Dreht Algerien Spanien den Gashahn zu?

Seite 2: Energieknappheit in Spanien und Portugal verschärft

Doch schon im vergangenen Jahr hatte Algerien die Lieferungen nach Marokko eingestellt, nachdem ein Vertrag ausgelaufen war. Schon deshalb floss über die Maghreb-Europa-Pipeline auch kein Gas mehr nach Spanien und Portugal, wodurch sich die Energieknappheit in beiden Ländern deutlich zugespitzt hat.

Im Hintergrund des Konflikts steht, dass die ehemalige Kolonialmacht Spanien ausgerechnet unter dem Sozialdemokraten Pedro Sánchez in der Westsahara-Frage auf den Kurs eingeschwenkt ist, den US-Präsident Donald Trump kurz vor seinem unrühmlichen Abgang eingeschlagen hatte. Der hatte, gegen alle Resolutionen der Vereinten Nationen (UN) zur Entkolonisierung der "letzten Kolonie Afrikas" plötzlich die Souveränität Marokkos über die Westsahara anerkannt.

Soweit ist Spanien zwar noch nicht, aber die Regierung sieht in der von Marokko vorgeschlagenen Autonomielösung den Weg, um den Konflikt zu lösen.

Wenige Stunden vor der algerischen Erklärung hatte Sánchez die marokkanischen Autonomiepläne, erneut als "solideste, realistischste und glaubwürdigste Grundlage" für eine Konfliktlösung bezeichnet. Das brachte das Fass in Algier zum Überlaufen. Unterstützt wird die PSOE aber von keiner Partei. Sogar der Koalitionspartner "Unidas Podemos" hatte mit der Opposition und mit anderen Unterstützern der Regierung im Parlament zur Rückkehr der früheren Westsahara-Politik gestimmt.

Der Podemos-Sprecher Pablo Echenique bezeichnet nun erneut Marokko als "Aggressionsmacht", die sich immer weiter von der internationalen Legalität entferne.

Westsahara-Politik "nicht zu rechtfertigen"

Algerien begründet den Abbruch der Handelsgeschäfte mit der spanischen Westsahara-Politik, die "nicht zu rechtfertigen" sei. Das Vorgehen sei "illegal und illegitim". Die derzeitige spanische Regierung unterstütze die Besatzungsmacht und sorge mit "fadenscheinigen Argumenten für koloniale vollendete Tatsachen".

Auch die Bemühungen der Vereinten Nationen würden konterkariert. Eigentlich hätte längst ein Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara durchgeführt werden sollen. Es war Grundlage für den Waffenstillstandsvertrag mit der Befreiungsfront Polisario 1991, das die UN-Mission "Minurso" überwachen sollte.

Das Referendum wurde aber von Marokko stets systematisch hintertrieben. Nach dauernden Provokationen und militärischen Aktionen durch Marokko beendete die Polisario schließlich im November 2021 die Waffenruhe. Seither tobt in der Sahara ein weitgehend unbeachteter Krieg. Dieser bekommt immer mehr Chancen, sich zu einem regionalen Krieg auszuweiten, da Marokko Algerien seit langem als "wahre Konfliktpartei" bezeichnet.