wird, kann man die Insel gleich neben der Freiheitsstatue in ein Konzentrationslager für kriminelle Ausländer umwandeln. Wer sich der Verhaftung mit der Waffe widersetzt hat wird hingerichtet.

Der Präsident im Film ist wie sein Pendant im Roman an schnellen und kostengünstigen Lösungen interessiert. Also lässt er Nick Diamond ins Weiße Haus kommen und empfiehlt ihm, freiwillig zurück in das Land zu gehen, aus dem er einst eingewandert ist. Von wo der Mann stammt, der vor der Namensänderung Antone Brilawski hieß, ist letztlich nicht so wichtig. Den ganzen Film über wird man das ungute Gefühl nicht los, dass es vom "Ausländer" bis zum Verbrecher generell nur noch ein kleiner Schritt ist. Zumindest ist das aus der Sicht des Präsidenten so, des Repräsentanten des gesunden Volksempfindens.

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Ausländische Diplomaten werden beständig mit Gangstern assoziiert, und umgekehrt. So studiert Hammond beispielsweise zwischen der Kriegserklärung an das Krebsgeschwür Nick Diamond und dem Treffen mit ihm die Unterlagen zu den Kriegsschulden der Europäer. Die Ausländer, Gangster wie Diplomaten, wollen den Amerikanern nur an ihr Geld, weshalb der amerikanische Steuerzahler Hunger leiden muss, während die Schmarotzer in Saus und Braus leben. Statt auszureisen will Diamond denn auch weiter das amerikanische Volk ausbluten, ihm das Geld aus der Tasche ziehen und - wie vom Präsidenten im Radio angeprangert - sogar mit der Babymilch Geld verdienen.

Bandenkrieg

Das ist eine Anspielung auf Al Capone, der nach neuen Geschäftsfeldern Ausschau hielt, als sich das Ende der Prohibitionszeit abzeichnete. Einer seiner Verwandten trank verdorbene Milch und wurde krank. Capone brachte das auf eine Idee. Er kaufte eine große Molkerei und wirkte auf den Stadtrat von Chicago ein, bis dieser eine Verordnung erließ, die Milcherzeuger zwang, ein Verfallsdatum auf die Packung zu drucken. Das war gut für den Verbraucher und gut für Al Capone. Er war auch der Mann, der die Maschinen zum Aufdrucken des Verfallsdatums besaß. Der Konkurrenz gegenüber verschaffte ihm das den Vorsprung, den er brauchte, um bald den Markt für Milchprodukte zu beherrschen (und wie beim Alkohol die Preise zu diktieren).

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Hammond nimmt sich daran ein Beispiel. Um Nick Diamond die Geschäftsgrundlage zu entziehen drängt der Staat auf den Markt für Alkohol und macht eigene Spirituosenläden auf. Der erste dieser Läden wird von den Gangstern prompt in die Luft gesprengt. "Wiped out with the most dastardly demonstration of gangster defiance in the history of this country", sagt der Präsident, der auch bei einem von Hearsts Revolverblättern arbeiten könnte. Und weiter: "Nick Diamond hat den Vereinigten Staaten den Krieg erklärt." Leidtragende ist Pendie, inzwischen die Verlobte von Sekretär Beekman. Nick Diamond schickt ein Killerkommando beim Weißen Haus vorbei. Pendie wird getroffen.

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Schwer verletzt liegt sie am Rande des Großen Siegels, in dessen Zentrum sie so frech und selbstbewusst trat, als "Privatsekretärin" noch ein Synonym für "Geliebte" war. Wer mag, kann darin eine Buße für vergangene Sünden sehen. Den Moralaposteln müsste das eigentlich gefallen haben. Erst büßt Pendie ihr früheres Fehlverhalten ab, dann darf sie, wieder genesen, Beek heiraten und der Moral zu einem schönen Sieg verhelfen. Für den Präsidenten ist der Anschlag ein willkommener Anlass, mit der Härte gegen Nick Diamond vorzugehen, die Hearst in seinen Leitartikeln seit Jahren forderte. Zur Ausmerzung des Gangstertums gründet er eine mobile Spezialeinheit der Armee, die er Federal Police nennt.

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Hammond ernennt Beekman an Pendies Krankenbett zum Chef der neuen Bundespolizei und begründet es wie folgt: Er braucht einen Mann, den der Schmerz wegen der Verwundung der geliebten Frau zur Weißglut treibt und der die Aufgabe deshalb mit einem Höchstmaß an Effizienz und Energie in Angriff nimmt. Man kennt das aus unzähligen Krimis. Ein Polizist sollte wegen persönlicher Betroffenheit nicht selbst ermitteln, macht es aber trotzdem. In Hammonds Amerika gehört die Wut des Beamten zur Jobbeschreibung. Recht und Rache gehen Hand in Hand. Er brauche, sagt der Präsident, einen Chef der Einheit, der skrupellos und gnadenlos sei. Darum sei Beek sein Mann.

First Principles

Franchot Tone kennt man eher als effeminierten Playboy und von starken Frauen dominierten Liebhaber, und sogar als Psychopath in Robert Siodmaks Phantom Lady hat er etwas Schwächliches, weil er unter Migräneanfällen leidet. Als gnadenloser Rächer ist er eine glatte Fehlbesetzung, aber das nimmt man hin, weil er als Chef der Federal Police eine schmucke Uniform erhält (als Offizier war er immer gut, siehe Five Graves to Cairo) und jetzt der Surrealismus-Teil beginnt, oder wie man das sonst nennen soll.

Nehmen wir an, dass Gregory LaCava doch mulmig dabei wurde, als er die Apotheose des Polizeistaats inszenieren sollte und er sich deshalb mit dem Produktionsdesigner Cedric Gibbons verbündete, um Ereignisse, die man in der Wirklichkeit lieber nicht sehen will, wenn man kein Anhänger von faschistischen Diktatoren ist, in eine irreale Atmosphäre zu tauchen. Dann können wir uns daran erfreuen, wenn sechs gepanzerte Kanonenwagen wie Spielzeugautos bei einem Warenlager vorfahren, das aussieht wie eine Ritterburg. Mir persönlich fehlt die Zugbrücke, was doch irgendwie recht schade ist.

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Im Amalgamated Warehouse No. 1 hat sich Nick Diamond verschanzt (amalgamated heißt soviel wie vereinigt oder zusammengeschmolzen und könnte auch ein Kommentar zum Stil der Apotheose sein). Beekman hat in seinem Wagen einen Lautsprecher und fordert den Gangster im Namen der Vereinigten Staaten auf, sich zu ergeben. Franchot Tone macht das, als wäre er der Mann von der Bahnhofsdurchsage, der die Ankunft des Zuges ankündigt. Der Böse amüsiert sich prächtig, weil er zu dem Zeitpunkt noch denkt, dass ihn sein Anwalt sowieso innerhalb von zehn Minuten wieder aus dem Knast holen wird.

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Die Gangster haben Maschinenpistolen und schießen erst mal ein Magazin leer, um zu zeigen, dass sie nicht so leicht zu kriegen sind. Beekman hat Kanonen und schießt die Lagerhausburg kaputt wie einst die Mexikaner Fort Alamo. Diamond vergeht das Lachen, weil er jetzt vor ein Sondergericht gestellt wird. Der Einfachheit halber ist der Polizeichef auch der Richter. In einem stilisierten Saal spricht Beekman das Urteil. Diamond und der Rest der Bande sind des vielfachen Mordes schuldig und müssen sterben, weil das Gericht nicht bestechlich ist wie früher die Justiz.

Gabriel Over the White House

Bei der Gestaltung des Gerichtssaals recycelte Gibbons den zur Folterkammer umfunktionierten Operationssaal, den er ein paar Monate davor für Fu Manchu entworfen hatte. Mit der Cosmopolitan-Produktion The Mask of Fu Manchu wollte Hearst vor asiatischen Horden warnen, die sich anschicken, unter der Führung von Boris Karloff den Westen zu überrennen und weiße Jungfrauen wie Karen Morley zu vergewaltigen. Die chinesische Regierung ärgerte das so sehr, dass ihr Botschafter in Washington eine Protestnote übergab.

The Mask of Fu Manchu

In Gabriel Over the White House verliert Morley ihr Jungfernhäutchen ganz ohne das Zutun monströser Schlitzaugen, weil sie - zumindest am Anfang - die Geliebte des US-Präsidenten ist. Ob das für Hays ein Grund zur Beruhigung war weiß ich nicht genau. Wie dem auch sei: Das Recyceln der Folterkammer sparte Geld. Außerdem ist es kein schlechter Kommentar zur Handlung. Sollte Nick Diamond verschärften Verhörmethoden unterzogen werden wie die Opfer von Fu Manchu, ist davon nichts zu sehen. Unsichtbar ist auch der Anwalt, den Beekman ihm versprochen hat.

Anwälte sind überflüssig, weil diese Rechtsverdreher mit ihren Spitzfindigkeiten und Formfehlern nichts mehr ausrichten können. Seiner gerechten Strafe entgeht jetzt keiner mehr, sagt Beekman, denn: "Im Weißen Haus haben wir einen Mann, der uns in die Lage versetzt hat, die alten Zöpfe eines mit bürokratischen Formalitäten beschwerten Gerichtsverfahrens abzuschneiden und zu den Grundprinzipien zurückzukehren." Bei den First Principles, von denen Beekman spricht, denkt man normalerweise an die Unabhängigkeitserklärung [11], das Gründungsdokument der Vereinigten Staaten und eines der wichtigsten, für andere Länder wegweisenden Dokumente der demokratischen Gesinnung.

Nicht nur hier hat die Amalgamierung auch den Dialog erfasst. Die First Principles, an denen sich das durch den Präsidenten eingesetzte Sondergericht orientiert, lauten: "Ein Auge für ein Auge, ein Zahn für einen Zahn, ein Leben für ein Leben." Von der Verkündung des Todesurteils bis zur Hinrichtung dauert es eine Überblendung. Beekman ist Rächer, Polizist, Richter und Henker in Personalunion und befehligt darum auch das Erschießungskommando. Der Pulverdampf korrespondiert mit der schwarzen Rauchfahne eines in See stechenden Dampfschiffes. Daneben sieht man die Freiheitsstatue. Dann wird es dunkel auf der Leinwand.

Gabriel Over the White House

Vielleicht fährt da gerade das Schiff nach Europa, das Nick Diamond doch besser genommen hätte. Der Präsident hat ihn gewarnt. Hammond ist es ernst, todernst mit der Verteidigung des Amerikanischen Traumes und der Freiheit - und sei es durch die Errichtung eines Polizeistaats. Wenn man den Roman gelesen hat fällt einem beim Blick über die Mauer der Hinrichtungsstätte unwillkürlich das Konzentrationslager für kriminelle Ausländer ein, das Präsident Rinehard auf Ellis Island errichten lässt, in Sichtweite der Freiheitsfackel.

Ende mit Weltfrieden

Tweeds Buch endet mit viel Ironie. Nicht ein edler Freiheitskämpfer stürzt den Diktator vom Sockel, sondern der letzte Gangster. Aus Rache schießt er auf den Präsidenten. Das Attentat misslingt, doch Rinehard stößt sich dabei den Kopf an. Wie beim Autounfall vor vier Jahren erleidet er eine Gehirnerschütterung. Als er zu sich kommt ist er wieder der joviale Parteisoldat und freundliche Zyniker, der er vor dem Unfall war. In seinem Umfeld fragt man sich, ob das Land vier Jahre lang von einem Mann regiert wurde, der durch einen Schlag auf den Kopf den Verstand verlor und durch einen zweiten Schlag wieder normal wurde.

Rinehard will alles rückgängig machen, die einst gefeuerten Parteifreunde zurück ins Kabinett holen, die Verfassung, die zu verteidigen er bei seiner Angelobung geschworen hat, wieder in Kraft setzen und sich in einer vom Radio und vom Fernsehen übertragenen Ansprache beim amerikanischen Volk entschuldigen. "Mein Weg liegt schnurgerade vor mir", sagt er. "Einen anderen kann ich vor Gott nicht nehmen." Sekunden vor der Übertragung hat er einen Herzanfall, der tödlich endet, weil ihm seine Mitarbeiter das lebensnotwendige Medikament verweigern.

Will Hays verbot kategorisch einen solchen Schluss. Auch nur anzudeuten, dass Präsident Hammond ein Mann mit Dachschaden sein könnte, war Blasphemie. Die göttliche Inspiration musste bleiben, weil Hays der Meinung war, dass die Diktatur unter diesen Umständen akzeptabel sei, oder doch zumindest nicht so schlimm, dass mit Verboten durch lokale Behörden zu rechnen war. Damit hatte er wohl recht. Der Film konnte überall im Land gezeigt werden. Keiner von den Moralaposteln, die laut aufheulten, wenn sie im Kino die Sünde witterten, ging auf die Barrikaden.

Gabriel Over the White House

Hammond stirbt jetzt als Märtyrer wie einst Lincoln, der am Ende des Bürgerkriegs von John Wilkes Booth erschossen wurde. Die Staatschefs der Welt kommen nach Washington, um den Abrüstungsvertrag zu unterschreiben, der den Menschen Frieden und Wohlstand bringen wird. Hammond setzt als letzter seine Unterschrift unter das Vertragswerk. Er tut es mit letzter Kraft, und er unterzeichnet mit derselben Feder, mit der einst Lincoln die Sklaven befreite. Dann verliert er das Bewusstsein. Seine Mitarbeiter bringen ihn in sein Arbeitszimmer. Als er zu sich kommt erkennt er in Pendie die Frau wieder, die früher seine Geliebte war. Sonst aber hat er sich nicht verändert.

"Hallo Pendie, altes Mädchen", sagt er. "Findet der Präsident der Vereinigten Staaten deine Zustimmung?" "Er hat sich als einer der größten Männer erwiesen, die je gelebt haben", antwortet Pendie. Durch den Vorhang streift ein Luftzug wie immer, wenn der Engel das Weiße Haus besucht. Pendie hält die Hand des Präsidenten, der nun - unter einer Washington-Büste - friedlich einschläft. Wieder flattert der Vorhang im Wind. Auf der Tonspur stimmt das Orchester ein letztes Mal die "Battle Hymn of the Republic" an. Der Diktator kommt jetzt sicher in den Himmel.

Gabriel Over the White House

Leni Riefenstahl konnte daran anknüpfen, als sie Triumph des Willens drehte. Am Anfang kehrt der heilige Diktator zurück zur Erde. Hitler fliegt durch die Wolken und schwebt dann auf Nürnberg herab, um die Huldigungen seines Volkes entgegenzunehmen, das beim Reichsparteitag in Marschformation angetreten ist. Das soll nicht heißen, dass Präsident Hammond Adolf Hitler in Verkleidung ist. Die Denkmuster, die nach dem starken Mann verlangen und dazu führen, dass Diktatoren als Erlöserfiguren verklärt werden, sind aber schon sehr ähnlich.

Triumph des Willens

Pendie For President!

Die neue, gründlich überarbeitete und um eine Viertelstunde gekürzte Version von Gabriel Over the White House erlebte am 31. März 1933 ihre Uraufführung. Beworben wurde der Film mit dem Spruch: "Wenn Sie für Hammond gestimmt hätten - dann hätte es keine Wirtschaftskrise gegeben!" Das bezog sich auf das Jahr 1928, als Herbert Hoover die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte. Die von der Hearst-Presse nach Kräften unterstützte Werbekampagne ließ außer Acht, dass inzwischen Franklin D. Roosevelt sein Amt angetreten hatte.

Mit FDR hatten die Amerikaner einen starken Mann ins Weiße Haus gewählt, der den Ruf nach entschlossenem Handeln überflüssig erscheinen ließ. Roosevelt wusste, wie man trotz Handicap dynamisch wirkt, wie man dem Wahlvolk das Gefühl vermittelt, dass die Probleme endlich angepackt werden und wie man sich die Medien zum Freund macht, um sie zum Kommunizieren politischer Botschaften zu nutzen. Superreichen Populisten wie William Randolph Hearst, die ihre Privatinteressen mit denen des Landes verwechselten, nahm das den Wind aus den Segeln.

Die Einspielergebnisse von Gabriel Over the White House waren enttäuschend. Die Reaktion, die sich der in seinem Kitschpalast San Simeon residierende Hearst erhofft hatte, blieb aus. Der Marsch wütender und durch den Film agitierter Amerikaner nach Washington fand so wenig statt wie der Sturm auf die Kinokassen. Die Europäer hatten weniger Glück. In Italien herrschte Mussolini. In Deutschland trug der starke Mann - wie Roosevelt ein Filmfan - zur Uniform ein Charlie-Chaplin-Bärtchen und instrumentalisierte die Medien, um auf einem Fundament aus Lügen eine Diktatur zu errichten.

Gabriel Over the White House ist, wenn man es so formulieren will, das Ergebnis einer kollektiven Anstrengung. Ausgehend von Thomas F. Tweeds Roman mischten mit: Der Regisseur Gregory LaCava; der Produzent Walter Wanger, dessen Name sich auf danger reimte; der Zeitungszar und verhinderte US-Präsident William Randolph Hearst; Will Hays, der Präsident der Produzentenvereinigung; Dr. James Wingate, Hays’ Statthalter in Hollywood; Franklin D. Roosevelt, der frisch gewählte US-Präsident; und, nicht zu vergessen, der Jesuitenpater Daniel A. Lord und seine reaktionären Mitstreiter aus dem katholischen Milieu, die ihm dabei halfen, den Production Code zu schreiben.

Ob das Endresultat der Donald J. Trump sein wird, den wir bisher kennengelernt haben, also ein US-Präsident, der die von Filmemachern erschaffene Leinwandwelt auf eine Weise kopiert, wie man es vor ihm nicht für möglich gehalten hätte, wird sich weisen. Vieles deutet darauf hin, dass der Mann, der versprochen hat, den Sumpf in Washington trockenzulegen, eine Regierung anführen wird, in der sich der Lobbyismus mit dem Nepotismus paart und die Politik nicht vom Geschäft zu trennen ist.

Kürzlich wurde in Washington das Trump International Hotel eröffnet, dessen Webseite [12] mit dem schönen Slogan "Own Washington" aufmacht. Das Weiße Haus erreicht man von dort bequem zu Fuß. Bald werden nationale und internationale Delegationen, die einen Termin beim Präsidenten haben, in dem Hotel absteigen, auf dem in goldenen Lettern der Name TRUMP prangt. Dem Präsidenten können sie dann sagen, wie toll sein Prunkbau ist. Früher einmal, als Will Hays noch Postminister im Kabinett von Warren G. Harding war, gehörte das Gebäude zu seinem Verantwortungsbereich.

Das heutige Trump International Hotel ist das ehemalige Hauptpostamt von Washington. Im Jahr 1973, das mit dem Prozess gegen die Watergate-Einbrecher begann, wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Trump hat einen Pachtvertrag mit der nach dem Zweiten Weltkrieg auf Empfehlung von Ex-Präsident Herbert Hoover gegründeten General Services Administration (GSA), einer der Regierung unterstehenden Agentur, die immer mal wieder durch Korruptionsskandale von sich reden macht. Die Regierung ist Trump jetzt selbst.

Ein Problem oder gar einen Interessenkonflikt scheint er nicht darin zu sehen, dass er als US-Präsident sein eigener Pächter ist. Als die korrupteste Regierung in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt bislang die von Warren G. Harding. Sollte Donald J. Trump das Ziel verfolgen, Harding zu entthronen, ist der Anfang sehr vielversprechend. Mag sein, dass die Trump-Administration bald auf eine Weise in der Wirklichkeit ankommen wird, die sich seine Anhänger nicht träumen ließen, als sie ihn gewählt haben.

Gabriel Over the White House

Für die Zeit danach hätte ich einen Vorschlag. Er ergibt sich aus einem Blick auf die Titelkarte im Vorspann von Gabriel Over the White House. Der Engel, der da über dem Weißen Haus schwebt, sieht nicht sehr männlich aus. Könnte das Pendie sein, die Geliebte des Präsidenten? Das lässt hoffen. Auch wenn Will Hays es gern so haben wollte: Wer braucht schon die göttlichen Botschaften, wenn eine Diktatur dabei herauskommt? Die Engelin (oder Engeline?) ist der Gegenentwurf zur männlich geprägten Ideologie des religiösen Fundamentalismus und zur von den Populisten betriebenen Entwirklichung der Wirklichkeit.

Erschöpft von den vielen Beanstandungen, die ihnen der Film abnötigte, haben Will Hays und seine Leute beim Vorspann wahrscheinlich nicht mehr genau hingeschaut. Ich glaube eher nicht, dass Hays sich der Kunstgeschichte beugte. Die Kunst weiß schon lange, wie es gemacht wird. Sie stellt den Erzengel Gabriel gern mit weiblichen Zügen dar. Im Kino ist er mal männlich (Christopher Walken in The Prophecy) und mal weiblich (Tilda Swinton in Constantine). Das echte Leben ist nicht schwarzweiß, sondern bunt, voller Widersprüche und nicht frei von Sünde. So sollte es auch bleiben. Auf dem Großen Siegel im Weißen Haus ist noch ein Platz frei. Pendie Molloy For President!


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[3] https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en
[4] http://www.mediaite.com/online/indiana-restaurant-owner-admits-to-discriminating-against-gays-on-radio/
[5] http://atlantablackstar.com/2013/11/12/9-black-celebrities-who-rejected-the-one-drop-rule/
[6] https://www.theguardian.com/us-news/video/2016/jul/26/michelle-obama-democratic-convention-video
[7] https://www.whitehousehistory.org/questions/did-slaves-build-the-white-house
[8] https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9b/Fireside_Chat_1_On_the_Banking_Crisis_%28March_12%2C_1933%29_Franklin_Delano_Roosevelt.ogg
[9] https://www.youtube.com/watch?v=Lm3Bntsp2ck
[10] https://www.youtube.com/watch?v=HRylj-_HBAw
[11] https://www.archives.gov/founding-docs/declaration
[12] https://www.trumphotels.com/washington-dc/luxury-washington-dc-hotels