Die USA, der IS und Saudi-Arabien

Seite 2: Der IS - Vorsätzlich geschaffenes Produkt eines typischen Stellvertreterkrieges

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Der IS, zeitweilig auch als ISIS (Islamischer Staat in Syrien) bekannt, ist nicht, wie von Politik und Mainstream-Medien behauptet, die Folgeerscheinung eines außer Kontrolle geratenen Bürgerkrieges in Syrien. Er ist vielmehr das Produkt eines von den USA geförderten Versuchs des Regime-Wechsels in Damaskus. Zwar hat dessen Geschichte mit inneren Auseinandersetzungen in Syrien begonnen, doch wären diese ohne das Eingreifen der USA und ihrer Verbündeten längst versiegt und versandet.

Das syrische Assad-Regime ist den USA seit langem ein Dorn im Auge. Als Verbündeter des Iran und der Hisbollah-Bewegung und wegen seiner politischen Nähe zu Russland und China steht es dem Versuch der dauerhaften Unterwerfung des ölreichen Nahen Ostens unter die geo-strategischen Interessen der USA (u.a. dem Bau von Pipelines) im Weg. Aus diesem Grund bemüht sich Washington seit längerem um den Sturz der politischen Führung des Landes.

So lange aber das Ziel, ein pro-westliches Regime in Damaskus zu installieren, nicht zu erreichen ist, verfolgen die USA ihre seit mehr als einem Jahrhundert bewährte Strategie der Destabilisierung und unternehmen alles, was in ihrer Macht steht, um dem bestehenden Regime zu schaden. Dazu gehört in erster Linie die Förderung all der Kräfte, die gegen Präsident Assad kämpfen.

Dabei ist es den USA vollkommen gleichgültig, welchen politischen Hintergrund die von ihnen unterstützten Gruppierungen haben. So haben sie neben der Freien Syrischen Armee auch radikal-islamische Gruppierungen wie Al Nusra und den im Irak gegründeten ISIS in ihrem Kampf gegen Assad unterstützt. Und das, obwohl ISIS sich zu Beginn seiner Aktivitäten hauptsächlich aus Mitgliedern von Al Qaida rekrutierte - also der Organisation, die von Washington für die Anschläge vom 11. September verantwortlich gemacht wird und die den USA bis heute als Vorwand für den historischen "Krieg gegen den Terror" dient.

Das doppelte Spiel, das die USA in Syrien treiben, hat damit einen Hintergrund, der uns wieder zu ihrem wichtigsten Verbündeten, Saudi-Arabien, führt: Der Krieg, den die Sowjetunion 1979 zur Unterstützung eines ihr gewogenen Regimes in Afghanistan begonnen hatte, führte nämlich dazu, dass sich radikal-islamische Kräfte (Mudschaheddin und Islamische Brigaden Afghanistans) gegen die Angreifer formierten. Diesen Widerstand griffen die USA mit Hilfe der CIA auf und unterstützten die Bildung der Al-Qaida, die damals aus genau diesen radikal-islamischen Kräften hervorging. Langjähriger Führer der Al-Qaida und Vertrauensmann der USA war ein milliardenschwerer saudi-arabischer Bauunternehmer namens Osama bin Laden ...

Der wahre Grund für die unterschiedlichen Strategien: Geld, Macht und das globale Finanzsystem

Nach ideologischen oder gar moralischen Gründen für die Politik der USA und ihrer Verbündeten im Nahen Osten zu suchen, ist also vergebene Mühe. Es geht Washington beim Wechsel zwischen Allianzen und Feindschaften ausschließlich um Geld, Öl und Macht.

Eine besondere Rolle fällt hierbei den Mainstream-Medien zu, die die Öffentlichkeit immer auf den jeweiligen (und sich oft selbst widersprechenden) Kurs der US-Regierung einschwören müssen. Das geschieht auf mehrere Arten und Weisen: Die häufigsten darunter sind die Unterschlagung von Informationen, das Schüren von Hass durch gezielte Übertreibung oder dreiste Fälschung.

Im Fall Saudi-Arabiens wird vor allem mit der ersten Variante gearbeitet: Die Unmenschlichkeit des Herrscherhauses wird nur selten erwähnt, über seine Kriege (wie den gegen den Nachbarstaat Jemen) wird nur spärlich berichtet, und Tatschen wie die, dass 15 der 18 Terroristen bei den Anschlägen auf das World Trade Center saudi-arabische Staatsbürger waren, werden großzügig übergangen. Aktuellster Beweis für die Sonderbehandlung Saudi-Arabiens: Dass Donald Trumps Einreiseverbot für Muslime neben einigen anderen Staaten ausgerechnet Saudi-Arabien ausnimmt, war keinem Mainstream-Medium auch nur eine Meldung wert.

Genau das aber zeigt, worum es beim Einreiseverbot für Muslime und im weiteren Sinne beim gesamten "Krieg gegen den Terror" geht: Beide dienen nicht der Verhinderung von Anschlägen, sondern tragen dazu bei, ihnen den Boden zu bereiten und helfen so mit, den USA genügend Vorwände zu liefern, um ihre ausschließlich den eigenen Interessen dienende Kriegspolitik im Nahen Osten auch in Zukunft fortzusetzen.

Ernst Wolff ist freier Journalist und Autor des Buches "Weltmacht IWF - Chronik eines Raubzugs", erschienen im Tectum-Verlag, Marburg.

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