Doppelter Absturz für Satellitentelefonfirmen
Iridium kündigt wahrscheinliche Einstellung des Dienstes an. Raketenstart für neues System schlägt fehl.
Keine gute Woche für hochfliegende Träume von globaler Telekommunikation mittels Handy. In einem offenen Brief auf der Homepage kündigte Motorola an, dass der Satellitentelefondienst Iridium wahrscheinlich per 17.März 2000 eingestellt wird. Am vergangenen Sonntag schlug der Start einer Rakete fehl, die den ersten Satelliten für ein Konkurrenzunternehmen in den Orbit hätte bringen sollen.
Im August letzten Jahres hatte Iridum LLC Bankrott nach US-Gesetz anmelden müssen, unter Bedingungen, die ein Weiterführen der Geschäfte und finanzielle Reorganisation erlauben. Doch die Suche nach einem Käufer oder Investor ist fehlgeschlagen. Motorola besitzt 20% Anteile am unabhängigen Unternehmen Iridium und hatte bisher für Schulden gut gestanden. Doch die Leidensbereitschaft ist offenbar erschöpft und der Bedarf nach Telefongesprächen aus der Wüste, einsamen Hochgebirge und anderen noch nicht erschlossenen Gebieten ist scheinbar doch geringer als erwartet. Motorola hat nun angekündigt, dass Iridium am 17.März um Mitternacht den Betrieb einstellt, falls sich bis 15.März kein Käufer findet. Die teuren Iridium-telefone werden dann nutzlos, weil sie sich für kein anderes System eignen.
Das Beispiel Iridium hatte ICO Global Communications nicht daran gehindert, ebenfalls einen satellitengestützten Telefon- und Datendienst aufzubauen. Am vergangenen Sonntag hätte der erste Satellit des 1995 gegründeten Unternehmens in die Erdumlaufbahn geschossen werden sollen. Als Startbasis diente eine konvertierte Ölbohrplattform, die am Äquator im pazifischen Ozean in Position gebracht worden war. Betreiber ist ein internationales Konsortium unter der Führung von Boeing und mit Beteiligung von Kvaerner, dem russischen Weltraumunternehmen Energiya und den ukrainischen Raketenbauern Yuzhnoye. Der Start verlief zunächst planmäßig, doch dann versagte die zweite Stufe der Zenit-3-SL-Rakete. Verletzt wurde niemand, weder die Startbasis noch das begleitende Kommandozentralenschiff wurden beschädigt, doch der Satellit wurde dabei zerstört. Laut Auskunft eines Sprechers von ICO Global Communications sei der Satellit voll versichert gewesen. Bis zum Jahr 2003 sollen 12 Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht werden, doch auch 10 würden bereits genügen, um das System zu betreiben. 2 Satelliten seien von vorneherein als Backup für solche Vorfälle gedacht gewesen. Auch ICO hatte in der Vergangenheit bereits mit finanziellen Problemen zu kämpfen gehabt, doch anders als Iridium gelang es ihnen, die Unterstützung des Teledesic-Gründers Craig McCaw zu erhalten.