Die Zauberer der Betriebssysteme
Eröffnung & Open Money Panel
Am Donnerstag Nachmittag begann die Konferenz Wizard of OS 2 im Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Eher zögerlich füllte sich das Auditorium zur Eröffnungsveranstaltung. Offensichtlich ist es den Veranstaltern nicht wirklich gelungen, das wichtige Thema populär genug umzusetzen. Immerhin - für heute werden deutlich mehr Besucher erwartet.
Während im kleinen Auditorium einige Leute der Vorstellung von 9 verschiedenen Content Managing Systemen folgten, war das große Auditorium für die von Felix Stalder moderierte Veranstaltung "Open Money" reserviert. Felix Stalder wies in seiner Einleitung darauf hin, dass verschiedene Typen von Geld verschiedene Ökonomien und damit verschiedene Kulturen ausmachen - eine These, über die er mit seiner Dissertation zum Thema "Making Money: Notes on Technology as Environment" (abstract) bereits ausgiebig gearbeitet hatte. In den letzten drei Jahren, betonte Stalder, konnte man einen heftigen Backlash gegen den freien Austausch von Dateien und Information im Netz beobachten. (vgl. Gegenreformation im Internet) Das herkömmliche Verständnis des Geldes versuchte die Formen des Werttausches im Netz einzuholen.
Thaer Sabri aus London stellte einleitend verschiedene Formen von Online-Geld vor, die seiner Meinung nach deshalb Akzeptanz fanden, weil sie eine bestimmte Notwendigkeit erfüllten und damit eine Nische besetzen konnten. Das Scheitern der meisten Formen von elektronischem Geld bedeute also nicht, dass dieses keine Zukunft habe. Sabri präsentierte: PayPal, das als eine Art Peer2Peer Geld etwa auf Ebay genutzt wird; Digicash, das den Nutzern den Vorteil der Anonymität verlieh und deshalb vor allem unter Pornokunden zirkulierte; Beenz - eine Art Mischung aus virtueller Währung und Rabattpunktesystem, also Geld, das man verdient, indem man sich nach den Wünschen der Marketingleute richtet; und das Micro-Intermediation-Verfahren.
Interessant an Beenz sei, sagte Sabri, dass Leute nicht bereit sind, für 25 Cent ihre Email-Adresse herauszugeben, aber dasselbe sehr wohl für 25 Beenz taten - zumindest solange die Investoren noch genug Geld in die Firma steckten und Promotion und Presse für die Popularität von Beenz sorgten;.
Nach dieser Vorstellung formulierte Keith Hart - Autor des Buches "Money in an Unequal World" - eher kulturtheoretische Ansätze, Geld zu denken. Er wies darauf hin, dass Gemeinschaften durch ihre Form des Austausches definiert werden und Geld u.a. ein Modus der Erinnerung sei - Erinnerung daran, wie viel einer Gemeinschaft etwas wert ist. Sein Freund Michael Linton, der bei einem "Local Exchange Trading System" arbeitet und das Projekt Open Money betreut, warnte etwas zu pathetisch vor herkömmlichem Geld. Es sei äußerst destruktiv und sollte durch "Community Currency" abgelöst werden.
Da blitzte sie zum ersten Mal auf, die große Nähe der Open Source Community, welche die "Wizard of Os"-Konferenz ja stark prägt, und ihre Nähe zum Hippietum. Open Money beispielsweise - und über wie viel Relevanz das Projekt besitzt, sei damit nicht geurteilt - das Open Money Projekt also geht von der These aus, Geld sei Information, und ebenso wie Information frei sein will, will Geld frei sein. Nun, wenn wir an der nächsten Information vorbeikommen, werden wir sie auf jeden Fall nach ihrem Willen fragen.
Der letzte Sprecher des Panels, Richard K. Moore, stellte sich mehr oder weniger kurz vor und betonte, dass er vor allem wegen seiner politischen Aktivität dort vorne auf der Bühne säße. Alles in allem blieb die Skizzierung des Themas doch etwas schematisch - man hatte das Gefühl, das jeder an einer bestimmten Ecke arbeitet, die interessant ist, aber hier in kein stimmiges Gefüge gebracht werden konnte.