Deutschland: Abwanderungsland für Unternehmen

Seite 2: Mangelnde Alternativen

Als weiteres Argument gegen eine drohende Deindustrialisierung wird die kürzlich beschlossene Verlängerung von AKW-Laufzeiten oder der Bezug von Fracking-Gas ab 2023 angeführt. (Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels war von einer Fracking-Versorgung ab dem Jahr 2024 die Rede. Olaf Scholz versprach aber zuletzt, dass LNG-Terminals aber schon zum Jahreswechsel in Betrieb genommen werden sollen.)

Doch diese alternativen Energiequellen können den Bedarf auf die Schnelle nicht decken. Entweder weil deren Leistung nicht ausreicht, oder weil die Infrastruktur dafür nicht zur Verfügung steht – wie das aussehen kann, wurde zuletzt am Beispiel der 35 Flüssiggas-Tanker vor Spaniens Küste deutlich.

Angesichts der obligatorischen Backup-Technologie für sogenannte "Dunkelflauten" wenden Kritiker ein, dass die Energiewende letztlich nur auf dem Rücken günstiger fossiler Kraftstoffe – in dem Fall Gas – aufgebaut werden konnte.

Das wurde Deutschland seit Beginn der Sanktionen gegen Putin bekanntermaßen zum Verhängnis. Wenn es künftig seine Energie als Liquified Natural Gas (LNG) für hohe Preise aus den USA bezieht, ist das gegenüber Russland vielleicht ein moralischer Gewinn, aber keiner hinsichtlich seiner klimafreundlichen Energieautarkie.

Aber natürlich: Ein umweltfreundliches Wirtschaften muss möglich sein.

Man kann sich jedoch durchaus die Frage stellen, warum Deutschland damit auf eigene Kosten voranpreschen sollte, während an den anderen Enden der Welt auf umweltschädliche Weise Schiefergas gefördert wird.

Oder Atommeiler nicht aus Klimaschutzgründen abgeschaltet, sondern als (EU-Taxonomie-konformer) "Beitrag zum Klimaschutz" neu gebaut werden.