Die Privatisierung des Kosmos

Seite 2: Musks Mars: Refuge for the happy few

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Und selbstverständlich handelt es sich hierbei um kapitalistische Chimären, die niemals "profitabel" sein können: Das Verhältnis zwischen den wahrlich astronomischen "Investitionen", die zum Aufbau einer Weltraumindustrie mit Fabriken und ganzen Produktionsketten notwendig sind, und den eventuellen Profiten, die sich erst nach Jahrzehnten einstellen würden, ist einfach zu ungünstig.

Kein einzelner Kapitalist oder Konzernverband kann die vielen Billionen mobilisieren, die dazu notwendig wären, eine Weltraumindustrie - die von der Ressourcenförderung bis zum Endprodukt aufgebaut werden müsste - aufzubauen, während Dekaden ohne nennenswerte Einnahmen ins Land gehen würden.

Dasselbe gilt für die Idee, den Mars im Rahmen des kapitalistischen Profitkalküls zu kolonisieren: Es sind absurd hohe Kosten, denen auf lange Sicht keine Einnahmen gegenüberstehen. Es wird folglich bei dem Tesla Roadster bleiben, den Musk zum Roten Planeten schickte.

Deswegen versucht Musk beispielsweise, eine Nachfrage auf der Erde nach der Kolonisierung des Mars zu schaffen. Dies macht er vermittels der Prognose eines baldigen zivilisatorischen Zusammenbruchs.

Die kapitalistische One World sei dem Untergang geweiht, argumentieren die Weltraumkapitalisten wie Musk oder Bezos, deswegen solle nicht etwa der Kapitalismus überwunden, sondern in den Weltraum exportiert werden. Die Kolonisierung des Mars oder des Mondes stelle dieser Ideologie zufolge eine letzte Überlebenschance für die Menschheit dar - da die Überwindung des Kapitalismus für die "Visionäre" des Weltraumkapitalismus schlicht nicht vorstellbar ist.

In der Vorstellungswelt eines Musk würden die megareichen "happy few", die es sich leisten können, die im Chaos versinkende Erde, der ein "extiction event" bevorstehe, verlassen und ihr neues Reichenghetto auf dem Mars beziehen. In dieser Ideologie des Weltraumkapitalismus schafft somit die Krise des Kapitals die Nachfrage nach der Kolonisierung von Himmelskörpern.

The Gravity of the Situation

Es wird bei diesen luftigen Fantasiegebilden bleiben: In der eingangs skizzierten Realität sind die visionären Weltraumkapitalisten - die Weltraumstädte und die Apokalypse prognostizieren - weiterhin auf öffentliche Gelder angewiesen, um im Weltraum Geld zu verdienen, indem sie etwa als Dienstleister für die öffentlich finanzierte ISS tätig werden. Im Rahmen des kapitalistischen Verwertungszkalküls ist der Weltraum nicht zu erobern.

Hinzu kommt noch die extreme Verschwendung von Ressourcen, indem konkurrierende Weltraumkapitalisten dieselbe Infrastruktur mehrmals aufbauen. Schon jetzt verwandele sich der erdnahe Weltraum in einem "Müllplatz für Milliardäre", wie The Guardian warnte, da die Raketenstarts bei infantilen PR-Aktionen "milliardenschwerer Playboys" zunehmende ökologische Schäden verursachten und etwa zum Schwund der Ozonschicht beitrügen.

Eine ernsthafte Expansion in den Kosmos scheint indes nur jenseits des Kapitals möglich - in einer Weltgesellschaft, die ihre Reproduktion bewusst gestaltet, anstatt sie der blinden Markt- und Verwertungsdynamik des Kapitals auszuliefern.

Erst nach der Überwindung der kapitalistischen "Vorgeschichte der Menschheit" (Marx) kann der globale Kraftakt gewagt und organisiert werden, den Weltraum zu erobern. Das globale Projekt eines ernsthaften, postkapitalistischen Aufbruchs in den Kosmos würde auch eine neue, postkapitalistische Identität ausformen: "Ich bin Mensch."

Der Weltraumkommunismus, der in der Science-Fiction am ehesten von Star Trek Filmen eingefangen wurde, erfordert tatsächlich den Aufbau einer Weltraumindustrie, die aber - aufgrund der besagten gigantischen "Investitionen" - nicht mehr im Rahmen des Profitkalküls realisiert werden kann.

Allein schon die Herstellung von Raumschiffen, die für sehr lange Weltraumreisen geeignet wären, kann gar nicht auf der Erde bewältigt werden (diese müssten gegen Weltraumstrahlung isoliert sein), da hier die Gravitation zu stark ist, um die erforderlichen Lasten in den Weltraum zu heben.

Deswegen sind Überlegungen zur Kolonisierung und Industrialisierung des Mondes im Rahmen einer stellaren Expansion der Menschheit so populär.

Hier, angesichts der auf dem Erdtrabanten vorhandenen Ressourcen könnte ein kosmisches Sprungbrett entstehen, auf dem eine ganze Produktionskette für die Herstellung von Raumfahrzeugen entstünde. Die niedrige Gravitation, gepaart mit hoch automatisierten Fördertechniken und Fabriken, eröffnete die Möglichkeit, Großschiffe für die bemannte Raumfahrt im gesamten Sonnensystem zu fabrizieren.